Wie ein Hauch von Zauberblüten
Walter Bolle – dem schlage ich in die Fresse. Mein nächstes Urlaubsziel ist Goslar!
»Es geschah eine Woche vor seinem Zurückflug nach Deutschland«, sagte Luba.
»Wie dramatisch!«
»Ich hatte getrunken.«
»Typisch für Burschen, die keinen Mut haben. Pumpen ein Mädchen mit Alkohol voll – die gemeinste Art der Defloration!«
»Ich habe getrunken, weil ich Angst hatte. Ich bin schon betrunken in sein Zimmer gekommen. Er saß da und –«
»Bitte keine Details!« schrie Dr. Oppermann. »Ich weiß, wie so etwas geht!«
»Sie wissen gar nichts! Ich wachte am Morgen auf, lag allein im Bett, denn Walter war längst auf Station. Ich fragte mich, was denn nun geschehen sei. Ich hatte nichts erlebt … die große Neugier war nicht gestillt. Mit meinem Körper war etwas geschehen, das spürte ich. Ich versuchte, mich zu erinnern, aber da war nichts. Nur seine Hände, die mich packten, und dann Nebel und Ohnmacht. Aber ich bin zu meinen Freundinnen gegangen und habe ihnen erzählt, wie phantastisch es gewesen sei. Ich habe gelogen und alles wiederholt, was sie mir erzählt hatten. Sie glaubten mir, und ich war stolz, nun auch eine Frau zu sein.« Luba stemmte die langen Beine gegen das Bodenblech des Landrovers. »Das war alles!«
»Die große Liebe!«
»Ich habe mir damals gesagt: Ich bin seine Frau geworden, auch wenn ich dabei nichts gespürt habe. Aber seinen Mann liebt man doch! Erst, als Walter zurück nach Deutschland flog und ich ihm nachwinkte, wußte ich, daß die große Liebe etwas anderes sein müßte.« Sie drehte das Radio wieder lauter und schrie in die Musik hinein und Dr. Oppermann ins Gesicht: »Dann kam endlich der zweite Mann, die wirkliche große Liebe. Da wußte ich es!«
»Hören Sie auf!« Oppermann bremste abrupt. Luba fiel nach vorn und prallte mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe. »Noch ein Wort zu diesem Thema, und ich setze Sie hier aus! Das ist keine leere Rede. Sie wissen nicht, wozu ich fähig bin!«
»Ich spüre es. Ich werde eine Beule bekommen!«
»Die Auto-Apotheke enthält alles, was Sie brauchen. Im übrigen hoffe ich, daß Ihre Gedanken jetzt klarer sind.« Er blickte sie böse an, und sie funkelte zurück. »Wollen Sie weiter über Ihre hormonellen Funktionen sprechen?«
»Nein. Das genügt!«
»Mir auch!« Er schluckte mehrmals, umklammerte das Lenkrad und verfluchte sich tausendmal. »Wie hieß der Zweite?«
»Das werden Sie nie erfahren!« stieß sie wild hervor. »Nie! Los, fahren Sie – oder ich steige freiwillig aus! Sie – Spinner!«
Dr. Oppermann gab Gas und raste weiter durch die Steppe. Gnuherden und Dikdiks begleiteten sie, sie sahen einige Hyänen und in den Bäumen Herden von lärmenden, schreienden, quiekenden, sich zankenden Affen. Als Oppermann einmal den Kopf aus dem Fenster streckte, starrte er in einen Schwarm über ihnen kreisender Geier.
Am Abend erreichten sie eine kleine, flache Wasserstelle, umgeben von Büschen, Akazien, Mopanebäumen und hohem, hartem Gras. Dr. Oppermann hielt an und stieg aus, nachdem er die Gegend mit dem Fernglas abgestrichen hatte. Keine Büffel, keine Nashörner, keine Löwen, keine Leoparden … Nur vier Giraffen knieten am Wasser und tranken. Wer sah, wie sie sich mit ihren langen Hälsen und ihren stangenförmigen Beinen abquälen mußten, um an das Wasser zu kommen, mußte Mitleid mit ihnen haben.
»Hier bleiben wir!« sagte Oppermann. »Hier werden wir eine Menge Tiere sehen. Das Zelt können wir allerdings nicht aufschlagen. Ich möchte Sie nicht von Nashörnern umrennen lassen. Wir müssen im Wagen schlafen – falls Sie sich überwinden können, neben mir in einem Schlafsack zu liegen.«
»Eine Nacht werde ich überleben«, antwortete sie katzig. Sie sprang hinaus, ging an das Ufer des Wasserloches und blickte hinüber zu den trinkenden Giraffen. Der Bulle hob den Kopf und sicherte. Sein langer Hals war hochgereckt. Langsam kam Luba zurück. Dr. Oppermann packte wieder die Verpflegungskiste aus, stellte Tisch und Klappstühle auf und holte zwei der Batteriescheinwerfer aus dem Wagen.
Wortlos nahm Luba die Plastikteller und stellte sie auf den Tisch.
»Keine Tischdecke?« fragte Dr. Oppermann.
»Nein!«
»Auch gut!« Er zog sein Hemd aus der Hose, zerrte es über den Kopf, nahm die Teller weg und breitete das verschwitzte Hemd über die Tischplatte. Luba sah, wie sich seine Muskeln vor Erregung durch die Haut preßten. Mit bloßem Oberkörper deckte Oppermann weiter den Tisch.
»Sie werden sich
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