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Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Titel: Wie ein Prinz aus dem Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa McClone
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ihr den Atem.
    Der morgendliche Bartschatten auf seinem Kinn verlieh ihm ein verwegenes Aussehen, ein Eindruck, der durch die Narbe auf seiner Wange noch verstärkt wurde. Seine Kleidung wies keinerlei Falten auf, nichts ließ darauf schließen, dass er die Nacht im Flugzeug verbracht und einen Ozean überquert hatte.
    „Bist du hungrig? Das Dinner gestern hast du kaum angerührt“, erkundigte er sich besorgt.
    An dir knabbern würde ich schon gern, dachte sie, rief sich jedoch sofort wieder zur Ordnung. Er gehörte einer anderen!
    „Danke, ich habe keinen Appetit.“
    „Dann lasse ich dir nach unserer Ankunft etwas aufs Zimmer bringen.“
    Zimmerservice? Also hatte diese Reise auch angenehme Seiten. „Bitte mach dir keine Mühe.“
    „Das ist es nicht.“
    „Ich kann das selbst erledigen!“
    Einen Moment lang schwiegen beide, und Isabel fielen die Augen beinahe wieder zu. Gleich nach ihrer Ankunft im Hotel wollte sie sich noch einmal hinlegen, auch eine Dusche wäre nicht zu verachten.
    „Bist du bereit, deine Heimat kennenzulernen?“, fragte Nikolas.
    Heimat? dachte sie. Obwohl sie hier geboren war, würde sie Veronia gewiss nie so bezeichnen. „Ich kann schließlich nicht den ganzen Tag im Flugzeug verbringen.“
    „Dir würde langweilig werden.“
    „Das ist schlecht, ich langweile mich nicht gern.“
    „Irgendwie überrascht mich das nicht!“
    Sie erhoben sich gleichzeitig, und Isabel wollte sich schon den Rucksack über die Schultern hängen, doch Nikolas hinderte sie daran.
    „Um den kümmert sich das Bordpersonal.“
    „Er stört mich nicht.“
    „Aber die Crew stößt sich daran. Sie betrachten es als Ehre, dir dienen zu dürfen.“
    „Ich gebe ihn nicht gern aus der Hand. Er enthält meine Geldbörse und meinen Pass.“
    „Prinzessinnen tragen ihr Gepäck nicht selbst.“
    „Was die Leute denken ist mir egal!“
    „Das sehe ich.“ In seinem Gesicht zuckte ein Muskel, und er presste die Lippen fest zusammen, wie Isabel es vorher beobachtet hatte. Offensichtlich missbilligte er ihr Verhalten – und sicher nicht zum letzten Mal!
    „Zu deiner Information: Ich kann es nicht ausstehen, wenn andere mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe!“ Mit diesen Worten schritt sie an ihm vorbei zum Ausgang.
    Die anderen Passagiere, die er ihr im Verlauf des Flugs vorgestellt hatte, waren bereits von Bord gegangen, und die Besatzung der Maschine wartete neben der Tür auf die letzten Fluggäste. Isabel verabschiedete sich höflich von ihnen, dann trat auch sie ins Freie.
    Auf der Gangway blieb sie stehen und atmete genüsslich durch. Die frische, klare Morgenluft tat ihr gut.
    Der auf einem Hochplateau errichtete Flughafen von Veronia war nicht annähernd so groß wie der in Charlotte, dafür aber ganz neu. In der Ferne ragten die Ausläufer eines Gebirgszugs in den blauen, wolkenlosen Himmel auf.
    Nikolas trat zu ihr. Er wies auf eine schwarze Limousine am Fuß der Treppe. „Wir werden erwartet.“
    Auf der Kühlerhaube flatterten zwei kleine blau-weiße Wimpel mit einem gelben Emblem in der Mitte in der kühlen Morgenbrise. Uniformierte Wachen standen in der Nähe. Ein Mann in dunklem Anzug lud bereits das Gepäck in den Wagen. Gerade hob er ihre ramponierte Reisetasche in den Kofferraum, vorsichtig, als enthielte sie zerbrechliche Kostbarkeiten. Mit einem Mal kam Isabel sich vor wie eine Hochstaplerin. Das war nicht ihre Welt! Sie griff nach dem Treppengeländer und hielt sich daran fest, als ginge es um ihr Leben.
    Sogleich bot Nikolas ihr einen Arm. „Du musst müde sein!“
    Seine Ritterlichkeit trieb ihr Tränen in die Augen und erinnerte sie an die vielen Gelegenheiten, bei denen Onkel Frank ihr denselben Dienst erwiesen hatte. Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen.
    Ein klarer Fall von Jetlag, dachte sie. Normalerweise war sie nicht übertrieben sentimental. Und Nikolas hatte recht. Ihre Beine waren von dem langen Flug noch ganz steif, und ihre Erschöpfung wuchs von Minute zu Minute. Sie hoffte nicht auf der Treppe zu stolpern, das wäre kein guter Start für ihren Besuch in Veronia.
    Dankbar ergriff sie seinen Arm und stieg gemeinsam mit ihm gemächlich die Treppe hinab – viel langsamer, als er üblicherweise ging.
    Wie rücksichtsvoll er ist, dachte sie. Ihr Vergleich mit einem Ritter in schimmernder Rüstung traf also zu. Dennoch fiel es ihr schwer, seine Hilfe zu akzeptieren. Seit Onkel Franks Tod hatte sie auf eigenen Beinen gestanden. Sich auf

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