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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ich dich selbst zu Anderson.«
    Maggie wußte nicht, ob sie amüsiert, alarmiert oder empört über sein hochnäsiges Befehlsgehabe sein sollte.

    Rafe starrte sie jedoch nur weiterhin an. »Wenn du glaubst, ich lasse dich in dem Aufzug allein durch die Straßen gehen, dann hat dir der Tritt gegen den Kopf doch mehr geschadet, als der Arzt behauptet. Jede Nacht werden in Paris Leute umgebracht - erst gestern hat man zwei Leichen am Platz du Carousel gefunden. Und wo wir gerade beim Thema Arzt sind …« Er nahm ein kleines Fläschchen in die Hand und warf es ihr zu. »Der Doktor hat das hier für dich dagelassen, denn er war ganz sicher, daß du teuflische Kopfschmerzen haben würdest. Wenn du dich jetzt freundlicherweise aus dem Zimmer bewegen würdest, denn ich möchte mich anziehen.«
    Ohne darauf zu warten, daß sie ging, schwang er die Beine aus dem Bett und stand in seiner herrlichen Nackt-heit vor ihr. In dem Wissen, daß sie sofort verschwinden mußte, wenn sie ihn nicht einfach wieder zurück ins Bett ziehen wollte, schlug sie hastig die Augen nieder und strebte auf die Tür zu.
    Sobald Rafe die Möglichkeit von Kopfschmerzen er-wähnt hatte, bemerkte sie, wie sehr ihr Schädel hämmerte. Als sie im Salon stand, schluckte sie sofort eine von den Pillen aus dem Fläschchen.
    Wie schade, daß Herzschmerzen sich nicht genauso leicht wegschlucken ließen.

    Zu schlecht gelaunt, um auf den Kammerdiener zu warten, begann Rafe, sich selbst zu rasieren. Sein Innerstes koch-te. Dankbarkeit und Entschuldigungen - das war es nicht, was er von Maggie hatte haben wollen. Sie hätte unsterblich in ihn verliebt sein sollen - so albern und lächerlich es auch war, wie er erkannte. Doch als er erwacht war und sie zusammengekauert auf der Fensterbank hatte sitzen sehen, begriff er sofort, daß es über Nacht keine wunder-same Wandlung ihrer Gefühle gegeben hatte.

    Seine Hand krampfte sich unwillkürlich um den Griff seines Rasiermessers, und augenblicklich fühlte er den kurzen Schmerz an seinem Hals. Fluchend sah er das Blut in die Porzellanschüssel tropfen. Himmel, wenn er nicht aufpaßte, würde er sich noch versehentlich selbst die Kehle durchschneiden. Er preßte sich ein Tuch auf den Schnitt. Was zum Teufel geschah mit ihm?
    Margot geschah mit ihm, das war es. Er war immer stolz auf sein zivilisiertes, vernünftiges Benehmen gewesen. Im House of Lords und unter Freunden war er dafür bekannt, die gegensätzlichsten Parteien auf einer gemeinsamen Basis zu vereinen.
    Doch in dem Augenblick, in dem er in der österreichischen Botschaft Margot wiedererkannt hatte, hatte sein Zerfall eingesetzt. Er hatte in den letzten zwei Wochen öfter seine Beherrschung und seinen Verstand verloren als im ganzen letzten Jahrzehnt. Nun wurde es deutlich, daß er zu seinem Ruf, ausgeglichen zu sein, nur deswegen gekommen war, weil es bisher niemanden in seinem Leben gegeben hatte, der ihm genug bedeutet hatte, um ihn seine gepriesene Selbstkontrolle verlieren zu lassen.
    Er konnte Margot in solch einem Zustand nicht gegen-
    übertreten, also zwang er sich dazu, tief und regelmäßig zu atmen. Sie war aufrichtig zu ihm gewesen, was die Gründe anging, warum sie hatte mit ihm schlafen wollen.
    Also besaß er kein Recht, deswegen so zornig auf sie zu sein. Um seines eigenen Stolzes willen mußte er aufhören, sich wie ein alberner Schuljunge zu benehmen.
    Er nahm das Tuch von dem Schnitt und sah, daß die Blutung aufgehört hatte. Margot hatte es geschafft, sich nach dem Schrecken der gestrigen Nacht zusammenzurei-
    ßen, und das sollte er auch können. Er sollte lieber stolz darauf sein, daß seine Bemühungen zu ihren Gunsten so einen heilsamen Effekt gehabt hatten.

    Ja, und das war er. Verdammt stolz.

    Als Rafe angezogen war und sich zu Maggie gesellte, hatte er sich wieder ganz unter Kontrolle. Nachdem sie ihm einen wachsamen Blick zugeworfen hatte, entspannte sie sich. Er war froh, daß er offenbar noch den Anschein auf-rechterhalten konnte, ein zivilisierter Mann zu sein.
    Es gab nicht viel zu sagen, als sie frische Croissants und exzellenten Kaffee genossen, und auf der anschlie-
    ßenden Fahrt zu Andersons Wohnung ebenso wenig. Dann erreichte die Kutsche den Rand des Place du Carousel, wo ihr Wagen durch eine Menschenansammlung gezwungen war, anzuhalten.
    Der Kutscher wendete vorsichtig, und Maggie und Rafe sahen, daß der Platz durch Tausende von österreichisch-ungarischen Soldaten abgesperrt war, deren weiße Uniformen in der

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