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Wie ein Flügelschlag

Wie ein Flügelschlag

Titel: Wie ein Flügelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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passiert war, aber im Grunde war die
Botschaft klar und deutlich: Entweder ich beugte mich Drexlers
Anweisungen oder ich würde mein Stipendium verlieren.
Das war Erpressung. Keine Frage. Doch wen würde das interessieren?
Ich überlegte, ob es Sinn machte, sich an die Schulleitung
zu wenden, verwarf den Gedanken aber gleich wieder.
Drexler würde niemals zugeben, dass er versucht hatte, mich
zu erpressen. Und dass der Direktor einem erfahrenen Trainer
mehr Glauben schenken würde als einer Schülerin, das lag auf
der Hand.
    Ich verließ die Dusche, trocknete mich ab und schlüpfte in
meine Klamotten. Ob Mels Vater etwas mit Drexlers Drohung
zu tun hatte? Ich schüttelte den Kopf. Jetzt spinn nicht gleich rum,
Jana. Langsam sah ich wirklich Gespenster. Wieland war mir
unsympathisch. Das ja. Aber hatte er nicht selbst gestern erst
davon gesprochen, wie gut es war, dass es so etwas wie dieses
Stipendium gab? Warum sollte er es mir wieder wegnehmen
wollen? Melanies Vater saß mit im Gremium, das über meine
Aufnahme an dieser Schule entschieden hatte. Er sah eigentlich
nicht so aus, als ob er einmal getroffene Entscheidungen wieder
rückgängig machen wollte.
    Außerdem braucht er mich als Ansporn für Mel, schoss es mir
durch den Kopf.
    Ich zerrte den Reißverschluss meiner Fleecejacke hoch bis
unters Kinn. Gegen das Frieren half es nicht.
    Was, wenn ich einfach machte, was Drexler verlangte, und
Mel nächste Woche kampflos gewinnen ließ? Wo wäre das Problem?
Drexler hatte recht, meine Leistungen waren gut genug,
ein solcher Ausrutscher würde meiner Karriere kaum schaden.
    Das Problem war, dass mich allein schon der Gedanke daran
total wütend werden ließ. Ich war hier, um zu schwimmen. Und
ich war hier, um gut zu schwimmen. Ich wollte keine Almosen
und auch nicht irgendwelche Deals. Ich wollte einfach nur das
tun, was ich am besten konnte, und das nach Möglichkeit so gut,
wie ich es eben konnte.
    Ich knallte die Hallentür hinter mir zu und stapfte durch
den Schneematsch zum Fahrradkeller. Ich musste mit Melanie
reden. Und zwar sofort. Ich musste wissen, welche Rolle sie bei
dem Ganzen spielte.

    Auf dem Weg zu Melanies Haus versuchte ich, mir zurechtzulegen,
was ich zu ihr sagen wollte. Ich wollte nicht gleich mit der
Tür ins Haus fallen. Erst mal musste ich herausfinden, warum
sie heute so abweisend zu mir gewesen war. Je länger ich über
Mels Verhalten nachdachte, umso wahrscheinlicher fand ich
es, dass sie über die Sache mit Drexler Bescheid wusste. Vielleicht
schaffte sie es deswegen nicht, mir noch in die Augen zu
schauen. Aber dazu würde ich sie jetzt zwingen.
    Ich kettete mein Rad an einem Schild auf der anderen Straßenseite
an und starrte eine ganze Weile zu dem Haus der
Wielands hinüber, bevor ich mich auf den Weg machte. Hinter
einem der Fenster bewegte sich etwas. Hatte Melanie mich
schon erwartet? Würde sie mir wie gestern Abend wieder die
Tür aufreißen?
    Langsam ging ich auf die breite Treppe zu, die zur Haustür
führte, aber nichts geschah. Diesmal musste ich wohl klingeln.
Ich drückte auf den kühlen Messingknopf. Es dauerte eine halbe
Ewigkeit, dann hörte ich Stimmen, konnte jedoch nicht verstehen,
was sie sagten. Jemand öffnete die Tür. Vielleicht war es
Mika? Trotz der Anspannung, die ich empfand, stahl sich ein
erwartungsvolles Lächeln auf mein Gesicht.
    Die Sicherheitskette war vorgelegt, sodass sich die Tür nur
ein Stück weit öffnete. Melanies Mutter blickte mir durch den
Spalt entgegen.
    Ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu
lassen.
    »Guten Tag, Frau Wieland, ist Melanie schon zu Hause? Sie
hat etwas im Unterricht vergessen, und ich wurde gebeten, es
ihr zu bringen.« Diese Ausrede hatte ich mir unterwegs überlegt
für den Fall, dass mir nicht Melanie selbst die Tür öffnen würde.
Ich tat so, als ob ich in meinem Rucksack etwas suchte.
    »Es tut mir leid, aber Melanie ist nicht zu Hause.«
    Frau Wieland sprach wieder so leise, dass ich sie kaum hören
konnte. Sie vermied es, mich anzusehen, und es war offensichtlich,
dass sie nicht die Wahrheit sagte. Melanie war sehr wohl zu
Hause, so viel war klar.
    »Bitte, es ist wirklich wichtig. Kann ich kurz zu ihr?« Ich hatte
jetzt ein Blatt aus dem Rucksack gezogen und wedelte Mels
Mutter damit vor der Nase herum. »Es geht um die Sichtung
nächste Woche.« Ich sprach jetzt extralaut, in der Hoffnung,
dass Melanie irgendwo hinter ihrer Mutter stehen und lauschen
würde. Prompt wurde die kleine Kette

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