Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
auch, wie Jake zugeben musste. »Alles, was ich möchte, ist ein Bad nehmen und dann ins Bett gehen.«
»In Ordnung«, hatte er gesagt und plötzlich gezögert zu gehen. »Auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen.«
Sie hatte sich so niedergeschlagen angehört und traurig ausgesehen, dass er sich beinahe verpflichtet fühlte, bei ihr zu bleiben. Bevor er sich ganz dazu entschlossen hatte, war er schnell hinausgestürmt.
Jetzt fragte er sich, was zum Teufel er hier eigentlich tat. Obwohl Banner nach dem, was vergangene Nacht vorgefallen war, kaum mit ihm sprach, zog er ihre Gegenwart dieser rauen Gesellschaft vor. Er schaute lieber in ihr Gesicht, selbst in ihr zorniges Gesicht, als in irgendeines der angemalten Huren, die an ihm vorüberwanderten, ein unausgesprochenes Angebot in ihrem schwülen Blick.
Sugar hatte ausgetrunken. Jake blickte sie lächelnd an. »Ich habe zwei Jungens bei mir.«
»Wo sind sie denn?«, fragte sie.
Trotz seiner trübseligen Stimmung lachte Jake. »Irgendwo da draußen und machen sich Mut, nehme ich an. Morgen müssen sie arbeiten, deshalb habe ich ihnen gesagt, dass sie sich bei ihren Vergnügungen auf Schießbuden beschränken sollen. Aber morgen Abend bringe ich sie her und stelle sie dir vor.«
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Danke, Jake. Ich weiß das zu schätzen.« Ihr Blick wurde wärmer, ihr Griff auf seinem Arm fester. »Ich habe im Moment nichts Besonderes zu tun.« Hoffnungsvoll brachte sie dieses Angebot vor.
Seine Mundwinkel zogen sich nach unten, und er schüttelte entschuldigend den Kopf. »Ich kann es nicht zulassen, dass du deine wertvolle Zeit an einen alten Satteltramp wie mich verschwendest. Such dir lieber einen reichen Kunden.«
Er wies sie taktvoll ab, und sie akzeptierte seine Zurückweisung. »Eines Tages wird sich einer dieser reichen Kunden unsterblich in mich verlieben.«
»Das bezweifle ich nicht.«
»Und mich geradewegs hier herausbringen. Weg von ihr«, flüsterte sie. Sie nickte in Richtung auf die Portiere, die die Spielräume vom Barraum trennte. Priscilla stand mit einer Hand auf den Hüften da, in der anderen Hand hielt sie einen scharlachroten Federfächer.
Als sie näher kam, entfernte Sugar sich rasch von der Bar. »Tschüs, Jake. Und danke.«
»Einen Augenblick«, sagte Priscilla, als Sugar an ihr vorbeihuschen wollte. Sie schaute die alte Prostituierte lange schweigend und vorwurfsvoll an, dann schlug sie ihr hart ins Gesicht. Das krachende Geräusch ließ den Lärm im Raum verstummen.
Jake zuckte hoch und war bereit, Sugar zu verteidigen, aber Priscilla warf ihm einen messerscharfen Blick zu, der ihn warnte, sich nur ja nicht einzumischen. Er tat es nicht, weil er wusste, dass das, wenn er gegangen war, die Dinge nur noch schlimmer für Sugar gemacht hätte.
Schützend bedeckte Sugar ihre Wange. »Wofür war das?«
Tatsächlich war die Ohrfeige für den zärtlichen Ausdruck, den Priscilla in Jakes Gesicht bemerkt hatte, als er Sugar anschaute, und für den sanften Kuss, den er ihr gegeben hatte. Aber sie sagte: »Am Knie ist ein Loch in deinem Strumpf. Geh nach oben und komm für den Rest der Nacht nicht wieder herunter.«
»Aber ich brauche das Geld«, jammerte Sugar.
»Du hast mich verstanden«, entgegnete Priscilla kalt.
Um den neugierigen Blicken zu entgehen, die die Szene auf sich gezogen hatte, stahl sich Sugar fort, die Treppe hinauf. Priscilla schaute den Klavierspieler an und zog die Augenbraue hoch. Sofort spielte er weiter. Dann glitt ihr Blick, die Augen so kalt und hart wie Metallsplitter, zu Jake zurück, und Priscilla legte die verbliebene Entfernung zur Bar zurück.
»Sind die Colemans dich schon leid?«
»Du bist wirklich ein Miststück.«
»Du hast recht. Das gehört zu meinem Job.«
»Und das gefällt dir wohl auch am besten daran.«
»Das müsstest du doch besser wissen, Jake«, meinte sie verführerisch. »Du weißt, welcher Teil mir am besten gefällt.«
»Warum hast du Sugar geschlagen?«
»Ich muss meine Mädels bei der Stange halten.«
»Wegen eines zerrissenen Strumpfes? Was hat dir die arme alte Sugar denn je getan?«
»Die arme alte Sugar kostet mich viel Geld, wenn sie zu betrunken ist, um selbst den geilsten Cowboy zu bedienen.«
»Und das ist alles, was bei dir zählt, nicht wahr? Geld?«
»Und riesige Schwänze.«
Jake schüttelte angeekelt den Kopf. »Wie ich schon sagte, du bist ein Miststück.«
»Beantwortest du jetzt meine Frage oder nicht?«
Dies war vertrautes Terrain, und
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