Wie es mir gefaellt
erwartungsvoll auf die blutrote Unterlippe. »Wahrscheinlich
Freunde, die wussten, dass wir kommen.« Sie stieß leicht gegen die Tür, die
sofort aufschwang. »Mom hält nichts von verschlossenen Türen«, sagte sie. »Sie
will, dass sich ihre Freunde immer wie zu Hause fühlen, auch wenn sie nicht da
ist.«
»Ach, sie ist nicht
da?« Als Georgie das erste Mal davon gesprochen hatte, nach Sun Valley zu
fahren, hatte er automatisch angenommen, er würde ihre Mutter kennen lernen -
er hatte sich vorgestellt, wie sie zu dritt Abendessen kochen und dann so
lange Filme schauen würden, bis Georgies Mutter auf dem Sofa einnicken würde
und sie sich nach oben schleichen konnten, um wilden Sex zu haben.
»Nö. Die ist in der
Karibik oder in Venezuela oder so. Im Winter fährt sie immer in den Süden.«
Sie standen jetzt in
der hohen Eingangshalle des Hauses, deren Boden terrakottagefliest war. Über
ihren Köpfen verliefen kreuz und quer schwere Deckenbalken. Die Eingangshalle
öffnete sich in einen riesigen abgesenkten Wohnraum, dessen eine Wandseite
ganz aus Glas bestand und einen großartigen Bergpanorama-Blick bot. Eine
Glastür führte auf eine mit Holzplanken bedeckte Sonnenterrasse hinaus, in die
ein Jacuzzi eingelassen war, aus dem wallender Dampf aufstieg. Schemenhaft
waren darin die Köpfe mehrerer Badender zu erkennen.
»Wie geil, die haben
schon das Jacuzzi aufgeheizt!« Georgie schleuderte ihre Sandaletten von den
Füßen. »Der Letzte bringt die Drinks!«
Nate ließ sie
vorausrennen und sah sich weiter um. Eine breite Holztreppe führte ins obere
Stockwerk. Auf den Stufen verstreut lagen Klamotten und auf dem Fensterbrett
auf dem oberen Treppenabsatz sah er mehrere kleine runde Schädel, die
vielleicht von Wildkatzen stammten.
Er durchquerte den
Wohnraum. Das durch die gläserne Wand strömende Sonnenlicht wärmte ihm das
Gesicht. Vor dem mächtigen steinernen Kamin lag das Fell eines Grizzlybären.
Darauf sollten wir uns
jetzt eigentlich knutschend wälzen, dachte er verbittert. Stattdessen musste
er gleich auf die Terrasse raus und mit irgendwelchen Fremden reden, die im
Jacuzzi von Georgies Mutter saßen.
Die Leute da draußen
erklärten natürlich auch die vielen Autos vor dem Haus, obwohl er sich fragte,
warum sie nicht alle mit einem Wagen gekommen waren, wenn es ihnen nichts
ausmachte, so dicht gedrängt im heißen Wasser zu sitzen. Georgie war auch schon
drin. Sie hatte sich zwischen einen grinsenden Blondschopf und - na, so was?! -
Chuck Bass gequetscht. Und alle waren nackt. Nate ging nach draußen.
»Georgina hat mir
schon von ihrem neuen Stecher erzählt«, meinte Chuck und beäugte Nate lüstern.
Seine
Brust
war mit einem dichten dunklen Pelz bedeckt. »Aber sie hat mir nicht erzählt,
dass es der berühmt-berüchtigte Nathaniel Archibald ist!«
Nate setzte sich auf
die Holzbank, die das Geländer der Veranda säumte. Er hatte keine Lust, nass zu
werden oder sich auszuziehen, nicht vor all diesen Typen.
»Und das ist das
niederländische olympische Snow- boardteam!« Georgie zeigte mit einer weit
ausholenden Bewegung ihres schneeweißen Arms auf die sieben strohblonden
Kerle, die sich mit Chuck im heißen Wasser aalten. »Chuck hat sie vorhin in
der Halfpipe kennen gelernt, kurz bevor der Lift zugemacht hat.«
»Darf ich vorstellen?
Henk, Frans, Jan, Huut, Wim und äh... Schlafmütz und Happij. Sind die Jungs nicht lecker?« Chuck
ließ sich ins Wasser sinken, bis nur noch seine Nase und Augen zu sehen waren.
Dann tauchte er mit einem Schwapp wieder auf. »Und ich bin Schneewittchen!«
»Nein, ich bin Schneewittchen«, beschwerte sich Geor-
gie.
»Hallo«, grüßte Nate,
ohne seine Gereiztheit zu verbergen. Er fühlte sich ziemlich überflüssig. Wenn
Georgie schon jetzt nackt mit niederländischen Snowboardern in der Wanne saß,
wozu war er dann überhaupt mitgekommen? Okay, vielleicht waren ein paar der
Jungs schwul, sonst würden sie wahrscheinlich nicht mit Chuck abhängen, aber
sie waren ja wohl kaum alle schwul.
»Hey!« Georgie
spritzte Chuck Wasser ins Gesicht. »Hör sofort auf, mich in die Titten zu
zwicken!« Sie lächelte honigsüß zu Nate hoch. »Chucks Mutter und meine Mutter
sind Cousinen... oder so was Ahnliches«, erklärte sie. »Wir haben uns
entjungfert, als wir in der Sechsten waren.«
Nate steckte die Hände
in die Jackentaschen. Okay, dazu konnte er jetzt nicht viel sagen, aber ihm
wurde auf einmal klar, wie wenig er eigentlich über Georgie
Weitere Kostenlose Bücher