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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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heraus und hätte sie in seiner Eile beinahe umgestoßen. Erleichtert atmete er auf, als er ihr Halt bot.
    „Ich dachte schon, du wärst ohne mich gegangen“, sagte er.
    Mit einem Nicken wandte Willa sich ab und begab sich in den Wald. Sie war erst ein paar Schritte gegangen, als ihre Verärgerung allmählich Unruhe Platz machte … und auch das war ihr unangenehm. Immerhin war sie in einer abgelegenen Waldhütte aufgewachsen. Eigentlich dürfte sie jetzt nicht so angespannt und furchtsam sein. Aber sie war es.
    „Was ist?“ fragte Hugh mit gedämpfter Stimme, als sie stehen blieb.
    „Ich sehe nicht, wo ich hintrete“, log Willa. In der Tat, es war zwar dunkel, aber die Nacht war klar, und die Sterne funkelten am Himmel. Schnell hatten ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt, und daher war Willa sehr wohl in der Lage, die Umrisse von Bäumen, Buschwerk und größeren Ästen am Boden zu erkennen. Sie wollte lediglich, dass Hugh voranging. Was er auch tat. Bereitwillig nahm er sie bei der Hand und führte sie tiefer ins Unterholz.
    Schon bald blieb er stehen. Offenbar hatte er eine Stelle gefunden, die er für geeignet hielt. Willa schaute auf den dunklen Waldboden, auf den er deutete, und schnitt eine Grimasse. Mit einem Mal hatte sie Bedenken und malte sich allerhand Gefahren aus: Schlangen, giftigen Efeu, widerwärtige Insekten und andere Geschöpfe der Nacht waren darunter.
    „Was ist nun?“
    Willa ignorierte ihre Bedenken und machte sich ans Werk. Im Dunklen war es ihr genauso unangenehm wie bei Tage, und sie kam zu dem Schluss, dass eine längere Reise nichts für sie war. Zunächst hatte Hugh ihr verboten, rittlings auf dem Pferd zu sitzen. Er hatte nicht einmal mit sich reden lassen. So viel stand fest, seine Gemahlin würde keine Beinkleider tragen und wie ein Mann im Sattel sitzen. Auch nach einem ganzen Tagesritt im Damensitz fand sie diese Haltung höchst unbequem. Es entsprach beileibe nicht Willas Wesen, sich verhätscheln zu lassen, aber dieses tagelange Reisen war ein verfluchtes Ärgernis.
    „Bist du fertig?“ wisperte Hugh, und Willa verdrehte die Augen. Konnte er denn nicht hören, dass sie noch nicht fertig war? In ihren Ohren klang es wie ein kräftiger Regenguss in der Stille der Nacht. Erst da erkannte sie, wie ruhig es im Wald war. Die Laute der Nachttiere waren verstummt. Es herrschte eine gespenstische Stille. Das war kein gutes Zeichen.
    Willa beeilte sich und richtete sich auf. Rasch strich sie die Röcke glatt und trat wieder an Hughs Seite. Als sie seinen Arm berührte, spürte sie, wie angespannt er war. Irgendetwas musste seine Aufmerksamkeit erregt haben. Willa ließ den Blick durch das düstere Buschwerk schweifen, aber sie konnte nichts Beunruhigendes entdecken. Mit einem Mal hatte sie jedoch den Eindruck, dass zwischen den Bäumen ein Schatten huschte. Voller Unruhe bohrte sie ihre Fingernägel in Hughs Arm; offenbar hatte er den Schatten im selben Moment gesehen, denn er packte sie beim Arm und zog sie hinter einen Baum. Willa hörte nur ihren pochenden Herzschlag und blickte auf die dunklen Umrisse ihres Gemahls. Angestrengt versuchte sie seiner Haltung zu entnehmen, ob sie in unmittelbarer Gefahr schwebten.
    Nach nur wenigen Augenblicken, in denen sie kaum zu atmen wagte, flüsterte sie Hugh schließlich ins Ohr: „Die Wache.“
    Den Wachposten am Lagerfeuer zu Hilfe zu holen hielt sie für einen trefflichen Vorschlag, doch Hugh schüttelte den Kopf. Also fand Willa sich damit ab, weiterhin zu warten, bis ihr vor Schreck beinahe ein Aufschrei entwichen wäre, als Hugh plötzlich ihren Arm drückte und sie langsam mit sich fortzog. Als er nach wenigen Schritten wieder stehen blieb, presste sie ihren Mund erneut an sein Ohr und fragte: „Warum rufen wir nicht einfach den Wachposten?“
    „Weil wir dann verraten würden, wo wir sind. Leider habe ich in meiner Eile mein Schwert im Zelt liegen lassen“, zischte er leise. „Er ist zwischen uns und dem Lager. Vielleicht ist es auch nur einer unserer Männer, der ebenfalls austreten musste, aber ich möchte es nicht darauf ankommen lassen. Und ohne mein Schwert wage ich mich …“ Seine Worte erstarben augenblicklich auf seinen Lippen, als etwas dicht an ihren Köpfen vorbeisauste. Hugh wirbelte zu Willa herum und rief: „Lauf!“
    Sofort rannte sie los, stolperte mehrmals in der Dunkelheit und zuckte zusammen, als Zweige ihr ins Gesicht schlugen und sich in ihrem Haar verfingen. Wenn sie Glück hatten, war der

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