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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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und zu schmerzlich, als dass er die harte Linie mit dem Mann fahren wollte.
    »Ich werde herausfinden, was passiert ist«, versprach Ray, »und wenn es so weit ist, werden Sie es als Erster erfahren.«
    »Es ist völlig unmöglich, dass der Mistkerl gewusst haben kann …«
    Granville musste den Satz gar nicht beenden. Ray wusste auch so, was er meinte.

    »Nein«, versicherte Ray ihm. »Niemand sonst weiß davon.« Niemand musste davon erfahren. Es war zu spät, dieses Unrecht wiedergutzumachen.
    Das sagte er sich nun schon seit über zehn Jahren; vielleicht würde er es schließlich selbst glauben.
    »Ich danke Gott, dass seine Mutter das nicht mehr miterleben musste.« Granvilles Stimme klang zittrig.
    Ray nickte. Nichts, was er sagen könnte, würde ausreichen. Das hier war eine Tragödie, die kein Vater erleben wollte. Zum Abschluss ermahnte Granville ihn noch, ihn auf dem Laufenden zu halten, und verließ das Büro etwas weniger theatralisch, als er es betreten hatte.
    Die Gegensprechanlage auf Rays Schreibtisch summte, gefolgt von der Ansage: »Chief, Deputy Caruthers wartet mit Clint Austin im Vernehmungszimmer.«
    »Ich bin gleich da.«
     
     
    14.15 Uhr
     
    Clint hatte es abgelehnt, seinen Bewährungshelfer dazuzuholen; er war über seine Rechte aufgeklärt worden, und jetzt schmorte er im selben Besprechungsraum, in dem er auch nach dem Mord an Heather Baker verhört worden war. Nur schwitzte er diesmal nicht. Er hatte nichts Unrechtes getan, und niemand konnte ihm die Tat anhängen.
    Außerdem war er nicht mehr derselbe.
    Im Moment war er zwar ein wenig unsicher wegen vieler Dinge, doch dass die Polizei von Pine Bluff ihn schikanierte, gehörte nicht dazu.
    Der Geruch von Emilys Haut … innere Bilder von gestern
Morgen blitzten in seinem Kopf auf. Sie war noch Jungfrau gewesen … und hatte es ganz wild mit ihm getrieben … ihn dazu verführt, auf diese Weise mit ihr zu schlafen. Er hätte es nicht zulassen sollen, aber er war nicht stark genug gewesen, war nicht fortgegangen. Er wollte einfach nicht mehr daran denken. Es war doch nur noch eine Grenze, die er überschritten hatte; es würde ihn nirgendwohin führen. Dass er so mit Emily intim gewesen war, hatte ihn irgendwie geschwächt … auf eine Weise machtlos gemacht, wie er es nie wieder sein wollte.
    Nicht, dass er sich Sorgen machen musste. Sie war so schnell weggelaufen, dass er noch immer keinen klaren Gedanken fassen konnte. Sie würde auch nicht zurückkommen. Sie war mit siebzehn zu gut für ihn gewesen, und sie war auch jetzt zu gut für ihn.
    Das Gefühl nicht zu kennen, sie zu berühren, war schon die reine Folter gewesen, doch es zu kennen und sie dann nicht zu berühren, war eine Qual, die er auch nicht im Entferntesten ergründen wollte.
    Die Tür ging auf, und Ray Hale kam mit zwei Tassen Kaffee herein. Er stellte die eine vor Clint auf den Tisch und behielt die andere in der Hand.
    Dann ließ er sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen und rieb sich die Augen, als hätte er heute Morgen zu viel gesehen.
    »Du musst mir sagen, ob du irgendetwas über Keith Turners Tod weißt.« Er zog seinen Notizblock mit Bleistift hervor.
    Er hat es nicht Mord genannt. Wahrscheinlich wartet er auf die Autopsieergebnisse . »Ich weiß nichts darüber. Ich habe Turner Samstagnacht getroffen, seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«

    »Was ist mit Troy Baker?«
    Clint schüttelte den Kopf. »Nicht seit er, stockbesoffen, bei mir zu Hause aufgekreuzt ist und sich wie ein Idiot aufgeführt hat.«
    »Ich werde also keine Anhaltspunkte dafür finden, dass du im Steinbruch gewesen bist?«, hakte Ray nach, nachdem er sich einige Notizen gemacht hatte.
    »Ausgeschlossen. Ich bin gestern am Tag und die ganze Nacht zu Hause gewesen.« Er sah die Skepsis in Rays Blick. »Bis die Versicherungsgesellschaft morgen oder übermorgen den Wohnwagen zu mir herausbringt, wohne ich in der Scheune.«
    »Wenn du in einem Bett schlafen und eine heiße Dusche haben willst«, sagte Ray, dessen harte Gesichtszüge ein wenig weicher wurden, »es gibt da eine Unterkunft in der Methodistenkirche … und die alte Jagdhütte, die ich nie benutze. Ist zwar ziemlich rustikal, aber es gibt dort fließendes Wasser und ein Bad.«
    Clint brauchte Rays Mitleid nicht. »Ich komm schon klar.« Fast hätte er Ray gefragt, ob er sich eigentlich aller Verdächtigen so väterlich annähme, aber das hätte ihn nur verärgert.
    Ray blickte in seine Tasse, als könnte er die Antworten, die er

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