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Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht

Titel: Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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der Seele wehtat. Ihm war klar, dass es den Kindern besserging, weil die Erinnerungen an ihre Mutter langsam, aber sicher verblassten. Sie waren noch so klein gewesen, als sie ihre Mom verloren – vier und drei –, und das bedeutete, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ihre Mutter für sie nur noch eine Vorstellung, aber keine konkrete Person mehr war. Das konnte niemand verhindern, aber Alex fiel es schwer zu akzeptieren, dass sie sich dann nicht mehr an den Klang von Carlys Lachen erinnern würden oder daran, wie zärtlich ihre Mom sie an sich gedrückt hatte, als sie noch klein waren. Und wie sehr sie ihre beiden Kinder geliebt hatte.
    Er war nie ein besonders guter Fotograf gewesen, aber Carly hatte immer gern zur Kamera gegriffen. Deshalb gab es Dutzende von Bildern, auf denen er mit den Kindern zu sehen war. Carly hingegen war nur auf wenigen mit dabei, und obwohl Alex großen Wert darauf legte, gemeinsam mit den Kindern immer wieder die Alben durchzublättern und ihnen von ihrer Mutter zu erzählen, fürchtete er, dass die Geschichten für Josh und Kristen nach und nach genau das wurden, nämlich Geschichten. Die Gefühle, die dazugehörten, waren wie Sandburgen in der Flut, die unaufhaltsam ins Meer hinausgespült wurden. Und dann war da Carlys Porträt, das in seinem Schlafzimmer hing. Er hatte es im ersten Jahr ihrer Ehe in Auftrag gegeben, gegen Carlys heftigen Protest. Er war froh, dass er sich durchgesetzt hatte. Auf dem Foto sah sie sehr schön und selbstsicher aus: die willensstarke Frau, die sein Herz gewonnen hatte. Abends, wenn die Kinder im Bett waren, setzte er sich manchmal vor dieses Porträt und schaute es an. Dabei gerieten seine Gefühle jedes Mal in heftigen Aufruhr. Aber Josh und Kristen bemerkten das Bild fast gar nicht mehr.
    Alex dachte ständig an Carly. Ihm fehlte die selbstverständliche Kameradschaft, die sie miteinander verbunden hatte, und die Freundschaft, die der Fels war, auf dem ihre Ehe von Anfang an ruhte. Und in seltenen Augenblicken gestand er sich ein, dass er sich danach sehnte, all das wieder zu finden. Er war einsam, auch wenn er es nicht gern zugab. Nach Carlys Tod hatte er sich lange Zeit nicht vorstellen können, je wieder eine Beziehung einzugehen, geschweige denn, sich richtig zu verlieben. Selbst nach dem ersten Jahr hatte er solche Gedanken weit von sich gewiesen. Das Leid war noch zu frisch, die Erinnerung an das Erlebte zu schmerzhaft. Aber vor ein paar Monaten war er mit den Kindern ins Aquarium gegangen, und als sie vor der Glasscheibe standen, hinter der sich die Haie befanden, hatte er sich mit der attraktiven Frau unterhalten, die zufällig neben ihm stand. Genau wie er hatte auch sie ihre Kinder mitgebracht. Und wie er trug sie keinen Ring am Finger. Ihre Kinder waren ungefähr gleich alt wie Josh und Kristen, und während die vier Kleinen begeistert die Fische beobachteten, lachte die Frau belustigt über eine Bemerkung von ihm, und er spürte, dass kurz eine gewisse Freude in ihm aufblitzte. Diese Freude kannte er von früher, und er musste an all das denken, was er einmal besessen hatte. Das Gespräch mit der Frau ging zu Ende, sie wanderten in verschiedene Richtungen weiter, doch auf dem Weg nach draußen sah er sie noch einmal. Sie winkte ihm zu, und einen Moment lang überlegte er, ob er zu ihrem Wagen hinüberlaufen und sie um ihre Telefonnummer bitten sollte. Aber er tat es nicht. Gleich darauf fuhr sie vom Parkplatz, und er hatte sie nie wieder gesehen.
    Als er dann am Abend bei den schlafenden Kindern saß, wartete er darauf, dass ihn eine Welle der Selbstvorwürfe und der Reue überschwemmen würde, aber seltsamerweise passierte nichts dergleichen. Er fand das, was er erlebt hatte, gar nicht unangemessen. Im Gegenteil, es fühlte sich irgendwie … okay an. Nicht aufmun ternd, nicht belebend, nein, einfach nur okay , und intuitiv wusste er, dass diese Erfahrung den Beginn des Heilungsprozesses markierte. Was nicht hieß, dass er nun bereit war, sich in das Leben als suchender Single zu stürzen. Wenn es passierte, dann passierte es. Und wenn nicht? Na ja, diese Brücke würde er überqueren, wenn es so weit war. Er wollte einfach warten, bis er die Richtige traf. Eine Frau, die nicht nur wieder Freude in sein Leben brachte, sondern auch die Kinder so liebte wie er. Ihm war bewusst, dass seine Chancen, diese Person hier in der Stadt zu finden, extrem gering waren. Southport war zu klein. Fast alle Leute, die er kannte, waren

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