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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Anziehungskraft. Ich habe ihn ein paarmal und immer in aller Öffentlichkeit getroffen, aber nie etwas gesagt, was irgend jemand nicht hören dürfte.«
    Maggie setzte sich ebenfalls wieder und strich sich mit staubigen Fingern die Haare aus dem Gesicht. Wie sie selbst handelte Hélène meistens aus Instinkt, der ge-wöhnlich ein verläßlicherer Führer als die Vernunft war.
    »Glaubst du, der Oberst könnte in ein Komplott gegen Frankreich verwickelt sein?«
    »Nein«, erwiderte Hélène ohne Umschweife. Sie sah endlich Maggie in die Augen. »Ich werde mich für dich um ihn kümmern.«
    Maggie setzte sich mit bösen Ahnungen im Stuhl auf.

    »Hélène, was hast du vor? Wenn der Oberst wirklich Le Serpent ist, dann ist er gefährlich! Das ist er wahrscheinlich so oder so.«
    Hélène lächelte schwach. »Ich habe nichts vor, was mich oder deine Untersuchung gefährdet.« Als sie die Protestregung auf dem Gesicht ihrer Freundin sah, setzte sie hinzu: »Du kannst mich nicht aufhalten, das weißt du. Ich stehe nicht bei dir im Sold. Ich bin eine freie Agentin, die mit dir zusammenarbeitet, weil wir dasselbe Ziel haben.«
    Maggie seufzte und musterte Hélènes weiche Züge und ihr zartes Gesicht. Ihre Freundin sah zwar aus wie ein neugeborenes Lamm, war aber mutig und gewitzt.
    Wenn sie entschlossen war, von Fehrenbach näherzukommen, dann konnte Maggie nur warten und hoffen, daß etwas Nützliches dabei herauskam.

    Robin kam auf Maggies Bitte spät am Abend in ihr Haus. Der Mond stand halb am Himmel, doch es war hell genug, daß der Mann, der am Fenster im Haus gegen-
    über saß, keine Schwierigkeiten hatte, ihn zu identifizieren. Blond und schön wie Luzifer, ganz wie der Duke ihn beschrieben hatte.
    Der Beobachter setzte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück und war froh, daß sein Posten so bequem war. Es war unwahrscheinlich, daß der Mitternachtsgast die appetitliche Gräfin sehr schnell wieder verlassen würde.
    Er hatte keine Ahnung, daß ein zweites Paar verborgener Augen das gleiche Haus beobachtete.

    Maggie schlief schlecht, nachdem Robin gegangen war.
    Er hatte die Zeichnungen der Wappen für vielversprechend gehalten und plante, sie verschiedenen Gestalten aus der Pariser Unterwelt zu zeigen. Vielleicht würde sich eine Zunge lösen lassen.
    Robin selbst hatte wenig Neues zu berichten, was Maggie nervös machte, da sie eine Ahnung hatte, daß er etwas vor ihr verbarg. Das konnte eine Reihe von Gründen haben, wahrscheinlich war aber, daß er sie zu schützen versuchte, was ihr einmal mehr verdeutlichte, wie gefährlich dieses Geschäft war. Sie wünschte sich zutiefst, daß die Verträge endlich unterschrieben sein würden, so daß sie nach England zurückkehren konnte -
    nach England, wo es Frieden, Ruhe und Sicherheit gab.
    Sie schlug die Augen wieder auf und starrte blicklos in die Finsternis. Der Gedanke an ein kleines Landhaus in England war weniger attraktiv als noch ein paar Wochen zuvor. Auch wenn sie den Frieden zu schätzen wußte, würden die Tage sich ereignislos und leer dahinziehen.
    Sie konnte Spazierengehen und lesen, Freundschaften schließen und morgendliche Besuche machen - Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr …
    Keine besonders aufregende Aussicht. In diesem Leben der lupenreinen Ehrbarkeit, nach dem sie sich ge-sehnt hatte, wäre sie ziemlich einsam. Es gäbe keine Männer wie Rafe, mit denen man verbale Schlachten austragen konnte, niemanden, der empörende Angebote machte.
    Bei diesem Gedanken lachte sie leise. Aus Erfahrung wußte sie, daß es schon genug Männer geben würde, die letzteres tun würden, nur wäre keiner dabei, der ihr ge-fiele. Und das war wohl letztendlich auch der wirkliche Grund für ihre Ruhelosigkeit.
    Rafe Whitbourne war immer noch der faszinierendste Mann, den sie je getroffen hatte: intelligent, mehr als nur ein wenig arrogant, manchmal zärtlich, manchmal ein Rätsel. Und verdammt und aufreizend gutaussehend. Er hatte Frauen bezaubert, seit er kein Junge mehr war, und da war es doch kein Wunder, daß sie sich in die Schar seiner Bewunderinnen einreihte.
    Von dem gereiften, distanzierten Standpunkt ihrer einunddreißig Jahre erkannte sie, wie glücklich sie sich schätzen konnte, daß sie nicht geheiratet hatten. Sie beide waren damals fast noch Kinder. Sie war so in Rafe verliebt gewesen, daß es ihr niemals in den Sinn gekommen war, Rafe könnte sich Mätressen halten, wie die meisten Männer in seinem Alter und seiner Position. Sie wäre

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