Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
sie etwas Wichtiges vergessen hatte. Einen momentanen Anfall von Heimweh kämpfte sie im Keime nieder. Jetzt ging es darum, sich ein eigenes Zuhause zu schaffen. Und genau das wollte sie. Standhaft marschierte sie die Treppe hinunter und zur Tür hinaus.
Ma saß mit den Zügeln in der Hand auf dem Wagen. »Kommst du mit, Ma?«, fragte Banner erfreut.
»Hmm!«, brummte sie. »Ich muss wohl mitkommen und gucken, dass alles richtig gemacht wird.«
Lydia hastete mit einem Korb zur Haustür heraus. »Ich habe ein paar Sandwiches mitgebracht.« Sie gesellte sich zu Ma auf den Wagen.
Ross, Lee und Jake ritten in den Hof. In ihrem Gefolge befanden sich drei Arbeiter von River Bend. Ross stellte Jake die Cowboys vor.
»Peter, Jim und Randy. Gute Leute. Ich habe sie selbst für dich ausgesucht. Jungens, das ist euer neuer Vormann, Jake Langston. Ihr kennt ihn sicher.«
Die drei Männer nickten, und Jake sagte lakonisch: »Schön, dass ihr da seid.«
Ross hatte ihm bereits am Vorabend die Namen der Männer genannt, die für ihn arbeiten würden. Jake hatte daraufhin Micah beiseitegenommen. »Was weißt du über sie?«
»Pete ist der ältere Typ mit den grauen Haaren. Er redet nicht viel. Ist aber ein guter Arbeiter, stahlhart. Möchte ihn nicht von seiner üblen Seite kennenlernen. Aber ich habe noch nie erlebt, dass er die Beherrschung verliert. Jim ist der mit der Narbe auf dem Gesicht. Angeblich hat er die Narbe in einem Messerkampf mit einem Komanchenhalbblut davongetragen. Hässlicher Bursche, aber ganz freundlich. Ist der beste Lassowerfer, den ich je gesehen habe.
Randy ist erst seit ein paar Monaten hier. Hat bisher keine Probleme gemacht. Er trinkt gerne Whisky, spart sich seine Sauftouren aber für die Samstagabende auf, dann ist er regelmäßig sturzbesoffen. Er betrügt auch beim Poker, und wenn er dabei erwischt wird, lacht er bloß. Ach, Jake, ich würde ein Auge auf ihn haben, wenn er in Banners Nähe ist.«
Jake, der seiner Litanei bislang kommentarlos zugehört hatte, drehte bei dieser Bemerkung leicht den Kopf und runzelte seine blonden Augenbrauen. »Wieso das?«
»Man behauptet, Randy sei ein Schürzenjäger. Er ist überall in der Stadt beliebt. Lächelt die ganze Zeit. Hatte nie Probleme damit, eine Frau zu bekommen, weißt du?«
»Ja«, hatte Jake geantwortet, war langsam aufgestanden und hatte den Strohhalm, auf dem er herumgekaut hatte, beiseitegeworfen. »Ich weiß, was du meinst.«
Nun musterte Jake die Männer unter der breiten Krempe seines schwarzen Hutes hervor. Sie sahen für ihn wie gute Cowboys aus. Solange sie während der Woche arbeiteten, war es ihm egal, ob sie sich samstags betranken oder sich in Messerkämpfe mit einem Halbblut verwickelten. Aber von Banner hielten sie sich, verdammt noch mal, besser fern!
»Sind alle zur Abfahrt bereit?«, rief Ross. Als alle im Chor »Ja«, riefen, gab er seinem Hengst die Sporen und ritt in Richtung Tor davon.
Lee folgte ihm. Ma schnalzte mit der Zunge und trieb mit den Zügeln die Pferde an, die den Wagen zogen. Banner ging zu Dusty. Der lebhafte Wallach war am Pfosten vor der Veranda angebunden.
Jake hatte sie bis jetzt noch nicht direkt angeschaut, obwohl er sich ihrer Gegenwart bewusst war. Jetzt, da sie ihm den Rücken zudrehte, gönnte er es sich, sie anzuschauen. Auf ihrem Haar glänzte die Morgensonne, bevor sie es mit einem flachkrempigen Hut bedeckte. Ihre Bluse bildete einen blendend weißen Kontrast zu ihrem schwarzen Hosenrock. Der Gürtel aus schwarzem Leder war mit Silber verziert. Ross hatte ihr den Gürtel aus Mexiko mitgebracht, als er vor etlichen Jahren dort Pferde gekauft hatte. Jake erinnerte sich noch daran, wie sie ihn ihm bei einem seiner Besuche auf River Bend stolz präsentierte.
Der Gürtel umspannte ihre Taille und betonte auf diese Weise die feminine Linie ihrer Hüfte. Der Hosenrock saß eng um ihr Hinterteil und endete knapp unter ihren Knien. Die schwarzen Reitstiefel waren aus glattem, geschmeidigem Leder und formten ihre Wadenmuskeln nach.
Er beobachtete, wie sie den linken Fuß in den Steigbügel setzte und nach dem Sattelknopf griff. Durch ihr erhobenes Knie wurde der Stoff ihres Rockes stramm gezogen, was ihr rundes Hinterteil zur Schau stellte. Sie schwang sich in den Sattel und setzte sich zurecht, wie sie es schon in frühester Kindheit gelernt hatte, fast bevor sie laufen konnte. Ihre aufrechte, stolze Haltung sorgte für einen atemberaubenden Anblick ihrer Brüste, der den Mund trocken, die
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