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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verzeihen würdest, wenn sie jetzt sagte: Ich liebe nur dich! – Aber das wird sie nie sagen. Nie! Und warum? Weil du ein Trottel bist. Weil es eine riesige Torheit wäre, wenn sie dich liebte!
    Er packte die restlichen Nahrungsmittel in die Verpflegungskiste und verstaute sie im Landrover. Während Luba in den Büschen verschwand, beobachtete er mit dem Fernglas einen starken Oryxbullen, der mit seinem langen, spitzen, geringelten Gehörn einen Dornbusch forkelte. Dann stellte auch er sich hinter einen Busch.
    So eine Safari bringt einen näher, dachte er dabei, nicht ohne Ironie. Keiner ziert sich, wenn er menschlichen Bedürfnissen nachgibt. Es sollte doch möglich sein, auch die Seele zu entlasten.
    Seele? Er war hungrig nach ihrem schmiegsamen Körper, er träumte von ihren Lippen, er sehnte sich nach ihren weichen Händen, er wollte sie in seinen Armen stöhnen hören, ihren Geruch einsaugen, seine Haut mit seinem Schweiß an ihrer Haut festschweißen, er wollte in ihr sein und in ihr zerspringen und Zeit und Raum vergessen in dem über alle Maßen beglückenden Gefühl: Sie gehört mir!
    Er schwang sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor aufbrummen. Sie setzte sich stumm neben ihn, zog die Tür zu und warf das Haar zurück.
    »Können wir?« fragte er hart.
    Er fuhr sehr schnell, vorbei an den Zebraherden, die sich um ihn nicht kümmerten, sondern ruhig durch das Steppengras zogen. In einiger Entfernung kreisten Aasgeier und stießen zu Boden. Geburt, Leben und Tod waren hier noch biologisch geregelt, sogar der letzte Abfall wurde beseitigt, und eines Tages zerfielen die Knochen in der glühenden Hitze zu Staub.
    Fast eine Stunde lang fuhren sie durch das Veld, immer nach Norden, und dann in einem Bogen nach Osten, dem Gebiet von Ozonjuitji M'bari entgegen, wo an den kleineren Seen und noch unerschlossenen Wasserstellen die großen Löwenrudel gesichtet worden waren. Hier kam kaum jemals ein Mensch hin, der Pad hörte auf. Sie fuhren durch Steppen- und Buschland, durch unberührte Natur und grenzenlose Einsamkeit. Am Horizont verschmolzen Himmel und Erde übergangslos zu einer hitzeflimmernden Einheit.
    »Er hieß Walter«, sagte Luba plötzlich.
    Dr. Oppermann zuckte zusammen, als habe ihn eine Schlange gebissen.
    »Das interessiert mich nicht!« knurrte er.
    »Walter Bolle …«
    »Ein Milchmann aus Berlin?« sagte Oppermann gehässig. Im gleichen Moment haßte er diesen Walter Bolle.
    »Ich weiß es nicht. Wieso aus Berlin?«
    »Das kann man Ihnen schlecht erklären. Bolle hieß in Berlin ein großer Milchvertrieb.«
    »Walter stammte aus Niederbuchsbach.«
    »Meinetwegen aus der Hölle.«
    »Wissen Sie, wo Niederbuchsbach liegt?«
    »Nein. Ich werde mich um dieses Wissen auch nie bemühen.«
    »Jetzt sind Sie böse, nicht wahr?«
    »Ich habe keinen Grund dazu.«
    Luba lehnte sich zurück. Der Landrover hüpfte über den Steppenboden. Die harte Federung verminderte die Kraft der Stöße nicht, sie hämmerten vom Gesäß bis unter die Hirnschale.
    »Ich war damals neugierig, mehr nicht. Meine Freundinnen erzählten immer, was sie mit Männern angestellt hatten. Es hörte sich unheimlich toll an, und ich war neunzehn Jahre alt und kannte Männer nur vom Krankenbett her oder von anatomischen Lehrtafeln. Nein, ich lüge, – auf unserer Farm liefen einige Ovambos bei der Feldarbeit auch nackt herum. Und einmal kam ich zufällig hinzu, wie unser Hausboy es in der Garage mit unserem Küchenmädchen trieb. Wie ein Hund … Ich fand das scheußlich, gemein, abstoßend. Aber wenn ich meine Freundinnen erzählen hörte, mußte es da noch etwas anderes geben. Begreifen Sie nicht, daß ich neugierig war?«
    Dr. Oppermann wurde es übel vor Kummer und Haß auf diesen Walter Bolle. Er drehte das Radio wieder an und stellte es laut. Luba beugte sich vor und verminderte die Lautstärke.
    »Das war Musik von Gershwin«, knurrte Oppermann.
    »Und ich erzähle Ihnen von mir. Was ist Ihnen lieber?«
    »Gershwin!«
    »Also reden wir weiter!« sagte sie entschlossen. »Walter Bolle war Medizinstudent und hospitierte ein halbes Jahr in Windhoek. Er studierte in Tübingen, aber er wollte eben mal in die Welt und entschloß sich für Namibia, weil er im Fernsehen einen Film über das Land gesehen hatte. Er ist längst wieder in Deutschland und bestimmt schon Arzt. Er wollte sich in Goslar niederlassen.«
    Goslar, dachte Oppermann mit klopfenden Pulsen. Walter Bolle. Wenn ich jemals nach Goslar komme und treffe dort einen Dr.

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