Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
schönen Villa mit teuren Möbeln auf, weil sie glaubte, dass sie ein Leben in Luxus verdient hatte. Das Leben mit ihm hatte sie nicht zu schätzen gewusst.
Was war besser? Zu Fuß oder mit dem Auto? Er blieb stehen und überlegte krampfhaft. Aber es war viel zu heiß, alles erschien ihm so verwirrend, sein Kopf tat weh, und er konnte nur einen Gedanken denken, er sah vor sich, wie Erin mit dem Grauhaarigen schlief, und bei der Vorstellung wurde ihm kotzübel.
Wahrscheinlich trug sie Reizwäsche und tanzte für ihn, flüsterte ihm etwas ins Ohr, um ihn heißzumachen. Flehte ihn an, ihn befriedigen zu dürfen, damit sie in seinem tollen Haus mit der tollen Einrichtung leben konnte. Sie war eine Hure, verkaufte ihre Seele für Luxus. Gab sich hin für Perlen und Kaviar. Wahrscheinlich schlief sie in einer Prachtvilla, nachdem der Grauhaarige sie zu einem vornehmen Abendessen ausgeführt hatte.
Kevin fühlte sich hundeelend, betrogen und verlassen. Die Wut half ihm, wieder klarer zu denken. Da erst merkte er, dass er immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle stand, während die vier sich immer weiter von ihm entfernten. Bis zu seinem Auto war es noch ein ganzes Stück, aber er drehte um und rannte los. Auf dem Jahrmarkt stieß er ständig mit Leuten zusammen, beachtete aber nicht, dass sie schimpften und protestierten. »Aus dem Weg, aus dem Weg!«, schrie er. Manche wichen ihm freiwillig aus, andere musste er beiseiteschubsen. Er kam an eine Stelle, an der kein Gedränge war, aber jetzt konnte er nicht mehr, sein Atem ging hechelnd, er musste sich neben einem Wasserhydranten übergeben. Ein paar Jugendliche fingen an zu lachen. Am liebsten hätte er sie erschossen, aber nachdem er sich den Mund abgewischt hatte, zielte er nur mit der Pistole auf sie, und sie waren sofort still.
Er stolperte weiter. Ein spitzer Eispickel schlug immer wieder gegen seinen Schädel. Diese Schmerzen! Mit jedem Schritt wurden sie schlimmer, und Erin flüsterte wahrscheinlich dem grauhaarigen Mann ins Ohr, was sie im Bett alles miteinander machen würden. Sie erzählte dem Mann von Kevin, sie lachte, sie wisperte: Kevin hat mich nie so befriedigt wie du. Auch wenn es gar nicht stimmte.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er endlich bei seinem Wagen war. Die Sonne hatte ihn so aufgeheizt, dass ihm kochende Hitzewellen entgegenschlugen, als er die Tür öffnete. Das Lenkrad konnte er nicht anfassen, so glühend heiß war es. Die Hölle. Sie lebte in der Hölle. Er startete den Motor und öffnete alle Fenster, wendete und fuhr zurück in Richtung Jahrmarkt. Wenn ihm jemand in den Weg kam, hupte er wie verrückt.
Wieder diese Umleitungen. Absperrungen. Am liebsten wäre er einfach hindurchgefahren, er wollte sie zertrümmern, dass sie in tausend Stücken davonflogen, aber selbst hier gab es Polizisten, die ihn sofort festgenommen hätten. Blöde Bullen, dick und faul. Wie aus einem Comic. Idioten. Keiner von ihnen war ein guter Cop, aber sie trugen alle Waffen und besaßen eine Dienstmarke. Kevin bog in eine Seitenstraße ein. Er musste dahin, wo Erin war. Erin und ihr Liebhaber. Zwei Ehebrecher, und in der Bibel stand: Wer eine Frau betrachtet und sie begehrt, der begeht Ehebruch in seinem Herzen.
Überall Menschen. Manche überquerten blindlings die Straße. Zwangen ihn zu bremsen. Er beugte sich über das Lenkrad, um besser zu sehen. Ja, da waren sie, winzige Gestalten in der Ferne. Sie befanden sich auf der anderen Seite einer Absperrung und strebten zu der Straße, die zu ihrem Haus führte. An der Ecke stand ein Polizist. Wieder eine ahnungslose Pfeife.
Kevin fuhr weiter, wurde aber von einem Mann aufgehalten, der plötzlich vor seinem Wagen erschien und auf die Kühlerhaube schlug. Ein Provinzler mit langen Haaren, mit Totenköpfen auf seinem T-Shirt und natürlich mit Tattoos. Fette Ehefrau, blöde Kinder. Lauter Versager, alle miteinander.
»Pass auf, wo du hinfährst!«, schrie der Kerl.
Im Geist erschoss Kevin sie alle, peng-peng-peng-peng , aber er zwang sich, ruhig zu bleiben, weil der Bulle an der Ecke ihn beäugte. Peng , dachte Kevin noch einmal.
Er wendete, beschleunigte das Tempo, bog links ab, fuhr schneller. Nochmal nach links. Da vorne war wieder alles abgesperrt. Es half nichts, er musste erneut wenden, diesmal bog er rechts ab und erst an der nächsten Querstraße links.
Auch da kam er an eine Absperrung. Das konnte doch nicht wahr sein! Gefangen in einem Labyrinth – wie eine Ratte bei einem
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