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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und folgte wieder der Spur. Lucan und Jollivet taten es dem Burgherrn augenblicklich gleich und gingen rechts und links von ihm.
    „Was machen wir hier eigentlich?“ erkundigte Lord Wynekyn sich. Die Gefährten bogen soeben um den Burgfried, als Hugh merkte, dass der ältere Mann sich ihnen angeschlossen hatte.
    „Wir folgen Willa“, antwortete Lucan.
    „Tun wir das?“ Lord Wynekyns Zweifel waren unüberhörbar. „Warum blicken wir dann zu Boden? Vielleicht sollten wir nach ihr Ausschau halten.“
    „Sie hat Hughs Schwert hinter sich hergezogen“, sagte Jollivet. „Wir folgen der Spur, um Willa zu finden.“
    „Ach, sie hat Hughs Schwert?“ meinte Lord Wynekyn. „Wenn sie Euer Schwert hatte, seid Ihr dann sicher, dass es Jollivet war, der ihr das Leben gerettet hat, oder war es genau andersherum?“
    „Ich bin mir sicher!“ knurrte Jollivet und blieb stehen. „Verflucht! Da legt man gutes Benehmen an den Tag und drückt sich ein wenig gewählt aus, und schon glaubt jeder, man ist …“
    Er verstummte, als Hugh sich angesichts dieses unerwarteten Wutanfalls verblüfft zu seinem Vetter umdrehte. Doch Jollivet ließ sich seinen Unmut nicht lange anmerken, sondern setzte wieder jenes höfischgalante Lächeln auf, das stets ein wenig steif wirkte.
    Im nächsten Moment richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Spur und folgte ihr. Die anderen Männer wechselten erstaunte Blicke und gingen ihm dann nach. Keiner von ihnen hatte je erlebt, dass der wohlerzogene Höfling Jollivet jemals in Wut geraten war. Immer wieder betrachteten sie ihn neugierig, doch keiner sagte ein Wort, während sie der Spur entlang der Burgmauer folgten.
    „Verdammt!“ fluchte Hugh, als sie den Burghof erreichten, wo die Spur sich verlor. Sie war von Wagenspuren, Fußabdrücken und Pferdehufen verwischt.
    „Was geht da hinten vor?“ fragte Lucan. Hugh folgte seinem Blick und sah eine größere Ansammlung von Rittern und einfachen Bediensteten, die sich um den Waffenübungsplatz scharten.
    Mit grimmiger Miene eilte Hugh zu der Menschentraube. Eine unbestimmte Ahnung verriet ihm, dass Willa in das Spektakel verwickelt war, das so viel Aufsehen erregte. Irgendwie schien sie immer mitten im Geschehen zu stehen, sobald es Schwierigkeiten gab.
    Die Gefährten folgten ihm, als Hugh sich den Weg durch die immer größer werdende Menschenmenge bahnte. Doch er blieb stehen, als er den Übungsplatz betrat und erkannte, dass es tatsächlich seine Gemahlin war, die die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zog. Willa hatte sein Schwert bis zum Übungsplatz geschleift und schlug in diesem Augenblick auf einen Zielpfahl ein. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn es sich nicht um eine Vorrichtung gehandelt hätte, die eigentlich für Lanzenübungen gedacht war. Bei jedem Hieb wirbelte der mit Sand gefüllte Beutel am anderen Ende durch die Luft, doch das schien Willa nicht zu bemerken. Sie hatte ihr Augenmerk einzig und allein auf den weiter vorne befestigten Schild gerichtet und schlug wie von Sinnen darauf ein, während sie sich in einem Halbkreis bewegte. Sie schien unglaublich wütend zu sein. Ansonsten hätte sie niemals diese erstaunliche Kraft an den Tag legen können.
    „Was macht sie da?“ rief Lord Wynekyn erschrocken.
    „Ihr seht doch, was sie macht“, entgegnete Hugh schroff.
    „Ja, schon. Aber warum macht sie das?“
    Darauf wusste auch Hugh keine Antwort. Dennoch, als ihr Gemahl hielt er es für seine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen. Entschlossen trat er vor und lief auf Willa zu, die unbeirrt auf den schwingenden Zielpfahl einschlug.
    „Gemahlin?“
    Ihre Antwort glich eher einem Knurren. Da niemand nah genug war, um Zeuge dieses wenig respektvollen Lauts zu werden, sah Hugh über ihre unwirsche Art der Begrüßung hinweg. „Was machst du da?“
    „Ich übe.“
    „Du übst?“ fragte er ungläubig nach. „Aber wieso?“
    Sehr zu seiner Überraschung entrang sich ihrer Kehle ein Grollen. Dann stieß sie aufgebracht hervor: „Weil nicht noch jemand für mich sterben soll. Wenn ich Baldulf und die anderen in den vergangenen Jahren dazu angehalten hätte, mit mir zu üben, hätte ich Alsneta retten können. Aber nein!“ Ihre Schläge kamen nun schneller und härter. „Lange genug haben alle anderen für mich gesorgt. Es ist an der Zeit, dass ich lerne, für mich selbst zu sorgen!“
    Hugh verspürte einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen. Nun gab sie sich auch noch die Schuld an Alsnetas Tod. Genau

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