Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
wilden Ausbruch Erfüllung fanden und zu einem Bund des Hasses zusammengeschmiedet wurden.
Ma Langston gefiel das nicht. Kein bisschen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie konnte es riechen, spüren, wie ein Tier den Wechsel der Jahreszeiten spürt.
Am Tag nachdem das Vieh zur Ranch getrieben worden war, stand sie morgens vor Banners Haustür. Starrköpfig hatte sie darauf beharrt, mit dem Floß über den Fluss zu setzen und die Strecke zum Haus zu Fuß zu gehen.
Als sie Banner mit einer Manikürschere geschickt von den Fäden befreite, schimpfte sie mit ihr und bemitleidete sie abwechselnd. Sie untersuchte die Wunde und meinte, dass sie gut heile, wenn man bedenke, dass ein Knochenbrecher wie Hewitt sie operiert hatte.
Als Banner sich an ihren üppigen Busen schmiegte und heftig zu weinen begann, tätschelte Ma ihren Rücken und tröstete sie, weil sie dachte, sie sei wegen der Operation immer noch durcheinander. Sie hatten eine Tasse Tee miteinander getrunken und ein Schwätzchen gehalten. Als Ma sich hochhievte, um die Rückreise über den Fluss anzutreten, war Banner wieder ganz gefasst gewesen.
Ma war unbehaglich zumute, weil sie wusste, dass dem Mädchen etwas fehlte, sie aber bis jetzt nicht herausgefunden hatte, was es war. Vermisste sie ihre Mama? War das der Grund für Banners Tränen?
Aber als Jake zu ihr geritten kam, während sie zum Fluss zurückging, kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, dass viel mehr dahintersteckte als Heimweh.
»Ma, warum reitest du den Rest des Weges nicht auf Stormy?«, bot Jake ihr an, als er abstieg.
»Hm! Ich glaube, meine Beine sind genauso stark wie seine. Ich lauf lieber, danke.«
»Wie geht es Banner?« Jake passte sein Tempo ihrem an und führte Stormy am Zügel.
»Weißt du das nicht?«
»Ich habe sie gestern Abend nicht gesehen. Heute Morgen hatte ich zu viel zu tun, um zu frühstücken.«
»Es geht ihr mittelprächtig. Die Wunde heilt ganz gut. Aber sie ist ein wenig durcheinander.« Ma beschattete ihre Augen mit der Hand und betrachtete ihren Sohn eingehend. »Du siehst auch ein wenig kränklich aus. Und bläst dich auf wie ein Ochsenfrosch. Was ist los mit dir?«
Er biss in seine Zigarre. »Nichts.«
»Hast du Bauchschmerzen?«
»Nein.«
»Bist du wütend auf jemanden?«
»Nein.«
»Hm!«, sagte Ma und ließ ihn so wissen, dass sie ihm kein Wort glaubte.
Als sie den Fluss erreichten, half er ihr sicher auf das Floß. Bevor sie die lange Stange in die Hand nahm, um sich hinüberzustaken, sagte sie: »Pass auf das Mädchen auf, hörst du?«
»Die kann auf sich selbst aufpassen«, murmelte er leise.
»Nein, kann sie nicht«, fuhr Ma ihn an und fragte sich, ob ihr Sohn zu alt war für eine ordentliche Tracht Prügel. »Sie ist körperlich und seelisch geschwächt. Hat sich heute Morgen die Augen aus dem Kopf geheult.«
Jake sah seiner Mutter nicht in die Augen und ließ Stormys Zügel durch die Finger gleiten. »Hat sie etwas gesagt?«
»Sollte sie?«
Er war automatisch auf der Hut vor dem scharfen Blick seiner Mutter und zuckte die Achseln.
Ma stieß die lange Stange ins Wasser, und als diese auf dem schlammigen Boden aufkam, lehnte sie ihr ganzes Gewicht darauf. Etwas stimmte nicht. Und es hatte mit den beiden zu tun. Darauf würde sie ihr Leben verwetten.
Was auch immer es war, sie schien entschlossen zu sein, nicht darüber zu reden. Am besten ließ man sie in Ruhe; sollten sie ihr Problem selbst lösen. Mit einer letzten Anweisung verließ sie Jake: »Achte darauf, dass sie nicht zu viel tut.«
Keiner von beiden wäre erfreut gewesen, wenn er gesehen hätte, wie Banner eine Wanne mit nasser Wäsche hochhob und sie zur Wäscheleine schleppte. Am Morgen nach Mas Besuch beschloss Banner, dass die Wäsche sich nicht noch einen Tag länger auftürmen ließ. Sie musste gewaschen werden. Außerdem hielt die Beschäftigung sie davon ab, zu viel nachzudenken.
Sie wollte nicht daran denken.
Sie dachte nur daran.
Jake liebte sie nicht. Er hatte nur Mitleid mit ihr. Seine Zärtlichkeit, seine sanfte Besorgnis, seinen herzzerreißenden Küsse entsprangen Mitleid und nicht Leidenschaft.
Ach, zum Teufel mit ihm!
Was sollte sie jetzt bloß tun?
Banner wusste, was die Leute über Mädchen dachten, die »guter Hoffnung« waren, bevor sie heirateten. Sie wurden zwar nicht länger auf der Straße gesteinigt, aber ihr guter Ruf war dahin. Und häufig wurde der Mann, der das Kind gezeugt hatte, gar nicht bekannt und kam ungeschoren davon, während das Mädchen
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