Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
übers Geschäft. Du wirst die Party noch verpassen.«
Er streckte die Hand nach ihr aus, zog sie zu sich und küsste sie kräftig auf ihren verblüfften Mund. »Wollen wir wetten? Ich habe für später eine Party extra für dich und mich vorbereitet.«
»Ross, sprich doch leise und lass mich los. Jeder schaut uns zu«, protestierte sie, aber ihre Wangen waren rosig und ihre Augen von einer Erregung erfüllt, die der ihres Mannes gleichkam. Nach einem weiteren schnellen Kuss ließ er sie los.
»Komm mit, Jake«, sagte Ross, schlug dem jüngeren Mann zwischen die Schulterblätter und ließ seine Hand kameradschaftlich dort liegen, als sie sich den Weg durch die Menge in Richtung Haus bahnten.
»Männer!« Lydia wandte ihrer Tochter ein aufgebrachtes Gesicht zu, aber es verwandelte sich sofort in ein Lächeln. »Du siehst wundervoll aus, Banner!«
»Danke, Mama.« Es tat gut, das zu hören. Jake hatte ihr ganz gewiss keine Komplimente über ihr Aussehen gemacht. Seine Gleichgültigkeit ärgerte sie mehr, als sie sich vorgestellt hatte, und das alleine war schon irritierend. »Alles sieht wunderbar aus. Du hast dir wie immer viel zu viel Mühe gemacht.«
»Ich hatte eine Menge Hilfe. Ma und die Jungs.«
»Die Jungs« war Lydias Sammelbegriff für Lee und Micah. »Wo stecken sie denn? Ich vermisse die beiden, obwohl ich eigentlich gar nicht weiß warum«, sagte Banner.
Lydia lächelte und berührte Banners Haar, das makellos frisiert war. Sie hatte es hochgetürmt, aber Strähnen heraushängen lassen, die sich um Wangen und Nacken ringelten. Ein grünes Satinband, das zu ihrem Kleid passte, war durch die dunkle Haarpracht gezogen. »Sie würden es in einer Million Jahren nicht zugeben, aber sie vermissen dich auch.«
»Sie haben jetzt niemanden mehr, den sie ärgern können.«
»All deine Freundinnen sind gekommen«, sagte Lydia sanft. Sie wusste, wie schwer es für Banner sein würde, ihnen das erste Mal gegenüberzutreten. »Sie haben sich unter dem Pekanbaum versammelt.«
»Ich werde jetzt zu ihnen gehen.« Banner drückte ihrer Mutter die Hand.
»Amüsier dich.«
Banner nickte und schlängelte sich durch die Menge. Sie wich immer wieder von ihrem Weg ab, um mit jedem zu sprechen, strahlend zu lächeln, den Kopf lachend in den Nacken zu werfen und alle wissen zu lassen, dass sie nach dem, was Grady ihr angetan hatte, nicht zerbrochen war. Es war seine Schande, nicht ihre – und jeder sollte das wissen.
»Georgia, Bea, Dolly, hallo«, rief sie, als sie zu der Gruppe junger Frauen kam. Sie trugen alle sommerliche Pastelltöne. Als Banner sich ihnen, gekleidet in leuchtendes Blattgrün, näherte, verblassten sie dagegen und wirkten vergleichsweise fade.
»Banner!«, riefen sie im Chor und scharten sich um sie.
Sie scherzten ausgelassen und tauschten Tratsch über gemeinsame Bekannte aus. Da sie sie seit einigen Wochen nicht gesehen hatte, war sie nicht auf dem Laufenden. Als sie Banner fragten, ob es stimmte, dass sie Vieh züchtete, bejahte sie das und beschrieb dann ihr Leben in viel glühenderen Farben, als berechtigt war.
Aber ihr Interesse an Zäunen, Pferchen und Züchtungen schwand schnell dahin, und das Gespräch wandte sich wieder Verlobungen, Hochzeiten, Teegesellschaften, Babys und Porzellandekors zu. Es dauerte nicht lange, bis Banner sich schrecklich langweilte und sich fragte, ob sie jemals genauso seicht und oberflächlich gewesen war.
Sie entschuldigte sich und schlenderte davon, bis sie bei Lee und Micah angelangt war, die ihr den Rücken zukehrten und mit der Schulter gegen einen Baum lehnten. Ihre Unterhaltung war viel interessanter als die ihrer Freundinnen, da sie nicht wussten, dass sie in Hörweite war.
»Glaubst du, sie tut es?«
»Ja, zum Teufel. Du kannst es am Blick erkennen. Der Blick verrät sie immer.«
»Was ist denn mit Lulu Bishop?«
»Hmm. Weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht. Hat zu viel Angst vor ihrer Mama.«
»Ja, aber ich habe gehört, dass sie beim Küssen den Mund aufmacht.«
»Wer hat dir das gesagt?«
»Der Bursche, der im Futtermittelhandel ihres Vaters arbeitet.«
»Der aus dem Indianerterritorium?«
»Genau. Glaubst du, er lügt?«
»Könnte sein.«
»Und jetzt zu Bonnie Jones …«
»Ganz schöne Oberweite, was? Groß und reif wie Melonen?« Micah stieß Lee mit dem Ellenbogen in die Seite, und sie kicherten zusammen. »Ich möchte wetten, dass sie auch genauso saftig schmecken.«
»Ich hab sie mal berührt«, prahlte Lee.
»Den Teufel hast
Weitere Kostenlose Bücher