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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sofort los. Als er seinen Blick hob, schaute sie ihn seltsam an. Er wollte nicht, dass sie erfuhr, dass auch er Geheimnisse hatte. Er zwang sich, unbefangen an seinem Kaffee zu nippen.
    »Nichts von den Ereignissen jenes Sommers ist es wert, wiederholt zu werden«, meinte er heftig. Luke. Luke. Liebend gerne hätte er mit ihr über Luke geredet, aber er brachte es nicht über sich, sein Herz zu erleichtern. Selbst nach all diesen Jahren war sein Schmerz zu frisch.
    »Ich habe versucht, Mama und Papa dazu zu bewegen, mir Geschichten vom Siedlertreck zu erzählen, aber sie tun das nie. Und wenn doch, hören sie sofort auf, sobald ich anfange, Fragen zu stellen.«
    »Das ist schon lange her. Vielleicht erinnern sie sich nicht so genau daran.« Sie warf ihm einen schneidenden Blick zu, und er gluckste. »Das ist mein Ernst. Vielleicht waren sie, als du auf die Welt kamst, so geblendet, solch eine Tochter zu haben, dass sie alles vergaßen, was ihnen vorher widerfahren war.« Er beugte sich quer über den Tisch und flüsterte: »Weißt du, ich glaube, dass du auf diesem Treck entstanden bist.«
    Sie nagte mit ihren Schneidezähnen an der Unterlippe und zog die Schultern hoch, während sie schelmisch lächelte. »Das glaube ich nicht«, flüsterte sie zurück. »Kaum neun Monate, nachdem sie Texas erreichten, bin ich geboren worden.«
    Jake lachte und lehnte sich zurück. »Eine anständige junge Dame sollte über solche Dinge nicht mit einem Mann reden. Du solltest sie nicht einmal wissen.«
    Ihr Blick wurde verhangen und wanderte langsam über sein Gesicht, zur Brust hinab und zurück zu seinen Augen. »Ich weiß sie.«
    Damit war er ihr zu nahe gekommen. Alles, was sie darüber wusste, was Männer und Frauen miteinander trieben, hatte sie auf einer Pferdedecke, die auf einem Stapel Heu in einer Scheune ausgebreitet war, gelernt von einem Mann, der kein Recht hatte, ihr das beizubringen.
    Jake griff in seine Tasche und zog eine Zigarre heraus. Dann schob er sie wieder zurück und murmelte: »Verzeihung.«
    »Was?«
    »Die Zigarre. Die meisten Damen haben es nicht gerne, wenn ihre Häuser nach Zigarrenrauch stinken.«
    »Ich mag es, wie deine Zigarren riechen. Rauch nur, wenn du möchtest.«
    Obwohl er genau wusste, dass er jetzt besser gehen sollte, bevor ihr Gespräch sich wieder persönlichen Dingen zuwandte, nahm er den Stumpen aus der Tasche und biss das Ende ab. Sorgfältig legte er das abgebissene Stückchen auf die Untertasse neben seine Kaffeetasse. Die Zigarre zwischen den Zähnen, suchte er in seinen Taschen erfolglos nach einem Streichholz.
    »Ich hole dir eins.« Bevor er widersprechen konnte, war Banner aufgestanden und zum Herd gelaufen, wo sie nach einer Schachtel Streichhölzer griff. Als sie zurückkam, streckte er die Hand nach der Schachtel aus, aber sie schüttelte den Kopf und öffnete sie selbst. Sie riss das Streichholz an und hielt es an die Spitze der Zigarre, bis sie rot glühte. Jake paffte, und eine Rauchwolke stieg zwischen ihnen empor.
    Durch den graublauen Qualm sah Jake zu ihr hoch. Banner spitzte die Lippen, ohne ihn aus den Augen zu lassen, und blies das Streichholz aus.
    Jakes Reaktion darauf war tiefgreifend. Beinahe erstickte er an dem Rauch, den er inhalierte. Ein Pfeil der Begierde durchzuckte ihn und fand sein Ziel. Seine Lenden schmerzten unter der Präzision seiner Schlagkraft. Er senkte den Blick, weil er befürchtete, wenn er noch eine Sekunde länger in dieses aufreizende Gesicht blickte, würde er die Zigarre zu Boden werfen und Banner trotz allem, was er sich an jenem Nachmittag auf dem Weg zur Stadt geschworen hatte, auf seinen pochenden Schoß zerren.
    Banner setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Sie stützte erneut ihr Kinn in die Hände und sah ihm ganz ungeniert beim Rauchen zu. »Schmeckt es so gut, wie es riecht?«
    »Manchmal, so wie jetzt, schon.«
    »Lass es mich versuchen.« Voller Begeisterung setzte sie sich kerzengerade hin, sodass die Spitze auf ihrer Brust erzitterte.
    »Nein!«
    »Bitte.«
    »Woran denkst du nur, Mädchen?«
    »Ich möchte es versuchen.«
    »Nein. Deine Eltern würden mich umbringen.«
    »Bitte, Jake, sie werden es nicht herausfinden.«
    »Vielleicht doch.«
    »Würdest du es ihnen erzählen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Also bitte. Was ist falsch daran?«
    »Damen rauchen nicht.«
    »Manche Damen schon.«
    »Dann sind es keine Damen.«
    »Kennst du Frauen, die rauchen?«, fragte sie mit weit aufgerissenen

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