Wie entführt man einen Herzog?
sowie Notizen zu verschiedenen Menüfolgen und Leckereien, die sich für ein Mitternachtsbüfett eigneten.
Penelope machte es sich im Hinterzimmer des Schneiderateliers bequem und begann, die Unterlagen zu studieren. Sarah war unterdessen bereits mit dem Säumen eines Kleides für ihre neue Kundin beschäftigt.
Ob Adam mit dem Stil der neuen Garderobe einverstanden sein wird?, fragte sich Penelope. Sie hatte überwiegend unauffällige Farben und Muster gewählt, die Clarissa gewiss nicht zugesagt hätten. Sarah allerdings hatte nur hier und da ein paar kleine Verbesserungsvorschläge gemacht. Offenbar besaß sie trotz ihrer Jugend ein geschultes Auge, einen guten Geschmack und flinke Hände. Es war erstaunlich, wie rasch sie eine Grundausstattung zusammengestellt hatte. Einiges hatte sie fertig vorrätig gehabt, Unterkleider, Häubchen, Hüte, Handschuhe und ein paar Vormittagskleider. Letztere waren als Muster angefertigt worden, mussten aber kaum geändert werden, damit sie Penelope passten.
Als diese jetzt den Blick über die verschiedenen Schachteln und Päckchen gleiten ließ, fragte sie sich leicht beunruhigt, wie viel Geld sie wohl ausgegeben hatte. „Können Sie mir sagen, welche Summe ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt schulde?“, erkundigte sie sich.
Sarah biss sich auf die Unterlippe. „Ich werde die Rechnung an Seine Ganden, den Duke of Bellston, schicken. Sie brauchen sich keine Gedanken deshalb zu machen.“
Natürlich nicht! Penelope wusste, dass viele Mitglieder des Adels eine andere Einstellung zum Geld hatten als ihr Vater, der schließlich ein Geschäftsmann gewesen war. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie er gelegentlich darüber geklagt hatte, dass Rechnungen monatelang nicht bezahlt wurden. Vermutlich würde auch Adam sich Zeit mit der Begleichung der Schulden lassen. Nun, das wollte sie Sarah auf keinen Fall zumuten. Schließlich würde diese neue Stoffe, Spitzen, Bänder und Garn kaufen müssen. Entschlossen öffnete Penelope ihr Retikül, nahm ein paar zusammengefaltete Banknoten heraus und begann zu rechnen.
„Bitte, Sarah. Das dürfte reichen, damit Sie Ihr Stofflager wieder füllen können. Sollten Sie mehr benötigen, zögern Sie nicht, mit mir in Kontakt zu treten.“ Zufrieden stellte sie fest, wie die Augen der jungen Schneiderin aufleuchteten.
„Danke, Euer Gnaden!“
Penelope hatte sich entschieden, schon auf der Heimfahrt von Sarahs Schneideratelier eines ihrer neuen Kleider zu tragen. Es war einfach geschnitten, aus blassblauem Musselin. Komplettiert wurde es durch ein Spenzerjäckchen in einem etwas kräftigeren Farbton und ein mit blauen Bändern geschmücktes Hütchen. Sie fühlte sich recht wohl in diesem Ensemble, auch wenn sie sich selbst ein wenig fremd vorkam.
Der Diener, der ihr die Tür von Bellston House öffnete, erkannte sie erst beim zweiten Hinschauen und verbeugte sich dann besonders tief, was sie köstlich amüsierte. Vielleicht würde sogar Adam mit ihrer Wahl zufrieden sein! Und bestimmt würde er sie für ihren Einfallsreichtum bei der Vorbereitung des Balls loben.
Dann fiel ihr ein, dass es ihr eigentlich vollkommen gleichgültig sein sollte, was ihr Gatte dachte. Ihre Ehe war schließlich nicht mehr als eine Formsache. Der Ball diente lediglich dazu, die Londoner Gesellschaft glauben zu machen, dass Adam und sie ein verliebtes junges Paar waren.
Ein kalter Schauer überlief sie. Hatte Adam dies alles geplant, um ungestört seine schamlose Affäre mit Clarissa fortsetzen zu können? Nun, er hatte sich getäuscht, wenn er glaubte, sie würde kampflos nachgeben! Entschlossen straffte Penelope die Schultern und marschierte, ohne anzuklopfen, in Adams Arbeitszimmer.
Ihr Gatte war nicht allein. Timothy war bei ihm. Bei ihrem Anblick brach er mitten im Satz ab.
„Da bin ich wieder!“, verkündete sie.
Wortlos starrten die Männer sie an.
Sie nahm das Hütchen ab und legte es auf den Schreibtisch. Dann öffnete sie ihr Retikül und holte ein Blatt Papier heraus. „Hier ist eine vorläufige Gästeliste für den Ball. Wenn ich jemanden vergessen haben sollte, dann füge die fehlenden Namen doch bitte einfach hinzu, Adam. Ich würde statt eines formellen Dinners lieber ein Büfett anbieten. Leider ist es für Austern bereits zu spät; im Sommer schmecken sie nicht.“
Timothy und Adam wechselten einen Blick.
„Da ich deinen Terminkalender nicht kenne, Darling“, fuhr Penelope fort, „wäre es mir lieb, wenn du das Datum für den Ball
Weitere Kostenlose Bücher