Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
Körper.
Josh und Kristen schluchzten und winselten vor Angst. Aber sie lebten noch! Katie wollte sich aufrichten. Nein, sie durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Die Schmerzen waren unerträglich. Bestimmt hatte sie sich etwas gebrochen. Doch sie konnte beide Beine noch bewegen. Irgendwie musste sie den Kopf frei bekommen, um besser sehen und denken zu können. Josh und Kristen versuchten, sich aus der Decke zu winden. Aus dem Schlafzimmerfenster über ihnen schlugen die ersten Flammen. Überall brannte es, das ganze Haus war ein einziges Flammenmeer, und wenn sie nicht schnell handelte, hatten sie nur noch wenige Sekunden zu leben.
Als er Joyce nach Hause gebracht hatte, sah Alex, dass der Himmel über den schwarzen Bäumen am Stadtrand orangerot glühte. Auf der Fahrt zu Joyce war ihm das gar nicht aufgefallen! Ein entsetzlich ungutes Gefühl ergriff von ihm Besitz. Er überlegte nicht lange, sondern trat aufs Gaspedal.
Josh und Kristen saßen schon aufrecht da, als sich Katie umdrehte. Bis zum Boden waren es von dem Vorbau etwa drei Meter. Das Risiko mussten sie eingehen, ihnen blieb nichts anderes übrig. Josh weinte und schluchzte immer noch, aber er protestierte nicht, als Katie mit kurzen Worten erklärte, was sie als Nächstes tun würden.
»Ich halte dich an den Händen und lasse dich so weit runter wie möglich, und dann musst du springen.«
Er nickte, sichtlich unter Schock. Katie rutschte an den Rand und zerrte Josh hinter sich her. Dann umklammerte sie sein Handgelenk. Der Vorbau bebte schon, Flammen züngelten um die beiden Säulen, die ihn trugen. Mit den Füßen voran schob sich Josh über die Kante, Katie lag auf dem Bauch und hielt ihn fest, ließ ihn nach unten schweben … Mein Gott, die Arme taten ihr so weh! Anderthalb Meter, mehr nicht, sagte sie sich. Er würde nicht sehr tief fallen, und er würde auf den Füßen landen.
Sie ließ ihn los, als wieder eine Erschütterung den Vorbau ergriff. Kristen kam zitternd zu ihr gekrabbelt.
»Okay, Baby, jetzt bist du an der Reihe«, sagte Katie. »Gib mir deine Hand.«
Als sie die Kleine losließ, hielt sie den Atem an. Gleich darauf sah sie die beiden Kinder unten stehen und zu ihr heraufschauen. Sie warteten auf sie.
»Lauft los!«, schrie Katie. »Rennt fort von hier!«
Ihre Worte gingen in einen fürchterlichen Hustenanfall über. Sie musste springen, jetzt sofort! Sie klammerte sich fest, schwang die Beine über den Rand. Eine Sekunde lang pendelte sie in der Luft, dann konnte sie sich nicht mehr halten und ließ los.
Der Aufprall. Ihre Knie gaben nach, sie rollte ein Stück, bis kurz vor dem Ladeneingang. Ihre Beine taten unglaublich weh, aber sie musste die Kinder in Sicherheit bringen. Sie waren natürlich nicht weggelaufen. Irgendwie schaffte sie es, aufzustehen und die beiden an der Hand zu nehmen.
Die Flammen tanzten himmelwärts. Auch die Bäume in der Nähe hatten schon Feuer gefangen, die oberen Zweige sprühten Funken wie Feuerwerkskörper. Dann ein unheimliches Donnern. Katie warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah, dass die Hauswand einstürzte. Es folgte eine Explosion, und ein glühend heißer Windstoß warf Katie und die Kinder zu Boden.
Als sie wieder Luft bekamen und sich umschauten, war der Laden nur noch eine lodernde Feuersäule.
Aber sie hatten es geschafft. Katie zog die Kinder an sich und küsste sie auf den Kopf. Beide wimmerten leise. »Es wird alles gut«, murmelte Katie. »Ihr seid jetzt in Sicherheit.«
In dem Moment erschien ein dunkler Schatten vor ihnen, und sie wusste, dass sie sich geirrt hatte.
Da stand er, riesengroß, eine Pistole in der Hand.
Kevin.
Alex raste, so schnell er konnte. Mit jeder Sekunde wuchs seine Angst. Das Feuer war noch zu weit entfernt, als dass er es genau hätte lokalisieren können, aber die Furcht krallte sich in seinen Magen – es gab nicht allzu viele Gebäude in der Richtung. Die meisten waren einzeln stehende Farmhäuser. Und, natürlich, der Laden.
Er beugte sich über das Lenkrad, als könnte er dadurch den Jeep überreden, schneller zu fahren. Schneller, schneller!
Katie begriff erst gar nicht, was los war.
»Wo ist er?«, stieß Kevin heiser hervor. Er sprach sehr undeutlich, aber sie erkannte trotzdem seine Stimme. Sein Gesicht lag im Schatten, und hinter ihm tobte das Feuer. War das Blut, was sie da sah? Im Gesicht, auf seinem Hemd. Die Pistole in seiner Hand schimmerte, als hätte er sie in Öl getaucht.
Er ist hier , hatte Jo in ihrem Traum
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