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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und trug Frucht. Es war ein Gebiet, wo ein Weißer nur leben konnte, wenn er dieses Land geradezu leidenschaftlich liebte. Und die meisten weißen Farmer taten es.
    »Ich habe gerade eine Großfamilie eingestellt«, sagte Emil Luther über Funk. »Zweiunddreißig Köpfe. Sie kennen das ja, wenn man fünf gute Arbeiter haben will, muß man hier die ganzen Familien übernehmen. Nun sind sie da, fleißig, ausdauernd, hart wie Kamelholz. Aber noch im Urzustand. Es sind Heiden. Reizt Sie das nicht, Hochwürden?«
    Mooslachner blickte hinüber zu dem Kruzifix an der Wand. Christus schien ihm zuzunicken.
    »Was für Leute sind es?« fragte er ahnungsvoll.
    »Buschmänner.«
    »Oh, je!« Mooslachner faltete die Hände und klemmte das Telefon an seine Backe. Kaum einer ist schwerer zu bekehren als ein Buschmann. Sein Lebensraum ist die Kalahari, sein Handwerkszeug sind selbstgeschmiedete Speere und Pfeile und Bogen mit vergifteten Spitzen. Er jagt stundenlang, ja tagelang einem Böckchen nach, ißt die fingerdicken Raupen des Mopanestrauches, die er im Feuer röstet, fängt frische Termiten, während sie schwärmen und schmatzt den Samen des Hirsegrases, der süß schmeckt wie Mohn. Das ist seine Welt, mehr braucht er nicht, mehr will er auch nicht. Wie soll so ein Buschmann verstehen, daß vor fast zweitausend Jahren in weiter Ferne ein weißer Mann gelebt hat, der einem nun befehlen will: Du sollst nicht töten!
    »Kommen Sie?« fragte Emil Luther.
    »Ich will es versuchen. Schon weil Sie Luther heißen und ich mir nicht nachsagen lasse: Luther hat gerufen, aber Mooslachner hat gekniffen. Wie finde ich Sie?«
    »Prusius kennt meine Farm genau. Ich nehme an, Sie kommen mit seinem Flugzeug. Mit dem Wagen wäre das ein mittelprächtiger Irrsinn!«
    »Ich werde mir das überlegen.« Mooslachner blickte wieder auf den geschnitzten Christus. »Von mir werden Sie nicht hören, was Ihr Namensvetter gesagt hat: ›Hier stehe ich, ich kann nicht anders … Gott helfe mir, Amen!‹ – Ich kann immer und helfe mir allein!«
    Eine Stunde später suchte Pater Mooslachner den verblüfften Prusius im Hauptgeschäft von Outjo auf.
    »Das muß aber wichtig sein«, sagte Prusius anzüglich, »wenn die Kirche unangemeldet zu mir kommt!«
    »Sie haben den Daumen auf dem richtigen Loch!« antwortete Mooslachner grob. »Ich brauche etwas!«
    »Noch einen Lokus?«
    »Es ist in der Tat was zum Sitzen und hat auch mit Winden zu tun: Ich brauche Ihr Flugzeug!«
    »Ach nee!« Prusius starrte den Pater verblüfft an.
    »Ach ja! Morgen fliegen wir zu Emil Luther nach Karakuwisa! Ich muß zweiunddreißig Heiden bekehren.«
    »Akzeptiert!« Prusius lachte fett. »Das muß ich erleben! Das habe ich noch nicht gesehen, wie Sie aus Steinzeitmenschen Ministranten machen! Das ist mir meine Zeit und die Flugkosten wert!«
    »Sie werden sich wundern«, sagte Pater Mooslachner dumpf und wußte, daß es stimmte.
    Am nächsten Morgen stand Prusius' Flugzeug bereit auf dem kleinen Privatflugplatz hinter seinem festungsähnlichen Haus. Der Laderaum war voll Kanistern mit Flugbenzin; Prusius verzichtete lieber auf alles andere, seit er einmal erlebt hatte, daß bei einem Besuch am Okavango eine Benzinleitung defekt geworden und der Treibstoff unbemerkt ins Gras getropft war, so daß er den Rückflug nach Outjo nicht mehr schaffte. Bis man ihn von dort oben abgeholt hatte, waren zwei Tage vergangen. Fluchend hatte er auf der einsamen Farm gesessen, auf Gott und die Welt geschimpft, über Funk die Werkstatt in Otjivarongo genervt und sich geschworen, nie wieder ohne den doppelten Benzinvorrat zu fliegen. Diesen Schwur hielt er ein, obwohl es nie wieder zu einer defekten Leitung kam – wie konnte es auch anders sein.
    Pater Mooslachner hatte seinen ›heiligen Koffer‹ mitgenommen, diese tragbare Kirche, die schon viel Aufsehen erregt hatte. Mit dicken Lederriemen mehrfach gesichert, enthielt er nicht nur eine gestickte Altardecke, einen silbernen Kelch, eine Hostienschale, eine mit Ziselierungen verzierte Hostiendose und eine kleine Monstranz mit vergoldeten Strahlen, sondern auch ein sehr schönes altes Kruzifix und ein zusammengerolltes Leinenbild.
    Dieses Bild war einmal Anlaß gewesen, daß der Bischof mit sich und der kirchlichen Lehre in Zwiespalt geriet. Hätte das Bild die Mutter Gottes gezeigt, die Krippe zu Bethlehem, die Abendmahls-Szene oder – das konnte man noch tolerieren – die kindliche Darstellung Gottes als Großvater mit wallendem weißen Bart,

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