Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
immer vogelfrei. Keiner will sie haben. Sie wollen ihrerseits aber auch auf keiner Farm arbeiten.«
    »Ach ja! Ihr Stamm! Das hat bis Windhoek Wellen geschlagen. Es sind doch diese Augeninfektionen?«
    »Ja. Und ich glaube, ich habe eine Spur entdeckt. Im Kuhmist, den sie ja zu vielerlei brauchen: als Brennmaterial, als Bausteine, sogar zur Haarpflege.«
    »Das machen sie aber seit Jahrhunderten, Doktor.«
    »Trotzdem. Es entwickeln sich immer wieder neue unbekannte Bakterien, die sich Nährböden oder Zwischenträger suchen. Wie gesagt, es ist nur eine Hoffnung, daß ich den richtigen Weg gefunden haben könnte. Nicht mehr!«
    Es klopfte an die Glaskanzel. Mooslachner stand draußen, hieb mit einem Stock gegen das Glas und fuchtelte mit beiden Armen. Volker Prusius öffnete die Tür.
    »Was ist los?« schrie Mooslachner. »Ist der Doktor ohnmächtig geworden? Ah! Sie leben ja noch! Sie lachen sogar! Junge, sind Sie ein harter Bursche. Mir ist schon vom Zusehen speiübel geworden! Wirklich, Sie fliegen wie ein Affe, der zufällig ans Cockpit geraten ist!«
    »Ich wußte, daß uns ein geweihter Mann zusieht und für uns betet!« sagte Volker Prusius frech. Er sprang aus dem Flugzeug, gab Dr. Oppermann, als auch dieser wieder auf der Erde stand, die Hand und dehnte seinen Oberkörper. »Wie gesagt, ich bin immer für Sie da. Anruf genügt! So – und jetzt kippe ich einen hinters Zäpfchen, daß es nur so gurgelt!« Er sah Oppermann fragend an. »Soll ich meinem Vater noch etwas bestellen?«
    »Nein.«
    »Doch. Ich werde ihm sagen, Sie hätten mir aufgetragen, zu bestellen: Nachdem ich mit Ihrem Sohn geflogen bin, können Sie sich Ihre Cessna einbalsamieren.« Volker lachte hämisch. »Das ärgert ihn mächtig.«
    »Und es stimmt sogar!«
    »Danke, Doktor.«
    Er tippte an die Stirn, ging zu dem Jeep, stieg ein und brauste davon. Oppermann blickte ihm erstaunt nach.
    »Der Kerl hat ja sympathische Züge! Er mag seinen Vater nicht. Er könnte ihn umbringen. Aber er will auch das Geld des Alten. Seine Aufgabe ist es, Luba und mich zu überwachen.«
    »Das wissen Sie jetzt?«
    »Er hat es mir gesagt.«
    »Und das lassen Sie ohne Protest mit sich machen?«
    »In diesem Falle – ja.« Dr. Oppermann faßte Pater Mooslachner unter. So gingen sie zu dem Wunderauto, das noch immer nicht zusammengebrochen war. »Einen besseren Schutz als den jungen Prusius kann ich mir gar nicht wünschen. Es wird mich nur für jeden Flug einige Flaschen Schnaps kosten.«
    »Sie werden sowieso nicht mehr so oft nach Norden können«, sagte Mooslachner ernst. »Deshalb hole ich Sie ab. Heute morgen brachte es der Rundfunk: Bei Kakuse ist eine Farm überfallen worden. Der Farmer, der Deutsche Hans von Engfeldt, seine Frau Marianne und drei Kinder wurden erschossen. Vier treue Ovambos, die auf seiten der Weißen standen, wurden mit Buschmessern zerhackt! Dann ging die Farm in Flammen auf.«
    »Das ist doch Wahnsinn!« Dr. Oppermann blickte über das weite Land. »Das ist doch Mord! Damit schafft man doch keinen neuen Staat, und erst recht nicht Sympathie für eine nationale Politik.«
    »Es ist die Salamitaktik: Heute ein Scheibchen, morgen ein Scheibchen, übermorgen ein Scheibchen – bis die Wurst aufgeschnitten ist. Das heißt: Bis alle Weißen, aus Angst, sie könnten die nächsten sein, das Land fluchtartig verlassen haben. Angola und Mozambique sind dafür Musterbeispiele.« Mooslachner schlug die Fäuste gegeneinander und sagte dann hart: »Aber nicht so in Südwest! Ich fürchte, hier wird es einmal einen totalen Vernichtungskrieg geben.«
    Der Überfall auf die Farm und die Ermordung der Familie von Engfeldt fanden in der Weltpresse große Beachtung; nur die deutschen Zeitungen brachten die Meldung auf der zweiten oder dritten Seite oder sogar lediglich in ein paar Zeilen unter ›Vermischtes‹, so daß sie am nächsten Tag schon wieder vergessen war. Südwest-Afrika oder Namibia, wie es heißen soll, ist ja so weit weg, und fünf Tote – was ist das schon? Da ist man andere Dimensionen gewöhnt. Von den vier in Stücke gehackten Ovambos sprach man überhaupt nur am Rande. Vier tote Schwarze, du lieber Himmel! In Uganda, in Süd-Äthiopien, in Somalia, im Sahel-Gürtel verhungern und verdursten Tausende von Schwarzen; da soll man jämmerliche vier betrauern?!
    Während die SWAPO sich eilig von diesem Überfall distanzierte, die Mörder herumstrolchende Banditen nannte und jede Verantwortung ablehnte, reagierte man in Pretoria sofort.

Weitere Kostenlose Bücher