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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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Kindes.
    Ja, jetzt war sie an der Reihe. Ihr ultimatives Ziel war zum Greifen nah. Er würde erkennen, dass er sie mehr denn je brauchte. Sie abweisen und zur Seite drängen, damit war es nun vorbei. Endlich würde sie ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft einnehmen.
    Ein Flügel der hohen Eingangstür schwang nach innen, und ein zerzauster Granville sah sie über seine schief sitzende Lesebrille hinweg an. »Justine?«
    »Ich war den ganzen Tag nicht in der Stadt.« Er musste ja nicht wissen, dass das eine Lüge war, dass sie in Wirklichkeit gewartet hatte, um ihm Zeit zu geben, sich tiefer seiner Trauer hinzugeben. Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Ich bin sofort hergekommen, nachdem ich davon erfahren habe.«
    »Mein Junge ist wirklich tot.« Seine Lippen zitterten, als er die Worte aussprach.
    Großer Gott, das war ja nur noch der Schatten des Mannes, den sie von anderen Umständen her kannte.
    »Gran, Schatz, hast du auch gegessen? Du siehst ganz erschöpft aus.«
    Verwirrung ließ sein Gesicht müde und unsicher wirken, anstatt beherrschend und machtvoll.
    »Du solltest nicht allein sein.« Sie ging ins Haus, drängte ihn zur Seite. »Komm, du musst eine Suppe essen.« Sie schloss die Tür. »Und einen kleinen Brandy trinken.«
    Den Brandy vielleicht zuerst , dachte sie, wenn man
Granvilles aktuelle Verfassung sah. Sie geleitete ihn in den Raum zur Linken, das Herrenzimmer, wie er es gern nannte. Dort rauchte er seine Zigarren, bewahrte seine teuren Alkoholika und Whiskys auf.
    Becky klopfte mit dem Schwanz auf den Boden, als ihr Herrchen und seine Besucherin das Zimmer betraten. Der Blick aus den großen, seelenvollen Augen der Jagdhündin folgte ihren Bewegungen, allerdings machte sie sich nicht die Mühe aufzustehen.
    »Setz dich; ich hol dir etwas zur Beruhigung.«
    Justine eilte hinter die Bar und wählte den Raynal aus, den er am liebsten trank. Während sie einen ordentlichen Schluck eingoss, behielt sie ihn im Auge. Er hatte nicht Platz genommen, wie sie vorgeschlagen hatte, und jetzt erkannte sie den Grund. Überall, auf jeder freien Fläche, lagen Fotos.
    Fotos seiner armen, toten Familienangehörigen.
    Na, er würde sie bald vergessen. Dafür würde sie schon sorgen. Sie würde ihm beistehen. Seine Hand halten und alles andere, was gehalten werden musste, und wenn diese Ermittlungen über Keiths Tod beendet wären, würde Granville Turner ihr ganz allein gehören. Und sie würde endlich das Leben führen, das sie verdiente.
    Sie ging dorthin, wo er stand und auf das Chaos starrte, das er mit den Fotos aus dem Familienalbum angerichtet hatte.
    »Hier, Schatz, trink das.« Sie drückte ihm das Glas in die Hand. »Ich räume mal auf für dich. Wir wollen doch nicht, dass irgendwelche dieser kostbaren Andenken beschädigt werden.«
    Sie beugte sich dahin und dorthin, hob die Fotos auf, steckte sie ordentlich in die Designer-Kartons, wahrscheinlich
vom Feinsten, absolut säurefrei, in denen kein Foto jemals vergilbte. Aber nichts konnte ihr gleichgültiger sein. Sie interessierte vielmehr, wie viel Bein sie jedes Mal zeigte, wenn sie in die Hocke ging und einen Stapel Fotos aufhob. Oder wie hübsch ihr Hintern in der schwarzen Seide dabei aussah.
    Sie hatte das Kleid nur für ihn ausgesucht. Sie wusste ja, wie gern er kurze schwarze Kleider mochte, die so eng wie eine zweite, jugendliche Haut saßen.
    »Bitte.« Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete, was sie erreicht hatte. »Na, darfst du schon den zweiten, Gran?« Sie lächelte, zuckersüß. Er brauchte sie, und sie wollte da sein. Auf diesen Augenblick hatte sie lange gewartet. Das Glas war leer, aber er würde keinen zweiten Drink brauchen. Er hatte den Blick auf ihre Brüste geheftet, kaum dass sie sich zu ihm umgewandt hatte.
    »Hier, gib mir das.« Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und stellte es auf den Sofatisch. Sie kam näher … nahe genug, dass er ihr Parfüm riechen konnte, sein Lieblingsduft, und hauchte: »Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Gran?«
    Er sah sie aus seinen blassen, wässrigen Augen an. »Du bist die Einzige, die je verstanden hat, was ich brauche.«
    »Natürlich verstehe ich dich.« Sie strich ihm über das stoppelige Kinn. Er hatte sich nicht einmal rasiert. So anders als der Granville, den sie kannte. »Mach dir über nichts Sorgen. Ich werde mich gut um dich kümmern.« Sie hockte sich auf die Knie und lächelte liebevoll zu ihm hinauf.
    Seine breite Brust hob und senkte sich; die

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