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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vermissen. Wo ein Kind ist, gibt es auch einen Mann. Was wird er morgen tun? Ob es besser ist, sich gleich beim Morgengrauen mit Okaukuejo in Verbindung zu setzen? Oder sofort? Die Funkstation ist rund um die Uhr besetzt, hat Jack Bostel gesagt. Melden Sie sich, wann immer es nötig ist. Die Überraschungen im Busch richten sich nicht nach der Uhrzeit.
    Angst? Hatte er Angst vor den Ovambos? Angst, mit einer Maschinenpistole vor der Brust?
    Er schob den Vorhang zur Seite und trat unter das Vorzelt. Die Ovambo kauerte neben der Küchenkiste. Das Kind war an ihrer Brust eingeschlafen und umklammerte mit der anderen Hand die zweite Lebensquelle.
    Urulele saß neben dem großen Klapptisch und beschriftete im diffusen Licht der Sterne die Etiketten für die entnommenen Präparate. Drüben bei den Hütten brannte noch immer das Feuer. Die Wächter hockten davor. Das Konzert der Ochsenfrösche aus den Ufertümpeln beherrschte jetzt die Nacht. Ausdauernder als sie war niemand in der Dunkelheit.
    »Hast du es ihr gesagt?« fragte Dr. Oppermann.
    Urulele nickte. »Ja. Aber sie glaubt es nicht. Sie sagt: Weißer Doktor kann es. Was soll ich da machen?«
    »Nichts.« Oppermann steckte die Hände in die Hosentaschen. Warum soll sie nicht an Wunder glauben, dachte er. Ich glaube ja selbst an das Wunder, daß wir plötzlich sehen werden, wie wir diese verdammte Mikrobe eingekreist haben! »Was werden die Ovambos morgen tun?«
    »Entweder sie reagieren gar nicht«, sagte Urulele trocken, »oder sie umzingeln uns und holen die Frau mit Gewalt zurück.«
    »Eine sehr tröstliche Zukunft!« Dr. Oppermann zog einen Stuhl heran und setzte sich an die andere Seite des Tisches. »Warten wir also, was mit uns geschieht …«
    Es verstand sich für Johann Prusius von selber, daß er die Expedition Dr. Oppermanns in den Norden dazu ausnutzte, mit Luba Magdalena Olutoni wieder in Kontakt zu kommen. Solange sie von Pater Mooslachner bewacht wurde, war das allerdings unmöglich. Und Mooslachner hütete sie wie seinen Augapfel: Morgens brachte er Luba zur Station und holte sie abends von der weißen Baracke ab. In der Zeit, die dazwischen lag – und das war immerhin ein ganzer Tag –, war sie freilich unbewacht. Aber da arbeitete Luba im Labor, oder improvisierte auf für ihre Begriffe geradezu sträfliche Weise eine Ambulanz-Praxis. Denn die Patienten kamen und umlagerten das Haus, obgleich ein großes Schild an der Tür hing: ›Doktor verreist. Keine Behandlung!‹ Für die, die nicht lesen konnten, hatte der erfindungsreiche Urulele eine Zeichnung angefertigt: Ein Mann, der sein rechtes Bein wie ein präsentiertes Gewehr vor sich in den Händen hielt. Und durch dieses schöne Bild war ein dicker roter Strich gezogen. Wenn das niemand verstand, mußte sein Kopf eine hohle Kalebasse sein.
    Es war nichts zu machen, nicht mit Reden, die von der temperamentvollen Nkulele gehalten wurden, wobei ihre Straßbrille in allen Farben Feuer sprühte, noch von Luba, die geduldig genug war, in den Warteraum zu blicken, wo sie Kopf an Kopf auf dem Boden hockten und Lubas Erscheinen mit einem beifälligen rhythmischen Klatschen begrüßten. Es war völlig unmöglich, sie wieder wegzuschicken. Freiwillig wären sie auch nicht gegangen, man hätte sie aus dem Haus prügeln müssen.
    Alle waren gewöhnt, daß der Doktor für sie Zeit hatte, und wenn es zwei Tage dauerte, bis sie dran kamen. Man konnte hinter dem Haus ein Feuerchen machen, einen Maisbrei kochen, Süßkartoffeln braten oder Mehlfladen backen. Die Hauptsache war, man wurde irgendwann einmal untersucht und erhielt seine Medizin.
    Luba arbeitete ohne Unterbrechung und ohne Müdigkeit. Man sah sie ihr wenigstens nicht an. Nkulele unterstützte sie mit wahrer Bravour. Nachdem sie festgestellt hatte, daß Marcus von Seiten Lubas keine Gefahr drohte, und Luba gefeit war gegen den Zauber seiner Glatze, empfand sie so etwas wie Freundschaft und Schwesternschaft und half Luba über die ersten schweren Tage hinweg. Sie hielt verletzte Gliedmaßen, wusch Wunden aus, verband und salbte und führte dabei noch die Kartei und die Krankenblätter. Sie hätte das nie getan, wenn sie Dr. Oppermann nicht heimlich vergöttert hätte. Das war ihr großes Geheimnis, vom ersten Tag ihres Dienstantritts an. Urulele durfte nie etwas davon erfahren. Wenn Oppermann beim Diktat ganz harmlos, ahnungslos und unbewußt die Hand auf ihre Schulter legte, durchrieselte es sie bis in die Zehenspitzen. Dann vertippte sie sich auch

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