Wie einst in jenem Sommer
ab.
„Ja, es ist ein Standardvertrag, und nach fünf Jahren können wir problemlos getrennte Wege gehen, falls einer von uns nicht glücklich ist mit der Situation.“
„Gut.“ Carrie war den Tränen nahe.
„Meine einzige Bedingung ist, dass du nicht zu weit fortziehst“, fügte er schnell hinzu. „Lilly zuliebe. Sie soll nicht unter einer Scheidung leiden. Natürlich werde ich dir ein Haus in der Nähe kaufen und dich finanziell absichern. Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
Sie kämpfte mit den Tränen. „Offensichtlich hast du an alles gedacht.“
„Es ist besser, auf alle Eventualitäten gefasst zu sein. Aber es wird hoffentlich nie so weit kommen. Ich möchte, dass unsere Ehe funktioniert, Carrie, und ich werde alles in meiner Macht Stehende dafür tun.“ Zärtlich schob er ihr das Haar aus dem Gesicht. „Ich möchte dich glücklich machen.“
Carrie rang sich ein Lächeln ab. Zum Glück wandte Andreas sich gleich wieder ab, weil er sich jetzt auf das Anlegemanöver konzentrieren musste. Sie wollte nicht, dass er bemerkte, wie unglücklich sie in diesem Moment war.
Verzweifelt versuchte sie sich zusammenzureißen – um Lillys, Jos und Theos willen.
„Sag mal, Andreas, wo bleibt eigentlich Lilly, wenn wir auf Hochzeitsreise gehen?“, fragte sie schließlich, als sie sich etwas beruhigt hatte.
„Sie kommt mit.“
„Das freut mich. Ich dachte schon … als du sagtest, wir wollten … ungestört sein …“
Andreas lächelte frech. „Wir werden ungestört sein. Erstens hält Lilly ja immer ein Mittagsschläfchen, und nachts schläft sie meist durch. Außerdem haben wir ja auch Personal.“
„Dann ist es ja gut.“
In Wirklichkeit war gar nichts gut. Beim Gedanken an die Hochzeitsreise wurde ihr fast schwindlig. Allein mit Andreas … Carrie atmete einige Male tief durch, die salzige Seeluft belebte sie wieder. Außerdem stellte das Anlegemanöver eine willkommene Ablenkung dar.
Inzwischen war Lilly wach. Andreas trug sie an Land, begleitet von Carrie.
Wie eine richtige Familie, dachte sie und blieb vor einer Kunstgalerie stehen.
„Du kannst gern etwas für unser Haus in Pyrena kaufen“, sagte Andreas ermunternd. „Es ist ja jetzt auch dein Zuhause.“
Sie lächelte frech. „Und wenn dir mein Geschmack nicht gefällt?“
„Das kann ich mir kaum vorstellen. Sollten wir uns über etwas uneinig sein, müssen wir eben einen Kompromiss finden.“ Er griff nach ihrer Hand und zog Carrie weiter.
Die besitzergreifende Berührung und die ungezwungene Unterhaltung ließen ihr Herz wieder leichter werden. Vielleicht war Andreas nicht in sie verliebt, aber sie könnte es sich einbilden. Wenn sie sich wirklich darum bemühten, würde ihre Liebe schon erblühen.
Carrie beschloss, nach vorn zu schauen und die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Mal sehen, was die Zukunft brachte.
Die weißen Häuser mit blauen Fensterläden säumten die enge Gasse, die zu einem Platz führte, wo sich Cafés aneinanderreihten. An Spalieren emporrankende, leuchtend rosafarbene Bougainvilleen spendeten willkommenen Schatten.
Als sie kurz darauf um eine Ecke bogen, entdeckte Carrie Tavernen am Ufer und die für Mykonos typischen Windmühlen.
Andreas sah auf die Uhr. „Wir können ein Taxi nehmen und direkt zu meinem Vater fahren oder hier etwas trinken, bevor du einen Einkaufsbummel machst.“
„Wir nehmen einen Drink, und ich gehe einkaufen.“ Carrie lächelte scheu. Sie wollte, dass die ungezwungene Atmosphäre zwischen ihnen andauerte.
Einige Stunden später – nach einem erfrischendem Frappé und ausgedehntem Shopping – nahmen sie ein Taxi.
Carrie betrachtete die ausgedörrten Böden, die silbrig glänzenden Olivenhaine, geschützten Buchten und kleinen Dörfer, an denen die Fahrt vorbei ging, bis sie von der Landstraße abbogen und auf ein Bauernhaus zusteuerten.
Andreas’ Vater wohnte in einem traditionell weiß getünchten Haus mit blauen Fensterläden. An den Wänden und Terrassen rankten sich die verschiedensten Kletterpflanzen in leuchtenden Farben empor. Das Haus stand auf einer Klippe. Der Blick über das unglaublich blaue Meer war atemberaubend.
Kaum hatte das Taxi angehalten, kam Andreas’ Vater herbei, um sie zu begrüßen. Er war älter, als Carrie angenommen hatte – etwa siebzig –, sah aber noch blendend aus mit seinem silbergrauen Haar und den dunklen Augen.
Er drückte Carrie an sich und küsste sie auf die Wangen. „Es ist mir eine Freude, dich
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