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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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habe. Warum sollte da eine Nacht einen Umschwung bewirken?“ murmelte er und setzte dann den Schlauch mit Ale an die Lippen.
    „Vielleicht fällt Jollivet und mir ja doch noch etwas ein, um sie zu überzeugen.“ Er schwieg, als Hugh sich beinahe an dem Ale verschluckt hätte. Als er den Balg absetzte, bedachte er seinen Freund mit einem wütenden Blick.
    „Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir nicht noch einmal eure Hilfe anbieten würdet.“
    Lucan biss sich auf die Lippe und schaute zur Seite. „Ist dir etwas anderes eingefallen, während du die Nacht über hier draußen warst?“
    Hugh kochte vor Wut und ließ sich seine ärgerliche Stimmung sehr wohl anmerken, doch er erwiderte: „Nein. Sie hat nur ein paar Mal durch den Türspalt gespäht. Ich nehme an, sie verübelt es mir immer noch, dass ich sie einen Bastard geschimpft habe. Und dass ich ihr obendrein noch sagte, sie stehe gesellschaftlich unter mir, war auch nicht gerade hilfreich.“ Er seufzte. „Wenn ich doch nur wüsste, wie ich am besten um Verzeihung bitten könnte … was sie annehmen würde.“
    „Hast du es mit Blumen versucht?“ ließ Jollivet sich mit seiner hohen Stimme vernehmen. „Ich habe dir doch mitgeteilt, dass Frauen Blumen mögen. Sie …“
    „Mag sein“, unterbrach Lucan den farbenprächtig gewandeten Höfling, als Hugh dem Vorschlag mit einem tiefen Grollen begegnete, „aber vermutlich würde jemand, der sie kennt, besser wissen, was ihr gefällt.“
    Hughs Miene wurde wieder versöhnlicher, und er nickte seinem Gefährten zu. „Daran habe ich auch gedacht. Tatsächlich habe ich Baldulf um Rat gebeten.“
    „Baldulf?“ Lucan horchte gespannt auf. „Ist der Wächter wieder aufgetaucht?“
    „Ja, nur wenige Augenblicke vor euch.“
    „Hat er gesagt, wo er gewesen ist?“ erkundigte sich Lucan, als Hugh wieder einen kräftigen Schluck von dem Ale nahm.
    „Er hat schwarzen Stoff für ein Trauerkleid gekauft.“
    „Und was hat Baldulf vorgeschlagen?“ fragte Jollivet neugierig.
    „Er meinte bloß, sie sei anders als andere Frauen“, antwortete er düster. „Und fügte hinzu, dass seine eigene Frau Geschenke und kleine Schmuckgegenstände möge.“
    Ein kurzes Schweigen trat ein, als Hugh von dem Proviant aß; dann rührte Lucan sich, und sein Blick schweifte zu der Hütte. „Da fällt mir ein, dass vielleicht die Hexe einen Vorschlag machen könnte, der uns von Nutzen sein könnte.“
    Hugh drehte sich der Magen um, aber immerhin dachte er über den Ratschlag nach und kam zu dem Schluss, dass dagegen nichts einzuwenden war. Das alte Weib kannte Willa wahrlich besser als sie alle zusammen. Doch Hugh missfiel es, die alte Vettel etwas fragen zu müssen. Von Anfang an schien sie nicht viel von ihm gehalten zu haben und wäre ihm auch jetzt bestimmt nicht wohlgesinnt, da er es gewagt hatte, ihr Mündel zu beleidigen.
    Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als die Alte anzusprechen, doch er zögerte den Moment noch ein wenig heraus, indem er fragte: „Was haben deine Erkundigungen gestern gebracht?“
    Die pure Verzweiflung hatte Hugh dazu getrieben, den widersinnigen Vorschlag der Freunde, vor der Hütte Wache zu halten, überhaupt anzunehmen. Doch er hatte dafür gesorgt, dass seine Männer nicht untätig herumsaßen, während er Buße tat. Nachdem die Befragung des Verwalters zu nichts geführt hatte, hatte er Lucan und Jollivet aufgetragen, sich ein wenig im Dorf umzuhören. Außerdem hatte er mehrere Getreue nach Claymorgan geschickt, um dort ebenfalls die Dorfbewohner, Bauern und Bediensteten über Willas Geburt und Luvenas Tod auszufragen. Irgendjemand musste doch etwas wissen, mit dem etwas anzufangen war.
    „Nicht viel“, gestand Lucan mit entschuldigender Miene ein. „Es ist alles lange her, und die Vorfälle haben sich nicht hier ereignet. Vielleicht haben die Männer mehr Erfolg auf Claymorgan.“
    „Aber die Hexe müsste doch etwas Brauchbares wissen“, gab Jollivet zu bedenken.
    „Hm.“ Hugh verzog schmerzvoll das Gesicht. Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus, reichte die Reste der dürftigen Frühmahlzeit seinem Vetter und stieg vom Pferd. Früher oder später musste er die alte Frau ohnehin befragen, warum also nicht gleich, denn der Appetit war ihm bereits gründlich vergangen. Wenn ich es jetzt hinter mich bringe, kann ich vermutlich in Ruhe weiteressen, dachte er.
    Ein ganzer Tag und eine ganze Nacht im Regen machten sich jetzt schmerzvoll bemerkbar. Hugh stöhnte leise auf, als er nun

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