Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
indisponiert waren. Zum Teufel, er wusste nicht, warum er Wanda nicht weiter treffen sollte, selbst nachdem er und Banner verheiratet waren.
Oh, er mochte Banner schon. Sie war eine verdammt gut aussehende Frau, und zweifelsohne war sie auch zu Leidenschaft fähig. Ihr Ehebett würde nicht unberührt bleiben. Aber Grady war zu pragmatisch, um sich irgendwelchen Vorstellungen über Liebe hinzugeben, obwohl er ein Lippenbekenntnis abgelegt hatte, sie zu lieben.
Banner kam ihm gelegen. Seine soziale Stellung würde sich verbessern, wenn sie seine Frau war, weil die Colemans so hochgeachtet waren. Dass sie hübsch war und bei den Gastgeberinnen in der Stadt beliebt, waren zusätzliche Pluspunkte. Von dem Besitz, den sie mit in die Ehe brachte, ganz zu schweigen.
Sie hatte mit ihm über ihren Traum geredet, eine Ranch aufzubauen. Er wusste alles über die Pferde und die Rinder, die sie züchten wollte. Er hatte zugehört, Interesse und Begeisterung geheuchelt, während ihm die ganze Zeit zum Sterben langweilig war.
Weil er andere Vorstellungen davon hatte, was man mit dem Land anfangen konnte. Er würde sie ein paar Pferde züchten lassen, sogar ein paar Kühe, wenn sie dann zufrieden war, aber er wollte ihr Land, weil es an einen der dichtesten Wälder des Landes grenzte. Er hatte vor, dort eine Sägemühle zu bauen, eine Zweigstelle seiner Mühle in der Stadt. Binnen eines Jahres würde er die Produktion verdreifachen können.
Natürlich hatte er Banner nichts davon gesagt. Nach den Flitterwochen wäre es früh genug gewesen. Aber es gab keine Flitterwochen. Und das alles wegen dieser Schlampe, die jetzt vor ihm stand und mit einem der Sonnenschirme, die er ihr mitgebracht hatte, hin und her stolzierte. Sie hatte unbedingt einen Sonnenschirm haben wollen.
Jetzt ging er auf das Thema ein, das sie vor wenigen Augenblicken angesprochen hatte. »Ich habe dir doch schon erklärt, warum du nicht in das Haus in der Stadt ziehen kannst. Es steht zum Verkauf, seit Banner und ich uns verlobt hatten. Sie wollte auf ihrer Ranch leben.«
Wanda lachte ungestüm. »Ihren Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. Diese Miss Coleman«, sagte sie und imitierte einen trippelnden Gang, »tänzelt immer etepetete mit hochgereckter Nase durch die Stadt.«
So lächerlich die Imitation auch war, Grady fand ein perverses Vergnügen daran. Schon seit Langem fand er, die Colemans seien ein bisschen zu selbstsicher und müssten einmal von ihrem hohen Ross heruntergeholt werden. Besonders Ross. Zum Teufel mit dem Mann, weil er ihn bei der Hochzeit zum Narren gemacht hatte! Wie konnte er es wagen zu drohen, ihn umzubringen! Das würde Grady nie vergessen!
»Am Hochzeitstag haben sie ihr Fett wegbekommen, nicht wahr, mein Liebling?« Wanda glitt neben ihn und fuhr mit der Hand über die Vorderseite seiner Hose. Er schob sie beiseite. »Alle Colemans werden sich an die Burns erinnern, nicht wahr, Grady, mein Liebling? Sie und dieser blonde Riese, der dir seinen Revolver in die Eingeweide gepresst hat.« Sie kicherte, als Gradys Gesicht rot vor Empörung wurde. »Wie hieß er doch gleich?«
»Langston. Jake Langston.« Er ging zum Tisch und hob trotz der Übelkeit erregenden Eichhörnchen den Krug, der neben ihnen stand, an die Lippen und nahm einen tiefen Zug von Doggies beißendem Schnaps.
»Jake Langston«, wiederholte Wanda träumerisch. Träge ließ sie die Zunge über ihre Lippen gleiten und starrte Grady aus zusammengekniffenen Augen an. »Hm. Auch wenn er ein Freund der Colemans ist, diesen Cowboy würde ich gerne einmal probieren.«
Doggie sprang auf sie zu und schlug ihr so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf zurückflog. »Hör auf mit diesem liederlichen Gerede! Du bist jetzt eine Ehefrau und hörst mit deiner Herumhurerei auf, oder ich werde dir dein Gesicht, auf das du so stolz bist, zu Brei schlagen!«
Sie duckte sich und tupfte das Blut ab, das ihr von der Lippe tropfte. »Ich hab’s doch gar nich’ so gemeint, Daddy.«
»Ich bin hungrig. Fang endlich mit den Eichhörnchen an. Grady, du bleibst zum Abendessen.«
»Ich kann nicht, ich …«
»Ich sagte, du bleibst.« Doggie sprach leise, aber seine heisere Stimme wirkte bedrohlicher als Geschrei. Seine Knopfaugen unter den buschigen Brauen glühten wie die eines Wahnsinnigen. Aus seinen Lippen tröpfelte Tabaksaft, als er tückisch lächelte. Er warf Grady den Krug zu. »Nimm noch einen Schluck, während du mir erzählst, warum Wanda nicht mit dir in der Stadt leben
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