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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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Das musste er doch wollen. Er war schließlich der Hüter des Gesetzes. »Und was ist mit dem wahren Mörder? Wenn Austin unschuldig ist, bedeutet das, dass der wahre Mörder davonkommt.«
    »Emily, es gibt keine weiteren Indizien als die, die zu Clints Verurteilung geführt haben«, sagte er ruhig, aber fest. »Keine einzige Spur. Ich kann da nichts machen.« Er stand auf und ließ sie damit wissen, dass das Gespräch beendet war. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie gekommen sind, Emily. Vielleicht müssen wir Sie nochmals einbestellen, sobald wir einen genaueren Todeszeitpunkt haben.«
    Sie erhob sich, verwirrt und zögernd. »Natürlich.«
    Was war hier eben passiert? Sie ging aus Rays Büro und durch das Vorzimmer, ohne dass sie sich noch einmal umwandte. Seit wann war Ray nicht mehr Clints Verbündeter?
    Als wichtigster Hüter des Gesetzes in der Stadt hätte Ray sich doch für die Information interessieren müssen, die ihr Vater ihm gegeben hatte. Warum rief er dann nicht Sid Fairgate an, um sich die Information bestätigen zu lassen?
    Vielleicht hing es ja mit dem Tod von Keith zusammen.
    Oder Ray war mit anderen Dingen beschäftigt.
    An der Tür angekommen, drehte sie sich um. Es wunderte sie ein wenig, dass Ray ihr nicht hinterhersah. Er hatte sie also unbedingt loswerden wollen.
    Aber das erklärte nicht, warum er darauf bestanden hatte, dass weitere Untersuchungen des Mordes an Heather keinen Sinn machten. Er hätte ja sagen können, dass
man das später erledigen wollte, nachdem Keiths Tod aufgeklärt wäre. Aber Ray hatte gesagt, dass es keinerlei Indizien gebe, die auf jemand anderen hinwiesen als auf Clint. Mit anderen Worten: Warum nach einem anderen suchen? Der Fall war abgeschlossen. Ende der Geschichte.
    Das war falsch.
    Ray ignorierte die Tatsachen. Sie zögerte. Vielleicht verbarg er ein eigenes Geheimnis. So wie das offenbar alle anderen auch taten, verdammt noch mal.

30
    Turner-Villa
21.30 Uhr
     
    Justine blieb am Eingang stehen und gab die Codenummer ein, die sie auswendig kannte. Das Tor aus massivem Schmiedeeisen öffnete sich, langsam, herrschaftlich, wie Arme, die einen willkommen hießen. Endlich hatte sie eine Einladung erhalten, wenngleich auch unausgesprochen. Man musste nicht über telepathische Fähigkeiten verfügen, um zu wissen, dass Granville sie jetzt brauchte.
    Langsam fuhr sie die lange, geschwungene Auffahrt zu der großen, prachtvollen Villa im Kolonialstil hinauf, deren Anblick ihr nach wie vor den Atem verschlug.
    Genau hierher gehörte sie.
    Seufzend nahm sie die belaubten Zweige der alten Eichen und Ahornbäume wahr, die dem saftig grünen Rasen
und der geschwungenen kopfsteingepflasterten Auffahrt Schatten spendeten. Es gab im ganzen Bundesstaat Alabama kein Haus, das auch nur entfernt so erlesen oder zeitlos klassisch war wie dieses.
    Nachdem sie vor dem Haus angehalten hatte, stieg sie aus dem elf Jahre alten Audi aus und schloss die Fahrertür. Es war lange her, dass er ihr den Wagen geschenkt hatte. Höchste Zeit für ein Upgrade. Er würde sie mit allen möglichen Geschenken überhäufen. Nie wieder würde sie irgendjemanden sonst brauchen. Nur Gran. Sie könnten zusammen alt werden, aber sie würde immer jünger und schöner sein als er. Sie würde ihm genau das schenken, was er brauchte, bis der Tod sie schied.
    Sie betrachtete das wunderschön angelegte Grundstück, das sich in drei Himmelsrichtungen erstreckte, so weit das Auge reichte. Leicht hügelige Weiden mit grasenden Pferden bedeckten das Land zwischen dem Haus und den baumbestandenen Bergen, die sich fast bis an das Anwesen hinabschwangen. Das war es, was sie wollte, seit ihrer Mädchenzeit. Reich sein, alles haben, was ihr Herz begehrte. Und jetzt, endlich, war es zum Greifen nah.
    Ganz gleich, wie viele Male sie Granville in der Vergangenheit glücklich gemacht hatte, er war seiner snobistischen Frau immer treu ergeben gewesen. Aber jetzt war sie aus dem Weg geräumt. Es gab nichts mehr, was Justine stoppen konnte.
    Sie stieg die Stufen hinauf, ließ sich einen Augenblick Zeit, um ihren Lieblingslippenstift, geeiste Kirsche, nachzuziehen und das eng anliegende schwarze Kleid glatt zu streichen; dann klingelte sie. Alle Bediensteten hatten inzwischen das Haus verlassen. Er würde ganz allein sein.
    Trauern.
    Er war seit einem halben Jahr Witwer, ausreichend Trauerzeit, nach Justines Meinung. Nun stand er vor der schmerzlichsten Tragödie seines Lebens – dem Verlust seines Sohnes und einzigen

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