Wie ein dunkler Fluch
zeigten keine Reaktion. Gut fünf Meter vor dem Eingang blieb McBride stehen.
»Keiner geht über diesen Punkt hinaus, ich sehe erst einmal allein nach.«
Vivian wollte widersprechen, tat es aber nicht. Schaffer lieferte die erforderlichen Handschuhe, da Vivian die in ihrer Tasche bereits gebraucht hatte und ihre Handtasche im Explorer lag.
Immer noch keine Reaktion von den Hunden. Und trotzdem war sie innerlich enorm erregt. Das hier musste das richtige sein … Alyssa musste dort drin sein.
McBride streifte die Handschuhe über und trat vor. Als Vivian ihm nicht folgte, blickte er nach hinten. »Kommen Sie?«
Verwundert, dass er sie in sein Vorhaben einbezog, streifte sie die Handschuhe über und beeilte sich, ihn einzuholen.
Die Tür war geschlossen, das Schloss verriegelt.
»Holcomb!« McBride machte dem Friedhofsverwalter ein Zeichen, dass er mitkommen sollte.
Holcomb eilte mit dem Schlüsselbund herbei.
McBride hielt die Hand hoch: Er sollte ein, zwei Meter davor stehen bleiben. »Werfen Sie mir die Schlüssel zu.«
Holcomb tat, wie ihm geheißen. »Die Schlüssel nützen Ihnen nichts.« Er zeigte auf die Tür. »Das ist keins von unseren Schlössern.«
»Herrgott nochmal«, brummelte McBride. »Hol mir jemand einen Bolzenschneider.«
Agent Schaffer lief mit Holcomb im Eilschritt zum Memorial-Gebäude zurück. Die Minuten verrannen, mit jeder Sekunde nahm Vivians Panik zu.
Selbst McBride wirkte mittlerweile unruhig. Brauchte mehr Aspirin oder vielleicht auch Kaffee. Wahrscheinlich würde er ihr sagen, dass er in Wirklichkeit einen ordentlichen Drink brauchte. Falls er rechtzeitig Alyssa fand, würde sie McBride jeden Drink spendieren, den er haben wollte.
Als der Bolzenschneider schließlich in McBrides Hand lag, hatte Vivian das Gefühl, als zerspränge ihr gleich das Herz. Er knackte das Schloss und warf den Bolzenschneider beiseite.
»Ich brauche Schuhüberzieher«, sagte er zu niemand Besonderem.
Herr im Himmel. Selbst Vivian hatte sie vergessen. Agent Davis eilte mit Schuhüberziehern herbei.
Komplett präpariert, folgte sie McBride in das Mausoleum, die Hand auf dem Griff ihrer Waffe. Als Erstes fiel der Geruch auf. Anders als vorher – kein Blut, keine Verwesung. Dieser Geruch war unverkennbar. Stinktier. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie hielt sich den Handrücken vor die Nase und wünschte, sie hätte Wick-Salbe dabei gehabt.
Wie im anderen Mausoleum war auch hier der Fußboden gewischt worden, die beiden Sarkophage standen auf ihren Sockeln und waren offenbar nicht verrückt worden. Anscheinend war alles an seinem Platz. Kein Leinenbeutel. Nur der Kadaver eines Stinktiers, das die Luft verpestete.
»Ist das noch eins von seinen Spielchen?«, fragte Vivian, während sie das düstere Innere ein zweites Mal überflog, ohne etwas zu finden.
»Der Stinktier-Geruch hat dafür gesorgt, dass die Hunde etwas anderes gerochen haben.«
Verdammt. Er hatte Recht. Sie hätte daran denken müssen.
McBride marschierte zum ersten Sarkophag und fuhr mit den Fingern an der Kante entlang, dort, wo der Deckel auf den Seitenwänden lag. Vivian hinterher. Kein Spalt. Falls Alyssa dort drin war … sie unterdrückte den Gedanken, wollte so etwas noch nicht denken.
Dann ging er zum zweiten Sarkophag. Wieder streckte sie die Hand nach der Kante aus, strich daran entlang. Als sie den Spalt zwischen dem Deckel und den Seitenwänden sah, schnellte ihr Puls in die Höhe. Ein derart großer Spalt dürfte da eigentlich nicht sein.
McBride ging in die Hocke und untersuchte ihn genauer. »Sehen Sie das hier?«
Sie hockte sich neben ihn, um sich anzuschauen, was er gefunden hatte. Zwischen Deckel und Seitenwänden waren in regelmäßigen Abständen kleine Metallgegenstände platziert worden. Der Spalt bot gerade ausreichend Platz für eine einigermaßen ausreichende Luftzufuhr – vielleicht ausreichend, um zu überleben.
»Packen Sie mal das andere Ende des Deckels.«
Sie bezog Stellung am Fußende des Sarkophags.
»Wir wollen ihn nicht hochheben«, erläuterte er. »Sondern nur zu Ihnen schieben.«
Er drückte. Sie zog. Der Deckel bewegte sich. Einige Abstandshalter sprangen heraus. McBride riss im letzten Moment die Hände zurück.
»Schließen«, sagte er leise. »Etwas mehr.«
Das langsame, vorsichtige Drücken-Ziehen begann von Neuem. Geschah nicht schnell genug.
»Drehen wir ihn herum«, schlug sie vor. Den Deckel so zu schieben konnte eigentlich nicht schwieriger sein, als es auf seine
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