Wie ein stummer Schrei
mögen. Danke, Darling, du bist immer so aufmerksam.”
Tränen stiegen Olivia in die Augen. “Gern geschehen, Nanna”, brachte sie heraus, dann holte sie tief Luft. “Es ist schon eine Ewigkeit her, seit du uns das letzte Mal besucht hast. Warum packst du nicht eine Tasche und bleibst für ein paar Tage bei Grampy und mir?”
Der verwirrte Ausdruck kehrte prompt in Annas Augen zurück. “Von hier weggehen? Oh nein, Darling, das kann ich nicht machen.”
“Aber wieso nicht, Nanna? Du bist hier den ganzen Tag allein, und Grampy und ich hätten dich gern bei uns. Außerdem … na ja, es könnte sein, dass die Medien sich auf dich stürzen und zu der Zeit befragen, in der du bei uns gearbeitet hast. Bei uns wärst du vor ihnen sicher.”
“Mit denen werde ich nicht reden”, entgegnete Anna. “Ich verspreche dir, ich werde ihnen nichts sagen. Und ich will hier nicht weg.” Dann versagte einen Moment lang ihre Stimme. “Es ist zu lange her. Ich wüsste nicht, wo ich irgendetwas finden könnte.”
Olivia merkte, ihr Beharren führte allenfalls dazu, dass Anna noch aufgewühlter wirkte – und das, wo sie ihre Nanna um nichts in der Welt in Aufregung versetzen wollte. Doch der Anblick ging ihr so zu Herzen, dass sie nicht anders konnte, als aufzustehen und sich vor Anna hinzuknien, um dann ihren Kopf auf den Schoß der älteren Frau zu legen.
“Es ist schon gut, Nanna. Du musst nichts machen, was du nicht willst. Wenn du hier bleiben möchtest, dann bleibst du auch hier. Und mach dir um die Reporter keine Sorgen. Grampy und ich, wir kümmern uns schon darum.”
Der Druck, der in den letzten Minuten immer schwerer auf Anna gelastet hatte, ließ allmählich nach. Sie sah Olivia an, legte die Hände auf den Kopf der jungen Frau und begann leise zu summen, so wie sie es immer getan hatte, als Olivia noch ein kleines Mädchen gewesen war.
Die Situation war so vertraut, dass Olivia für einen Moment glaubte, alles sei wieder in Ordnung. Doch dann fiel ihr Blick auf die Packung mit den Stahlschwämmen, die auf einem der Stühle stand, und fast gleichzeitig kehrte der Schmerz zurück.
Wie konnte es sein, dass ihre bis dahin perfekte Welt in so kurzer Zeit völlig in sich zusammengebrochen war? Was sollte sie mit ihrer Nanna machen? Sie wollte Anna nicht sich selbst überlassen, doch allein konnte sie hier nur wenig ausrichten. Grampy würde wissen, was zu tun war.
Einige Zeit später machte sich Olivia auf den Rückweg. Sie hatte das Gefühl, immer noch den Druck von Nannas trockenen Lippen auf ihrer Wange zu spüren.
Foster Lawrence nannte dem Taxifahrer die Adresse, während er auf der Rückbank Platz nahm. Der Fahrer gab Gas, noch bevor sein Gast die Tür hatte zuziehen können.
“Heh, Mann. Ich hab lang genug auf diesen Moment gewartet, da will ich nicht aus dem Taxi fallen und überfahren werden. Rasen Sie gefälligst nicht so!”
Der Fahrer erwiderte nichts, ging aber mit dem Tempo ein wenig runter. Foster fluchte stumm, dann zwang er sich, ruhiger zu werden. Von dieser Fahrt hing eine ganze Menge ab, und er würde sich einen Plan ausdenken müssen. Foster machte sich nichts vor. Das Restaurant, in dem das Geld versteckt war, existierte längst nicht mehr. Dafür hatte ein Blick ins Branchenbuch genügt. Fünfundzwanzig Jahre waren eine lange Zeit, in der sich vieles veränderte. Das Geld befand sich im Keller, und er konnte nur hoffen, dass die neuen Mieter dort wenig bis gar nichts renoviert hatten. Im Augenblick genügte es, sich das Gebäude anzusehen und festzustellen, wer nun dort Quartier bezogen hatte. Sobald er das wusste, konnte er entscheiden, wie er an sein Geld gelangen sollte, und danach würde er sofort aus Dallas verschwinden. Sein verändertes Aussehen machte ihn zuversichtlich, sich wenigstens vorläufig in der Stadt zu bewegen, ohne erkannt zu werden.
“Das macht dann zehn fünfzig”, sagte der Fahrer, als sie das Ziel erreicht hatten.
Foster warf ihm zwei Fünfer und einen Einer auf den Beifahrersitz. “Der Rest ist für Sie”, erwiderte er, stieg aus und warf die Tür hinter sich zu.
Er hörte den Mann lautstark fluchen, doch das kümmerte ihn nicht. Der Typ konnte bei seinem miserablen Fahrstil nun wirklich kein großzügiges Trinkgeld erwarten. Foster grinste noch immer, als er sich umdrehte – doch dann wurde er schlagartig ernst.
“Oh, verdammt”, murmelte er, während er die Straße in beide Richtungen absuchte und sich vergewisserte, dass es sich um die richtige
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