Wie Fackeln im Sturm
das Bett und gab ihr einen weiteren Kuss. „Warte hier. Ich bin gleich zurück. Und dann können wir diese … Unterhaltung fortsetzen.“
Sie lächelten sich durchtrieben an, und Hugh griff nach seiner Tunika. Im Gehen streifte er sie über und verließ das Gemach.
19. KAPITEL
Willa wälzte sich auf den Pelzdecken von einer Seite auf die andere und verzog gequält das Gesicht, als sie in die Dunkelheit des Zelts blickte. Sie verspürte das dringende Bedürfnis, sich zu erleichtern … erneut. Seit kurzem hatte sie damit zu kämpfen, obgleich es sich erst auf dieser Reise als unangenehm erwies.
Sie befanden sich auf dem Weg zum Königshof. Willa wusste nicht, was King Johns Bote gemeldet hatte, aber Hugh war, nachdem er die Mitteilung empfangen hatte, in das Gemach zurückgekehrt und hatte angekündigt, sie müssten am folgenden Morgen unverzüglich zum Hof aufbrechen. Er hatte ihr gesagt, dass sie ihre Lehenstreue geloben und hiernach die Angelegenheit mit ihrem Vater ein für alle Mal erledigen würden. Seither war Willa ein wenig unbehaglich zu Mute.
Ihr Vater. Lord Tristan D’Orland. Der Mann, der ihr nach dem Leben trachtete. Zumindest war sein Neffe darauf aus, sie zu töten … vielleicht auf Tristans Geheiß.
In ihrem Unbehagen meldete sich wieder das dringende Bedürfnis; Willa setzte eine düstere Miene auf. An diesem Tag hatten sie mehrmals Halt machen müssen, um ihr die Möglichkeit zu geben, ihre Notdurft zu verrichten. Es war wirklich ärgerlich. Obendrein war es ihr unangenehm, da alle anhalten und warten mussten, damit Hugh sie abseits der Wege in den Wald zu einem geeigneten Busch führen konnte. Natürlich bestand er jedes Mal darauf, sie zu begleiten, was die ganze Angelegenheit für Willa nur noch unangenehmer machte. Nach all den körperlichen Freuden, die sie gemeinsam genossen hatten, hätte ihr das eigentlich nicht peinlich zu sein brauchen, aber sie empfand es als misslich, sich hinter einem Busch zu erleichtern, während ihr Gemahl nur wenige Schritte entfernt stand.
Willa drehte sich auf die Seite und sah die Umrisse ihres schlafenden Gemahls. Sie wünschte, sie könnte es bis morgen früh aufhalten, doch leider spielte ihr Körper da nicht mit.
Mit einer weiteren Grimasse zog sie in Erwägung, diesmal allein aus dem Zelt zu schlüpfen, doch sie wusste, dass Hugh in Zorn geraten würde. Außerdem war die Vorstellung, allein im dunklen Wald herumzulaufen, eher beängstigend. Auch wenn sie all ihren Mut zusammennähme, gab es da noch einen Wachposten am Feuer in der Mitte des Lagers. An ihm würde sie sich wohl kaum unbemerkt vorbeistehlen können.
„Mein Gemahl?“ Sie schüttelte ihn sanft. Hugh murmelte etwas im Schlaf und rollte sich auf die Seite. Nun schüttelte Willa ihn ein wenig kräftiger. „Hugh?“
Doch er schob ihre Hand weg und brummte etwas Unverständliches.
Willas Miene verfinsterte sich. Sie musste aus dem Zelt. Daher stieß sie Hugh mit dem Ellbogen in die Seite. „Hugh!“
„Was? Was ist?“ Augenblicklich saß er kerzengerade da und zog sogar die Pelzdecken mit sich. Willa erhob sich von dem Feldbett, das Eada und sie hergerichtet hatten, und tastete nach ihrem Gewand.
„Willa?“ zischte er. „Was geht hier vor?“
„Ich kleide mich an. Ich muss hinaus, um …“
„Du möchtest hinaus?“ Seine Verblüffung war nicht zu überhören. „Wo willst du hin?“
„Ich muss … du weißt schon.“ Sie verzog gequält den Mund, als sie ihr Gewand fand und es rasch anlegte. Dann fügte sie bedeutungsvoll hinzu: „Und zwar jetzt.“
„Schon wieder?“ Kein Zweifel, Hugh war verstimmt und ließ es sich auch anmerken. Doch auch in Willa regte sich Unmut. Es war ja nicht so, dass sie es zu ihrem Vergnügen tat. Ebenso wenig war es ihr Fehler. Sie wusste nicht, warum sie seit kurzem von diesem Bedürfnis heimgesucht wurde.
„Du brauchst dich nicht zu bemühen, Hugh. Ich erledige das allein. Ich wollte nur nicht, dass du mir zürnst, wenn ich allein in den Wald gehe.“ Ohne sich um ihr Schuhwerk zu kümmern, verschwand sie verärgert aus dem Zelt.
„Willa!“ Aus dem Zelt drangen Flüche und Geraschel, und Willa konnte sich genau vorstellen, wie Hugh im Dunkeln nach seinen Kleidungsstücken suchte und womöglich noch mit dem Kopf gegen irgendetwas stieß. Sie lächelte den Wachposten verlegen an, als er sich neugierig zu ihr umdrehte, und wartete ungeduldig vor dem Zelt. Im nächsten Augenblick stürmte Hugh nur mit den Beinlingen bekleidet
Weitere Kostenlose Bücher