Wie es mir gefaellt
murmelte
Gabriela. Sie betrachtete zweifelnd ihre Pate. »Ob wir wohl einen Salat
bekommen, wenn wir darum bitten?«
Vanessa machte sich
über ihre Pate her und freute sich darüber, dass der Abend vielleicht doch noch
ganz unterhaltsam werden würde.
»Worauf willst du dich
denn mal spezialisieren, wenn du Anwalt bist?«, fragte sie Jordy.
Er wedelte
Zigarettenrauch weg, der ihm in die merkwürdig lang gezogenen Nüstern stieg.
Hinter ihm pafften Blair Waldorf und Serena van der Woodsen wie die Schlote,
während sich Blairs schwangere Mutter hungrig über ihre Portionen hermachte.
»Wahrscheinlich auch Immobilienrecht wie meine Eltern.«
Vanessa nickte. Da sie
ihre eigenen Erzeuger als solche Witzfiguren betrachtete, fand sie es schwer
vorstellbar, weshalb jemand seinen Eltern nacheifern wollte. Aber zugleich
fand sie Jordys Mangel an Fantasie seltsam anziehend. Er sah auch gar nicht
übel aus mit seinen schwarzen, leicht gewellten Haaren, auf deren Styling er
bestimmt sehr viel Zeit verwendete, und seiner gewaltigen Nase. Vanessa hätte sie
sehr gern gefilmt. »Schöne Brille«, sagte sie.
Dass sie sich den Kopf
kahl rasierte, hieß nicht, dass sie nicht flirten konnte.
»Danke.« Er nahm die
Brille ab und setzte sie wieder auf. »Du bist jetzt in der Zwölften, oder?
Weißt du denn schon, wo du nächstes Jahr studierst?«
Vanessa warf Ruby
einen drohenden Blick zu, damit sie bloß nicht damit herausplatzte, dass sie
bereits einen festen Platz an der NYU hatte. Aber Ruby schwieg solidarisch,
was für eine Sprechmaschine wie sie einen fast unmenschlichen Kraftakt
bedeutete.
»Das ist uns nicht so
wichtig«, brummte Arlo. »Wenn ihr auf der Uni bloß geholfen wird, irgendwas zu finden, für das sie sich
leidenschaftlich begeistern kann, würde uns das schon reichen.«
Gabriela zupfte an
ihrem langen grauen Zopf und sah ihre Tochter zerstreut an. »Ach stimmt, du
machst ja bald deinen Schulabschluss.« An Pilar gewandt sagte sie: »Arlo hat ja
immer gehofft, Vanessa würde mal am Oberlin College studieren. Keine Ahnung,
wie er darauf kommt. Das Oberlin ist ja eine Kunstakademie.«
»An irgendeiner Uni
werden sie schon blöd genug sein, mich zu nehmen«, sagte Vanessa leise.
»Das ist die richtige
Einstellung!«, lobte Pilar. »Und ihr beiden Mädchen habt die ganze Zeit allein
in Williamsburg gelebt?«, wechselte sie dann das Thema. »Du meine Güte, seid
ihr selbstständig!«
»Ruby sollte
jedenfalls unbedingt mit der Musik weitermachen«, schwärmte Gabriela. »Ihre
Band hat vielleicht sogar einen Plattenvertrag in Aussicht.«
Vanessa lächelte
schmallippig. »Während ich den ganzen Tag zu Hause hocke, Pringles mit
Schinkenaroma in mich reinfresse und gewalttätige Fernsehsendungen gucke.«
Neben ihr prustete
Jordy leise, der als Einziger am Tisch den Witz verstanden hatte.
Die Big-Band-Musik
setzte wieder ein, ein bisschen lauter diesmal. Duke Ellington oder so was in
der Art. Chuck Bass kam zu Blair und Serena an den Tisch getänzelt, die Hände
zwecks zusätzlicher Tuntigkeit in die Hüften gestemmt. »Diese Party würde mich
viel weniger anöden, wenn ihr beiden Schönen mit mir tanzen würdet.« Er beugte
sich so weit über ihre Rückenlehnen, dass sie seinen Atem im Nacken spürten.
Serena und Blair
verständigten sich mit einem raschen Blick. Das einzig sichere Versteck war das
Damenklo, wo sie in Ruhe weiterrauchen konnten. Sie packten ihre Gläser,
schoben die Stühle zurück und sprangen auf.
Krrrrkkkk!
Ploppp!
Oopsü
Blair platzte auf das
Obszönste aus den Nähten ihres geliehenen rosa Kleids, und jeder konnte sehen,
dass sie darunter hauchzarte schwarze Strümpfe trug und sonst gar nichts. Und
Serenas trägerloses Kleid verfing sich so unglücklich am Stuhl, dass es beim
Aufstehen bis zur Taille heruntergerissen wurde und ihre splitternackten
Brüste, Größe 75 B, enthüllte.
Chuck kicherte. »Nicht
so schlimm. Wir sind doch unter uns, Schwestern.«
»Du schaust da nicht
hin!«, zischte Titi Coates ihrem Mann Arthur zu.
»Grundgütiger!« Mrs
van der Woodsen griff reflexartig nach ihrem Glas.
»Boah!«, entfuhr es
Nate, der plötzlich froh war, nichts geraucht zu haben.
Hysterisch kichernd
hielten die beiden Mädchen ihre Kleider und einander fest, drängelten sich an
Chuck vorbei und hasteten zur Garderobe, um ihre Mäntel zu holen und dann aus
dem Frick zu fliehen, so schnell es ihre Acht- Zentimeter-Stilettos erlaubten.
An Vanessas Tisch
hatte niemand von alldem etwas
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