Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
verharrte auf dem trainierten Waschbrettbauch, kraulte spielerisch seinen Bauchnabel, verborgen in weich gekräuseltem Flaum.
Ein gedämpftes Stöhnen entwich seiner Kehle, einen Herzschlag bevor seine Arme sie umfingen und mit einer Wildheit an sich drückten, die sie fast von den Füßen riss. Sie umklammerte ihn wie eine Ertrinkende, derweil sein Mund den ihren besiegelte. Ihre Körper verschmolzen miteinander.
Seine Zunge schob sich besitzergreifend in ihren Mund, zerstreute sämtliche Einwände, die ihr jetzt noch eingefallen wären. Er nahm ihr sämtlichen Wind aus den Segeln, überlegte
Lauri. Jetzt konnte sie wahrhaftig nicht mehr so tun, als wenn sie das alles kalt ließe. Das Spiel war vorbei, sie hatte verloren. Aber sie war gern die Verliererin, musste sie sich selbst gegenüber einräumen, wenn er sie weiter so leidenschaftlich küsste. Vor seinen erotischen Verführungskünsten zu kapitulieren fand sie einfach himmlisch.
Jennifer holte die beiden letztlich wieder in die nüchterne Realität zurück. Sie hatte sich mit dem neuen Spielzeug beschäftigt, bis sie auf einmal merkte, dass ihr Daddy Lauri küsste. Sie stand auf, zupfte an Drakes Hosenbein, fest entschlossen, die beiden auf sich aufmerksam zu machen und bei diesem lustigen neuen Spiel mitzumachen.
Er löste sich von Lauri, fixierte sie für einen endlos langen Augenblick. Sein Blick signalisierte glutvolles Verlangen – also hatte er genau wie sie vor der Provokation kapituliert, überlegte sie heimlich triumphierend. Ihre Küsse und Zärtlichkeiten hatten ihn gleichermaßen stimuliert wie sie.
Jennifer protestierte heftiger, weil sich offenbar keiner von den beiden um sie kümmern mochte. Drake riss den Blick von Lauri und bückte sich, um das schmollende Kind auf den Arm zu nehmen.
»Wer ist denn dieser kleine Quälgeist? Wer gibt denn da keine Ruhe?«, fragte Drake scherzhaft und kitzelte Jennifer am Bauch. Sie schlang ein pummeliges Ärmchen um seinen Nacken, den anderen um Lauris und brachte alle drei Gesichter zu einem schmatzenden Kuss zusammen. Sie jauchzte vor kindlichem Vergnügen und schob sie noch einmal zusammen. Diese Kusszeremonie wiederholte sich mehrmals, bis alle lachten.
»Der Unterricht ist doch sicher für heute beendet,
oder?«, fragte Drake die junge Frau über Jennifers Lockenköpfchen hinweg. »Der Wagen, der da draußen im Hof parkt, kostet mich eine schöne Stange Geld. Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam nach Albuquerque fahren und ihn zum Autoverleih zurückbringen? Wir könnten irgendwo schön essen und dann wieder nach Hause fahren. Meinst du, Jennifer ist fit für einen kleinen Ausflug?«
»Klar. Sie braucht ohnehin mal ein wenig Zerstreuung. Was soll ich anziehen?« Sie fragte vorsichtshalber nach, weil sie nicht wusste, ob sie in eine Snackbar gehen würden oder ob ihm etwas Eleganteres vorschwebte. Dafür hätte sie die praktische Jeans auf jeden Fall gegen schickere Garderobe eintauschen müssen.
Begehrlich taxierte er sie von oben bis unten. »Am liebsten gar nichts«, meinte er mit einem hungrigen Blick.
Trotz der leidenschaftlichen Hingabe, die sie Minuten vorher bewiesen hatte, errötete Lauri bis zu den Haarwurzeln. Sie nahm ihm Jennifer ab. »Wir sind in einer halben Stunde fertig«, murmelte sie hastig und stürmte mit der Kleinen die Stufen hinauf.
8
D er Ausflug war für alle Beteiligten eine willkommene Abwechslung. Jennifer fuhr mit ihrem Vater in dem Leihwagen, Lauri folgte ihnen im Mercedes. Froh, dass sie ein bisschen Abstand gewinnen konnte, nutzte sie die Zeit, um ihre aufgewühlten Gedanken zu sortieren. Wer sich selbst in Gefahr bringt, kommt darin um, schoss es ihr durch den Kopf. Und sie und Drake spielten zweifellos mit dem Feuer, bis sie sich irgendwann empfindlich die Finger verbrennen würden …
Wieder und wieder versuchte sie sich weiszumachen, dass es doch letztlich bei ein paar harmlosen Küssen geblieben sei, weiter nichts. Aber Küssen war keine harmlose Angelegenheit wie Salatessen, das leuchtete auch Lauri ein. Wenn sie ehrlich mit sich selber war, wusste sie nicht einmal, wie lange sie Drakes Verführungskünsten noch würde widerstehen können. Wenn sie eine Affäre anfingen, war die logische Konsequenz, dass sie Jennifer nicht mehr unterrichten dürfte. Das wäre bedauerlich für alle Beteiligten, vor allem für das Kind. Zwangsläufig würde Jennifer dann zum unschuldigen Opfer, nur weil zwei Erwachsene ihre Finger nicht hatten bei sich behalten
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