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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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widerstand der Versuchung, ihn ein letztes Mal zu küssen.
    Da ihre Kleider sorgfältig zusammengefaltet auf dem Stuhl lagen, zog sie sich ohne Umschweife an und zuckte zusammen, weil ihre Prellungen und Schürfwunden schmerzten. Grobe Stiche hielten die schlimmsten Risse in ihren Kleidern zusammen, so daß sie zumindest einigermaßen anständig aussah. Nun … abgesehen davon, daß sie wie ein Mann gekleidet war.
    Dann setzte sie sich auf die Fensterbank, zog die Knie an, schlang die Arme darum und wartete, daß Rafe erwachte.
    Etwa eine Viertelstunde später regte er sich. Seine erste Bewegung ging zu der Seite des Bettes, auf der Maggie gelegen hatte. Ihr Fehlen weckte ihn schließlich ganz, er stützte sich auf einen Ellbogen und blickte sich suchend im Zimmer um, bis er sie auf der Fensterbank entdeckt hatte.
    Er entspannte sich wieder und starrte sie quer durch den Raum mit nicht zu deutender Miene an. Maggie mußte feststellen, daß sie sich von dem Vlies seiner schwarzen Haare auf der Brust ablenken ließ. Letzte Nacht hatte sie sie mit dem Tastsinn erfahren, doch auch der Anblick bereitete ihr Vergnügen.
    In der Hoffnung, daß etwas von der Nähe der letzten Nacht geblieben war, sagte sie zögernd: »Guten Morgen.«

    Er musterte sie mit schrecklich kühlen, grauen Augen.
    »Ist das ein guter Morgen?«
    Er wollte es ihr also schwermachen. Maggie schwang die Füße zu Boden und zwang sich, seinem Blick zu begegnen. »Nun, ich bin am Leben, wofür ich zutiefst dankbar bin. Wenn der Mob fertig gewesen wäre, wäre von mir sicher nicht viel übriggeblieben.« Sie empfand wieder die Panik der Erinnerung, zwang sie jedoch rasch nieder. »Ich kann dir mit Worten nicht genug danken, was du für mich getan hast.«
    »Das ist auch nicht nötig«, fauchte er mit Augen wie Eissplitter. »Ich habe es nicht getan, weil ich Dankbarkeit wollte.«-
    Voll Furcht begriff sie, daß sie die Ereignisse der gestrigen Nacht ansprechen mußte. Wenn sie es nicht tat, wür-de er es tun, und sie hatte Angst vor dem, was er sagen könnte. »Ich muß dich auch um Verzeihung bitten«, sagte sie unsicher. »Du hast mein Leben gerettet, und ich habe dich auf unverzeihliche Art benutzt. Meine Bitte an dich, war… ein Angriff auf Ehre und guten Geschmack. Du hast mir geholfen, einen Alptraum zu überleben - ich kann nur hoffen, daß du in deinem Herzen auch vergeben kannst.«
    Mit beißendem Unterton antwortete Rafe: »Denken Sie nicht mehr daran, Gräfin. Ich bin sicher, daß eine Frau von Ihrer Erfahrung weiß, wie gerne Männer verwirrten Frauen zu Diensten sind. Und du bist bemerkenswert talentiert. Es war mir ein ausgesprochenes Vergnügen, die an-gebotene Ware zu nehmen.«
    Es war wie eine Ohrfeige in Maggies Gesicht. Sie hatte zwar geahnt, daß er wütend sein würde, doch dies war schlimmer, als sie es sich hatte vorstellen können. Kein Mann würde es mögen, als Betäubungsmittel gegen den Schmerz benutzt zu werden, aber dieser hier verabscheute es besonders. Stolz war unzweifelhaft das tiefste seiner Gefühle, und den hatte sie ernsthaft verletzt.
    Wenigstens spottete er nicht, weil ihr die Worte der Liebe entschlüpft waren, als all ihre Schutzschilde herun-tergerissen waren und ihr Herz einmal die Wahrheit sagen durfte. Wenn er sich über ihre unbedachte Liebeserklä-
    rung lustig gemacht hätte, wäre es unerträglich gewesen.
    Doch tief in ihrem Inneren konnte Maggie nicht bereuen, was sie getan hatte, auch wenn sie wußte, wieviel es sie in Zukunft kosten würde. Ruhig wiederholte sie: »Es tut mir leid.« Dann stand sie auf und wandte sich zum Gehen.
    Seine Stimme schnitt wie ein Peitschenhieb durch das Zimmer. »Wohin zum Teufel willst du jetzt?«
    Sie blieb stehen, sah ihn aber nicht an. »Zu Robin na-türlich. Ich muß mit ihm reden.«
    »Soll das heißen, ich wäre tatsächlich fähig gewesen, in deinem irrationalen weiblichen Hirn ein paar Zweifel zu säen?«
    Nun wandte sie sich doch zu ihm um. »Ja, verdammt, das warst du! Nun muß ich ihm die Chance geben, sich zu rechtfertigen!«
    Er saß aufrecht im Bett, und seine Augen bohrten sich in ihre. »Und was, wenn er das nicht zufriedenstellend kann?«
    »Ich weiß nicht.« Ihre Schultern sanken herab. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Klingle nach dem Frühstück, wenn du im Salon bist.
    Ich bin in fünfzehn Minuten fertig, um dich zu begleiten.«
    Als sie protestieren wollte, schnitt er ihr das Wort ab.
    »Du gehst nicht, ohne etwas gegessen zu haben. Danach bringe

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