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Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ein Glas Cola?«, fragte er eben und riss sie aus ihren Tagträumen.
    »Nein danke.«
    »Ich glaube, ich trink noch schnell ein Bier.« Er winkte der Kellnerin. Die Ärmste war völlig baff, als sie Drake erkannte. In dem Bemühen, ihm seinen Wunsch schleunigst zu erfüllen, hätte sie sich beinahe der Länge nach hingelegt. Als er sich wieder zu Lauri drehte, sagte er: »Sie erzählten,
Ihr Vater sei Geistlicher.« Sie nickte. »Trinken Sie deswegen keinen Alkohol?«
    Einen Herzschlag lang war Lauri schockiert über seine direkte Frage. Dann antwortete sie lapidar: »Nein, aus Geselligkeit hab ich früher schon mal ein Glas mitgetrunken.« Sie wich seinem Blick aus und fing stattdessen an, Jennifers Mund von klebrigen Eisresten zu säubern. »Ich habe erlebt, welche Katastrophen Alkohol bei Menschen bewirken kann«, setzte sie kaum hörbar hinzu.
    »Ihr Mann?«, fragte er leise, worauf Lauri ertappt zusammenzuckte. Sie sprach nicht gern über ihre Ehe.
    »Ja«, antwortete sie, als sie auf seinen bohrenden Blick traf. Jetzt oder nie, sagte sie sich seufzend. »Also gut, ich werde Ihnen von meiner Ehe erzählen. Aber dann möchte ich nie wieder darüber reden, okay?« Emotionslos und mit knappen Worten schilderte sie ihm ihre kurze, nervenaufreibende Ehe mit Paul. »Nach seinem Tod nahm ich wieder meinen Mädchennamen an. Da wir nie ein richtiges Paar waren, fand ich es verlogen, weiterhin mit seinem Nachnamen herumzulaufen.«
    Verstohlen schweifte ihr Blick zu ihm. Er beobachtete sie intensiv, tastete ihr ausdrucksvolles Gesicht mit den Augen ab. Sie verweilten kurz auf ihrem Mund, gleichsam als überlegte er, ob er sie küssen sollte. Dann glitt sein Blick zu seiner Tochter.
    »Jennifer.« Er trommelte behutsam auf den Tisch, um sie auf sich aufmerksam zu machen, und breitete die Arme aus. Sogleich sprang sie von ihrem Stuhl, lief zu ihm und kletterte auf seinen Schoß.
    Drake ignorierte das Bier, das die Kellnerin verlegen vor
ihn hinstellte. Er schmiegte Jennifer an sich, vergrub das Gesicht in ihren Locken. Lauri senkte den Blick, blinzelte heimlich die Tränen fort, die ihr gefährlich locker saßen. Es würde ihr ungeheuer schwerfallen, mit seiner Tochter in dieses Flugzeug zu steigen und die beiden voneinander zu trennen, das wusste sie schon jetzt.
    Während er liebevoll das kindliche Engelsgesicht betrachtete, sagte sie: »Was halten Sie davon, wenn Sie ihr schreiben? Dann sieht sie, dass Sie weiterhin an ihrem Leben teilhaben. Ich kann die Briefe auch als Unterrichtsmaterial benutzen. Indem wir immer mal wieder zur Post fahren und so.«
    »Okay«, murmelte er. Er zog Jennifers weiße Söckchen höher über die kleinen Waden.
    »Zweifellos werden wir auch glühende Fans von Antwort des Herzens .«
    »Grundgütiger, ersparen Sie ihr das«, stöhnte er scherzhaft.
    Der Flug wurde von einer lauten, monotonen Stimme über Lautsprecher angekündigt. Für einen endlos langen Moment sahen sie und Drake einander über den Tisch hinweg an, während seine Tochter unartikulierte Laute vor sich hin plapperte. Schließlich beendete Lauri den Augenkontakt, indem sie die schwere Tasche hochhob, die sie als Handgepäck mit ins Flugzeug nehmen wollte.
    Schweigend schoben sie sich durch die Halle. Drake trug Jennifer – die gewiss nicht ahnte, dass sie sich alsbald von diesem Mann trennen müsste, den sie mit der bedingungslosen Bewunderung eines Kindes liebte.
    Nachdem er ihnen ihre Boardingkarten ausgehändigt hatte,
räusperte er sich unbehaglich. »Wenn Sie irgendetwas brauchen, können Sie mich jederzeit anrufen. Lauri, ich vertraue Ihnen meine Tochter an. Bitte, vergessen Sie das nicht.«
    »Um Himmels willen, wo denken Sie hin? Ich werde alles für sie tun und ihr nach Kräften helfen. Verlassen Sie sich darauf.«
    Die Passagiere und Flughafenbeschäftigten, die Drake erkannten, tuschelten miteinander und nickten ihm zu. Ein paar Frauen waren extrem aufdringlich, andere bedachten ihn im Vorbeigehen mit einem hingerissenen Lächeln. Lauri war das alles schmerzvoll bewusst, Drake schien dergleichen kalt zu lassen.
    Er ging in die Hocke und kramte ein Päckchen Kaugummi aus der Jacketttasche. Jennifer griff danach, aber er gab es ihr erst, als sie ihn per Handzeichen darum bat. Er umarmte sie kurz, signalisierte Ich liebe dich. Sie erwiderte das Zeichen, interessierte sich aber offensichtlich mehr für den Kaugummi.
    »Haben Sie eine Vorstellung, inwieweit sie die Situation versteht?«, wollte er von Lauri

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