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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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glücklose Opfer außer Hörweite gewesen war.
    Als sie sich in einer Konditorei niederließen, um ein Eis zu essen, fühlte Sophie sich schon bedeutend besser.
    »Oh! Seht nur, seht nur, er ist es«, rief Kate und warf beinah ihren Stuhl und den halben Tisch um, nur um einen jungen Mann besser sehen zu können, der langsam auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorüberging. Mirabelle hielt den Stuhl ihrer Freundin mit geübter Beiläufigkeit fest.
    »Er wer?«, fragte Sophie.
    »Lord Martin«, flüsterte Kate ehrfürchtig.
    »Sie hat eine Schwäche für ihn«, erklärte Mirabelle.
    Sophie brachte ihren Eisbecher in Sicherheit, bevor Kate ihn vom Tisch werfen konnte, als sie sich noch weiter vorbeugte. »Was du nicht sagst«, erwiderte Sophie trocken. Sie hatten beschlossen, einander zu duzen.
    Sie wandte sich zum Fenster und musterte den jungen Mann mit akademischem Interesse. Lord Martin musste ungefähr in ihrem eigenen Alter sein, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Er war groß und blond, hatte breite Schultern, schmale Hüften und trug eine grüne Jacke von modischem Schnitt, eine hellbraune Kniehose sowie die obligatorischen Reitstiefel. Selbst aus der Entfernung war klar, dass er ein angenehmes Gesicht hatte. Sophie konnte Kates Interesse gewiss verstehen. Lord Martin schien dem gegenwärtigen Ideal maskuliner Schönheit voll und ganz zu entsprechen. Beinahe zu gut. Sie blinzelte. Dann legte sie den Kopf schräg.
    »Er trägt Polster«, bemerkte Mirabelle.
    »Was heißt das?«, fragte Sophie.
    »Mira!«, rief Kate im gleichen Moment.
    Mirabelle drehte sich zu Sophie um, um ihr als Erste zu antworten. »Polster, um die Schultern oder Oberschenkel zu betonen, ist heutzutage eine ziemlich verbreitete Praxis unter den Herren«, erklärte sie, bevor sie sich zu Kate umdrehte. »Also, ich verachte deinen Lord Martin nicht. Ich stelle lediglich eine Tatsache fest.«
    Kate stieß ein ungläubiges Schnauben aus und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den nichts ahnenden Passanten. »Bei dem, was ich trage, um meine natürlichen Formen zu kaschieren, säße ich wahrlich im Glashaus, wenn ich Lord Martin danach beurteilen wollte.« Sie beobachtete den Mann, bis er um eine Ecke verschwand, dann ließ sie sich seufzend wieder auf ihren Stuhl fallen und schenkte Mirabelle ein kleines Lächeln. »Ich zweifle nicht an deiner Aufrichtigkeit, Mira«, sagte sie freundlich. »Nur an deiner Beobachtungsgabe.«
    Mirabelle zuckte die Achseln. »Um ehrlich zu sein, die Beine könnten sehr gut … nun, seine eigenen sein, aber die Schultern sind es nicht. Es ist mir aufgefallen, als wir Walzer getanzt haben. Sie sind nicht vollkommen weich, aber …«
    »Du hast mit ihm Walzer getanzt?«, fragte Kate. »Ich kann nicht fassen, dass du mir das nicht erzählt hast.«
    Mirabelles Augen zuckten in die Höhe. »Sei nicht dumm, natürlich habe ich es dir erzählt. Du bestehst darauf, jedes Detail über jede Gelegenheit zu erfahren, bei der ich Seine Lordschaft gesehen habe. Ich erzähle dir von jedem Tanz oder Gespräch oder wenn wir auch nur im selben Raum waren.«
    »Zusammen getanzt, ja«, konterte Kate. »Zusammen Walzer getanzt, nein.«
    »Walzer ist ein Tanz«, gab Mirabelle zurück.
    »Eine Quadrille ist ein Tanz, ein Walzer ist … ist …«
    »Eine Abfolge von Tanzschritten zu Musik, also ein Tanz«, beendete Mirabelle ihren Satz für sie. »Wie jeder andere.«
    »Wirst du bei deinen zukünftigen Berichten genauer sein?«, erkundigte Kate sich.
    »Wenn du darauf bestehst«, seufzte Mirabelle.
    »Ja, das tue ich.«
    Mirabelle wandte sich mit einem kläglichen Lächeln an Sophie. »Kate ist seit dem zarten Alter von acht Jahren wahnsinnig in Lord Martin verliebt«, erklärte sie.
    »Ich leugne es nicht«, antwortete Kate schnippisch.
    Sophie genoss jede Minute in der Gesellschaft ihrer Freundinnen. Sie genoss das Gelächter, die Nähe, das gutmütige Geplänkel, das niemals auch nur entfernt etwas Grausames hatte. Sie genoss es, Freundinnen zu haben. Gestern hatte sie ihre Gesellschaft genossen, aber heute genoss sie ihre Freundschaft.
    Sie hatte wirkliche, echte Freundinnen.
    Die berauschende Freude, die diese Erkenntnis begleitete, war fast überwältigend. Noch nie zuvor hatte Sophie Freunde gehabt. Nicht, seit ihre Schwester gestorben war. Dies waren junge Frauen ihres eigenen Alters, mit denen sie zusammen sein wollte und die ihrerseits mit ihr zusammen sein wollten. Sie schlossen sie ihn ihre Scherze und Geschichten

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