Wie ein Film (German Edition)
Hause war, legte sich Jennifer sofort ins Bett, begleitet von Pat und Max, zog sich die Decke bis über beide Ohren und schlief mit Steffis Gesicht vor Augen ein. Ein zufriedener Seufzer kam ihr über die Lippen.
„Ich habe vor, etwas Chinesisches zu kochen. Hoffentlich ist dir das recht? Magst du chinesisch?“ Jennifer redete etwas zu schnell und etwas zu nervös und strich sich zum hundertsten Male eine Strähne aus dem Gesicht. Steffi tat so, als ob sie ihr die Aufregung nicht anmerken würde, saß übertrieben gelassen im Auto und bewunderte scheinbar die Häuser Beverly Hills`. Tatsächlich aber entging ihr keine Bewegung und kein Blick Jennifers.
„Ich liebe chinesisch. Was genau hast du denn vor zu machen?“ Steffi war nicht weniger aufgeregt als Jennifer. Sie hatte sogar von Jennifer geträumt, und wenn sie ehrlich sein sollte, war dieser Traum ganz und gar nicht jugendfrei. Als sie am späten Vormittag erwachte, war ihr Bauch feucht vom Schweiß und ziemlich heiß. Und sie war nicht nur dort feucht und heiß! Sie brauchte erst einmal eine eiskalte Dusche um so einigermaßen von ihrem Traum herunter kommen zu können.
„Nun, äh, ich wollte Ente braten und so ein bisschen Gemüse dazu dünsten, also Sojasprossen und so. Ach, und Reis gibt es natürlich auch. Und der Nachtisch ist eine ganz frische Litcheecrème. Kennst du Litcheecrème, das ist ein Hochgenuss, sage ich dir. Tja, das habe ich also vor. Einverstanden?“
Und ob Steffi einverstanden war. Jennifer hätte auch Pommes aus irgendeiner Straßenbude aufwärmen können, und sie wäre begeistert gewesen.
Steffi war außerordentlich erleichtert, als sie irgendwann endlich an Jennifers Haus angekommen waren und sie aussteigen konnte. In dem Auto war es unglaublich heiß gewesen. Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
„So, hereinspaziert.“ Jennifer hielt Steffi die Haustür auf.
„Pat und Max werden sich bestimmt freuen dich zu sehen. Äh, da sind sie auch schon.“
Die beiden Hunde kamen schwanzwedelnd aus dem Garten gelaufen, direkt auf Steffi zu, und ließen sich ausgiebig die Ohren kraulen.
„Ich gehe dann schon mal in die Küche und lege los“, grinste Jennifer vergnügt. „Ein gutes Essen braucht schließlich seine Zeit. Wenn die beiden Racker von dir ablassen, kannst du ja nachkommen. Ach so“, fügte sie noch hinzu. „Falls du etwas trinken möchtest, sieh doch in den Kühlschrank und bedien dich, okay? Fühl dich hier einfach wie zu Hause.“
Damit verschwand Jennifer. Steffi konnte sehen, wie sie sich eine Schürze umlegte, auf der ein Koch mit dicken, roten Backen breit grinste und unter dessen Kopf „I am the boss“ geschrieben stand. Sie sah toll aus, Steffi hätte sich am liebsten irgendwo abgestellt und sie einfach nur still beobachtet. Doch Pat und Max ließen keine Ablenkungen zu. Sie wollten gestreichelt werden und forderten dies auch burschikos ein.
Nachdem sich Steffi ausführlich und anscheinend auch ausreichend mit den Hunden beschäftigt hatte, ging sie zögernd zum Kühlschrank und holte sich eine Cola heraus.
„Soll ich dir irgendwas helfen? Zum Gemüse schneiden eigne ich mich ganz gut!“
„Kommt gar nicht in Frage! Du bist eingeladen und mein Gast. Ich koche für dich, nicht umgekehrt“, protestierte Jennifer. „Erzähl mir lieber etwas über dich, ich meine über deine Bücher. Seit wann schreibst du schon?“ Jennifer nahm eine Pfanne, goss so viel Öl hinein, bis die Pfanne halb voll war und schnitt anschließend Gemüse klein, sehr klein, wie Steffi bemerkte.
„Geschrieben habe ich eigentlich mein ganzes Leben lang. Das fing schon in der Kindheit an. Mein Bruder Mark war immer ganz wild auf meine Geschichten. Jeden Abend musste ich ihm eine vorlesen. Die Bücher, die ihm meine Eltern geschenkt hatten, interessierten ihn nicht sonderlich, die ließ er immer in der Ecke liegen. Er wollte meine Abenteuergeschichten hören, in denen auch er manchmal eine Rolle spielte. Tja, Mark war und ist mein größter Fan.“
Etwas skeptisch sah Steffi Jennifer beim Kochen zu. Langsam erzählte sie weiter. „Dann habe ich während meiner Schulzeit für die Schülerzeitung geschrieben, und für die Lesbenzeitung des örtlichen Frauenkulturzentrums auch. Und irgendwann habe ich mich an den ersten Roman gewagt, ein Frauenroman natürlich.“
„Wusstest du schon immer, dass du lesbisch bist?“, fragte Jennifer mit kleinen Schweißperlen auf der Stirn während sie den Reis in einen Topf mit Wasser
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