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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Waden hart wurden …
    »Wie schön ist das alles«, sagte sie einmal, als sie neben einer friedlich dahinziehenden Elefantenherde herfuhren. Die Mütter hatten ihre Kleinen neben sich, der Leitbulle, wahrhaft ein Riese mit langen, gebogenen Stoßzähnen, blieb einen Augenblick stehen, fächerte seine großen Ohren auf, hob den Rüssel und starrte sie aus seinen kleinen, klugen Augen forschend an. Dann stieß er ein grelles Trompetensignal aus, ließ seine Herde vorbeitrampeln, ein unüberwindlicher Schutzwall, pendelte mit dem Kopf ein paarmal hin und her und folgte dann den anderen, überholte sie wieder und setzte sich an die Spitze, wie es seine Pflicht war.
    Um die Mittagszeit rasteten sie unter einer Schirmakazie. Dr. Oppermann wuchtete die Verpflegungskiste aus dem Landrover, Luba klappte Tisch und Feldstühle auf, öffnete ihre Reisetasche und zauberte eine Tischdecke und eine kleine Plastikvase hervor. In Ermangelung von Blumen rupfte sie einige der bizarren Gräser aus und steckte sie in die Vase. Als Oppermann mit kaltem Braten, eingedostem Vollkornbrot und einer Thermoskanne mit Fruchtsaft vom Wagen kam, stand sie lächelnd hinter dem gedeckten Tisch.
    Nicht weit von ihnen, in Wurfnähe, weideten Hunderte von Zebras und Gnus. Einige Dikdiks, die man auch Blauböckchen nennt, hüpften und sprangen am Rande der Herde über die Steppe.
    »Pater Mooslachner hat recht«, sagte Dr. Oppermann und baute die Verpflegung auf. »Ich hätte zumindest einen Smoking mitnehmen müssen. Luba – Sie sind eine Wucht! Wissen Sie, was der Ausdruck bedeutet?«
    »Ich kann es mir denken.« Sie verteilte Fleisch und Brot und setzte sich dann. »Wissen Sie, daß ich zum erstenmal auf einer richtigen Safari bin?«
    »Tatsächlich?« Oppermann goß den Fruchtsaft in zwei schmale Kunststoffbecher, wobei er feststellte, daß der gute Willem Boeken auch hier einen gehörigen Schuß Gin dazugemischt hatte. »Wir Europäer denken immer: Wer in solch einem herrlichen Land lebt, der kennt auch jeden Strauch und jedes Tier.«
    »Dazu hatte ich keine Zeit«, sagte Luba. »Als Kind lebte ich auf der Farm meiner Eltern. Da war immer viel Betrieb. Jeden Tag Touristen, die sich unsere Strauße ansahen und Federn zur Erinnerung mitnahmen, auch ausgeblasene, bunt bemalte Eier oder Fächer aus Federn. Dann kam ich auf die Schule, die bis zum Nachmittag dauerte. In den Ferien blieb ich auf der Farm. Nach dem Tod meiner Mutter wurde ich nach Windhoek in ein Internat geschickt; mein Vater verkaufte die Farm und zog weg. Von da an gab es nur Schule und Studium. Ein paarmal besuchten wir den Daan Viljoen Wildpark bei Windhoek, einmal war ich in Swakopmund und habe im Meer gebadet. Ja, und dann hieß es: Du wirst nach Outjo gehen, zu einem Dr. Oppermann, der kann dich brauchen. Er sucht einen Bazillus. Blamier uns nicht!« Sie lächelte und blinkerte mit den Wimpern. »Ich habe mich bemüht, ihn nicht zu blamieren …«
    »Hat Ihr Vater Sie nicht in den Ferien abgeholt?« fragte Oppermann.
    »Nein. Nie.«
    »Pater Mooslachner sagt, Sie hätten nie wieder von Ihrem Vater gehört, nachdem er Sie nach Windhoek gebracht hatte.«
    »Das stimmt.« Sie blickte an Oppermann vorbei auf die Zebra- und Gnuherden. Es war sehr heiß und fast windstill. Unter den Hufen der Tiere quoll Staub auf. »Ich habe ihn nie wieder gesehen.«
    »Aber er schickte immer Geld?«
    »Er hatte ein Bankkonto eingerichtet und einen Anwalt beauftragt, jeden Monat die nötigen Mittel freizugeben. Viel Geld hatte ich nie. Ich habe mir etwas dazuverdient, indem ich während des Studiums Nachhilfeunterricht in Englisch und Rechnen gab.«
    »Sie könnten mir auch Nachhilfeunterricht geben, Luba«, sagte Oppermann und kaute an seinem etwas zähen kalten Bratenstück.
    »Ihnen? Worin denn?«
    »Sie könnten mir beibringen, wie man einer wunderschönen jungen Dame seine Dankbarkeit zeigt, ohne ungeschickt oder aufdringlich zu wirken. Mooslachner sagt von mir, ich sei ein ungeschliffener Klotz oder – auf bayerisch – ich hätte ein total vermoostes Hirnkastl.«
    »Das ist übertrieben.«
    »Aha! Aber im Prinzip stimmt es! Wie charmant Sie mir das um die Ohren schlagen, Luba.« Er sah sie an, aber sie wich seinem Blick aus. »Wie muß sich ein Mann benehmen, der einem Mädchen sagt: Ich bin glücklich, daß du da bist!?«
    »Er muß es ihr sagen.«
    »So einfach ins Gesicht?«
    »Wohin denn sonst?«
    Oppermann nickte mehrmals. »Sie haben allen Grund, Luba, sarkastisch zu werden. Ich bin ein

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