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Wie ein Flügelschlag

Wie ein Flügelschlag

Titel: Wie ein Flügelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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über das Training
zu sprechen. Viel lieber hätte ich noch ein wenig mit Melanie
geplaudert. Und mit Mika. Aber Wieland fand kein Ende und
redete und redete.
    Draußen war es inzwischen stockdunkel. Als wir endlich mit
dem Essen fertig waren, musste ich dringend zurück ins Internat.
    »Willst du wirklich jetzt noch mit dem Rad fahren?« Die Besorgnis
in Mikas Stimme versetzte meinen Bauch in ein aufgeregtes
Flattern.
    »Du bist mit dem Fahrrad hier?« Wieland zog die Augenbrauen
hoch. Ich konnte nicht wirklich sagen, ob das Überraschung
oder Missbilligung ausdrücken sollte. »Ich bringe dich
zurück. Auf keinen Fall kannst du jetzt im Dunkeln noch allein
draußen unterwegs sein.«
    Ich schüttelte schnell den Kopf. »Danke, das ist wirklich
nicht nötig. Ich benutze fast immer das Fahrrad. Es macht mir
nichts aus.«
    Alles in mir sträubte sich dagegen, mit Melanies Vater allein
im Auto zu sein.
    »Jana, das kommt gar nicht infrage. Ich bringe dich schnell
mit dem Geländewagen, da können wir dein Rad sogar mitnehmen.
Mika, hilfst du Jana dabei, es zu verladen?«
    »Klar!« Mika sprang auf.
    »Ich komme auch mit.« Melanie stand ebenfalls auf.
    Damit war das Abendessen wohl offiziell beendet. Ich bedankte
mich noch einmal bei Melanies Mutter und folgte den
beiden schnell nach draußen.
    »Wo steht dein Rad denn?« Mika wartete schon in der offenen
Haustür und schaute sich suchend um.
    »Ich habe es am Zaun angeschlossen.«
    »Okay, holen wir es.« Mika ging einfach los.
    Melanie berührte mich leicht am Arm. »Es tut mir leid«,
flüsterte sie.
    Irritiert schaute ich sie an.
    »Mein Vater. Er kann manchmal so peinlich sein. Ich hätte
wissen müssen, dass er dich so ausquetscht.«
    »Ach, ist schon okay«, winkte ich ab.
    Mika war fast am Zaun angekommen, als mir einfiel, dass
ich ja noch den Fahrradschlüssel in der Jackentasche hatte. Ich
sprang die Treppe hinunter und lief hinter ihm her.
    Kaum hatte ich den Zaun erreicht, schloss ich mein Rad auf
und schob es auf den Kiesweg. Mika legte seine Hand auf den
Lenker und stoppte mich.
    »Was ist?«
    »Ich fand es schön, dass du hier warst.«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. Ich
sah Mikas Hand auf meinem Fahrradlenker, wie sie sich immer
weiter zur Seite schob und schließlich auf meiner Hand lag. Die
Berührung durchfuhr mich wie ein Stromstoß. Verlegen sah ich
zur Seite.
    »Und es wäre auch schön, wenn du bald mal wiederkommen
würdest«, sagte er leise. Dann ließ er meine Hand los.
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich dachte an Melanie, die
in der offenen Haustür stand und auf uns wartete. Ich dachte an
ihren Vater, der jeden Moment herauskommen und zum Auto
gehen würde. Ich nickte. Und dann wollte ich nur noch weg.
    Ich schwang mich auf mein Rad und drehte es in Richtung
Tor.
    »He, was …?« Mika wollte wieder nach dem Lenker greifen.
    »Bitte, ich muss weg, ich kann nicht … mach dir keine Sorgen,
ich fahre immer mit dem Rad. Wir haben überhaupt kein
Auto«, setzte ich hinzu, als ich sein bestürztes Gesicht sah.
    »Danke. Bis demnächst mal wieder.«
    »Okay. Dann muss ich wohl reingehen und versuchen, das
meinem Vater beizubringen.« Mika lächelte und streifte noch
einmal meinen rechten Arm.
    Ich trat in die Pedale und fuhr in die Dunkelheit. Alles an
mir wurde sofort wieder kalt. Nur mein rechter Arm glühte vor
Hitze.

»Melanie hatte recht, du hast wirklich Talent.«
    Ich hatte nicht gemerkt, dass Bernges mit seinem Rollstuhl
hinter mir stehen geblieben war. Am liebsten hätte ich das Lateinbuch
über meine Zeichnung geschoben, aber dazu war es
jetzt zu spät. Engelsflügel. Ausgerechnet. Kitschiger ging es ja
kaum. Schnell legte ich den Bleistift zurück und schlug mein
Buch auf.
    »Vielleicht überlegst du es dir noch und hilfst uns wirklich
bei den Bühnenbildern. Komm doch einfach mal während der
Proben vorbei.« Mein Lateinlehrer berührte mich leicht an der
Schulter, dann wandte er sich an die anderen. »Sucht euch jeder
einen Partner und übersetzt zusammen den Text. Ihr habt eine
halbe Stunde Zeit.« Er drückte Vanessa einen Stapel Zettel in
die Hand. »Bitte nicht lange diskutieren, sondern gleich anfangen,
damit wir heute noch zum Ende kommen.« Bernges griff in
die Räder und rollte wieder nach vorne.
    Allgemeines Gemurmel und Stühlerücken. Ich stand auf und
suchte Mels Blick. Aber die saß schon neben Jonas. Zu zweit
beugten sie die Köpfe über den Text. Ob es Zufall war, dass
Jonas seinen Arm

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