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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Löwen hörte man nichts mehr, aber die Elefanten waren unruhig. Immer wieder zerriß das helle, fast kreischende Trompeten die vielfältigen anderen Stimmen der Buschnacht. Der Löwe umschlich die Elefantenherde, nur so war die Aufregung zu erklären. »Hören Sie die Elefanten? Der Löwe muß bei ihnen sein.«
    »Ein Vollidiot! Wo steht Ihr Zelt, Doktor?«
    »Unter einer riesigen Schirmakazie.«
    »Das ist gut. Wenn die Herde losdonnert, stehen Sie wenigstens nicht im Weg. – Was sollen wir also tun, damit die Ovambos freiwillig die Arschbacken für Ihre Spritzen hinhalten?«
    »Wissen Sie, woher sie kommen?«
    »Nein. Wir haben sie nur gezählt. Ist das wichtig?«
    »Sie müssen aus einer zivilisierten Gegend kommen. Radio und Tanzmusik beeindrucken sie überhaupt nicht.«
    »Natürlich nicht. Doktor, sie leben ja schließlich auch im 20. Jahrhundert. Auch die Nomaden ziehen heute herum mit Transistorgeräten und fotografieren mit japanischen Automatik-Kameras. Wir haben Nomaden getroffen, die als Häuptlingshütte einen vollkommen eingerichteten Camping-Bus mit sich schleppten.« Jack Bostel lachte wieder, sagte Prost, und dann hörte Oppermann, wie er sein Bier schluckte und genußvoll stöhnte. »Soll ich nicht doch drei Mann zu Ihnen schicken?«
    »Noch nicht, Jack. Danke für die Hilfe. Die Kranken sollen von selbst zu mir kommen.«
    »Dann wird das ein Zehnjahresplan!« sagte Jack. »Ich rufe Sie übermorgen wieder an, Doktor. Wenn dann noch nichts läuft, komme ich selbst mit meiner großen Überzeugungskraft. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht, Jack.«
    »Und nicht vergessen, Doktor: Lassen Sie den armen Löwen leben! Er hat's schwer ohne Weiber! Er muß jetzt allein für sich sorgen.«
    Es knackte, die Verbindung war abgebrochen. Dr. Oppermann legte die Kopfhörer weg und stand auf. Er trat hinaus vor das Vorzelt und blickte hinüber zu den Ovambohütten. Die drei Wächter hockten noch immer um das Feuer. Unbeweglich, Plastiken aus Affenfellen. Die Elefantenherde, nun ganz in der Nähe, wurde ruhiger. Anscheinend hatte sich der Löwe zurückgezogen, oder er lag im Schutze eines Busches im dichten Gras und verhielt sich still, abwartend, lauernd.
    »Wir werden morgen früh versuchen, ihnen Fotos von behandelten Kranken zu zeigen«, sagte Oppermann. »Das werden sie verstehen.«
    »Vielleicht.« Urulele hob die Schultern. »Sie haben ihren Medizinmann bei sich. Wir wissen nicht, wie mächtig er ist. Auf jeden Fall wird er verhindern, daß Sie ihn blamieren, Master Doktor. Ein besiegter Medizinmann ist ein toter Mann. Man wird ihn auslachen. Was ist schlimmer als das?«
    In der Nacht schrak Dr. Oppermann hoch. Ein Geräusch war in seinen Schlaf gedrungen. Es klang wie ein Schaben oder wie ein leises Knirschen – als schleife man einen Gegenstand über den Boden. Vorsichtig griff Oppermann zu seiner Maschinenpistole und zog die Beine an zum Sprung. Mit der linken Hand tastete er lautlos nach der starken Stablampe.
    Das Geräusch verstummte, als lausche jemand in die Dunkelheit, dann war es wieder da, wurde lauter, aber immer noch so gedämpft, daß nur ein gutes Ohr es wahrnehmen konnte. Es kam vom Vorzelt her, das vom Hauptzelt durch einen dicken Vorhang getrennt war. Man konnte in den Schlafraum nur hinein, wenn man den Reißverschluß aufzog. Das war beruhigend, wenn auch keine große Sicherheit.
    Auf der anderen Zeltseite hob sich der Glatzkopf von Urulele. Er setzte sich auf die Kante des Feldbettes, seine Decke rutschte herunter. Er massierte seine Glatze, ein Zeichen, daß er nachdachte, ohne eine Gefahr zu wittern.
    »Kann das der Löwe sein?« flüsterte Dr. Oppermann.
    »Nein, Doktor.« Uruleles Stimme war wie ein Hauch. »Den hört man nicht, wenn er kommt. – Das ist ein Mensch!«
    Das schleifende Geräusch verstummte. Dann war es, als taste jemand den verschlossenen Vorhang ab. Oppermann griff nach seiner Stablampe, legte den Finger auf den Lichtknopf und schob gleichzeitig die MP unter die rechte Achsel. Der Zeigefinger krümmte sich um den Abzug.
    In diesem Augenblick wurde die lähmende Stille von einem Flüstern unterbrochen. Jemand klatschte mit den Händen an den Zeltvorhang und rief etwas, aber so leise, daß man die Worte nicht verstand. Urulele zuckte von seinem Bett hoch und stürzte zum Ausgang.
    »Keine Aufregung!« sagte Dr. Oppermann halblaut. »Wer anklopft, kommt nicht, um uns den Hals umzudrehen!«
    Marcus-Tomba riß den Reißverschluß auf, griff nach draußen und zog mit einem Ruck

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