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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Boeken lächelte schief. »Die Dame nimmt es doch nicht übel, wenn ich laut Scheiße sage?! Doktor, ich gebe Ihnen zwei Mann mit.«
    »Bitte nicht! Ich bin kein Angsthase.«
    »Aber es würde mich beruhigen. Die schwarzen Wilderer ballern ohne Warnung los. Und im Gegensatz zu den anderen Schwarzen begnügen sie sich nicht damit, daß es schön laut knallt, sondern sie zielen auch!«
    »Auf mich wird niemand schießen. Wenn Sie mir die Rote-Kreuz-Fahne an den Kühler stecken, habe ich einen Freifahrtschein.«
    »Ich kann Sie nicht aufhalten, Doktor. Sie haben eine Sondergenehmigung der Regierung.« Willem Boeken streifte Luba mit einem Blick. »Wann brauchen Sie den Wagen?«
    »Noch heute. Wir könnten sofort losfahren. Unser Gepäck ist klein.«
    »Wie ist es mit Waffen?«
    »Keine.«
    »Die gebe ich Ihnen trotzdem mit. Pistolen und Gewehre. Eine Arztfahne am Wagen ist gut, ein volles Gewehrmagazin ist besser. Auch, wenn Sie mal von einem Nashorn entdeckt werden. Wenn das losgaloppiert, hilft Ihnen Ihr Dr. med. auch nicht mehr.«
    Zwei Stunden später fuhren sie ab. Volker Prusius, der sie eigentlich im Auftrage seines Vaters überwachen sollte, lag schnarchend auf seinem Bett und war für solche Aufgaben nicht mehr einsatzfähig.
    Willem Boeken kontrollierte noch einmal die gesamte Ausrüstung. »Sie haben Wasser für zehn Tage bei sich und Benzin für 1.000 Kilometer. Damit kann Ihnen nichts passieren.« Er warf einen deutlichen Blick auf Luba, hob grüßend die Hand und sagte leichthin: »Viel Vergnügen, Doktor!«
    Dr. Oppermann hielt diese Bemerkung für völlig unnötig und gab Gas.
    Nach wenigen hundert Metern umgab sie die Einsamkeit des Velds. Der Pad führte durch Dornbüsche und verfilztes Unterholz, durch hohes, hartes, braungrünes Gras und lichte Wälder aus Mopanebäumen. Viele Bäume waren unten kahl, zerrupft, die Äste abgerissen, die dünneren Bäume sogar umgestoßen und mit den Wurzeln aus der Erde gedrückt: Elefantenspuren. Die Lieblingsnahrung der grauen Riesen. Wenn sie mit ihren langen Rüsseln nicht mehr an die oberen jungen Blätter reichten, walzten sie mit ihren breiten Schädeln wie ein Rammbock die Bäume um.
    Dr. Oppermann stellte das Autoradio an. Operettenmusik aus Windhoek, überspielt von Kapstadt. Luba saß neben ihm in ihren langen Khakihosen, hohen Stiefeln und einer dünnen Bluse und mit einem Schal um den Hals. Die Haare ließ sie im Wind flattern, der durch die offenen Fenster wehte. Hinter ihnen wölkte der Staub über den Dornbusch. Es war für diese Jahreszeit noch sehr trocken, man erwartete Regen, der afrikanische Winter kam in diesem Jahr nur zögernd. Die Tiere zogen unruhig von Wasserstelle zu Wasserstelle. Riesige Herden von Zebras, Wildebeest und Springböcken vereinigten sich zu Massentrecks und zogen, Leib an Leib, über die Steppe. Am Rande der Salzpfanne trafen die Flamingos ein: eine rosa Wolke aus abertausend flatternden, leuchtenden Federn. Es war eine atemberaubende wilde Schönheit, unberührt wie vor Jahrtausenden, jedoch von den Menschen geschützt vor der Ausrottung durch geschäftstüchtige Wilderer. Der Markt für Elefantenzähne oder Nashörner, Antilopengeweihe oder Löwen- und Leopardenfelle war unersättlich. Je mehr man die Tiere schützte, um so höher stiegen die Preise, und um so grausamer wüteten die Abschießer.
    Hier wurde die große, nie verzeihbare Schuld der Weißen offenkundig: Um des Profites willen zerstörten sie das Gleichgewicht der Natur. Abknallen, was Geld bringt! Für alle Zeiten vernichten, weil man Trophäen braucht …
    Manchmal hielt Oppermann an oder fuhr ganz langsam seitlich in den Busch hinein. Sie beobachteten kleine Herden von Giraffen; gelbe Türme, mit schwarzen Netzen überspannt. Sie drehten die kleinen, schmalen Köpfe mit den knotigen Hörnern zu ihnen, äugten sie an, fanden sie anscheinend ungefährlich und zogen majestätisch weiter, mit ihren langen, schlanken Beinen durch das hohe Gras schreitend. Beim Gehen wippten und schwankten die langen Hälse wie riesige Röhren im Wind.
    Luba stand auf dem Sitz neben Dr. Oppermann, hielt sich am geöffneten Schiebedach fest und blickte mit dem Fernglas auf die Herden. Wenn Oppermann dann wieder anfuhr, schlang er einen Arm um Lubas Beine, damit sie nicht den Halt verlor, und lenkte mit der rechten Hand weiter. Und jedesmal, wenn er ihre Beine umfaßte, hatte er das Gefühl, es jage ein Strom durch Lubas Körper. Er spürte, wie sich ihre Muskeln strafften, wie die

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