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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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neben dem Ross stand und seine Glieder streckte. Seine Beine – in denen er bei Anbruch der Nacht ein taubes Gefühl verspürt hatte – gaben unter seinem Gewicht beinahe nach. Eine Weile sah er sich gezwungen, Halt am Sattel zu suchen. Als er endlich sicher war, nicht zu Boden zu stürzen, drehte Hugh sich beherzt um und schritt steif auf die Tür der Hütte zu.
    Es kam ihm so vor, als habe die alte Hexe bereits geöffnet, bevor er überhaupt angeklopft hatte; Hugh beschlich der Verdacht, dass sie durch das winzige Fenster gespäht hatte. Er weigerte sich zu glauben, dass sie ihn in der übernatürlichen Art der Hexen „gesehen“ hatte.
    „Was habt Ihr hier zu suchen?“ murmelte sie, ehe Hugh überhaupt in der Lage war, höflich zu grüßen.
    „Ich …“
    „Ich dachte, Ihr hättet gelobt, Willa so lange zu bewachen, bis sie in Euer Werben einwilligt?“
    „Ja. Ich wollte …“
    „Nun, also, was steht Ihr hier dann noch herum? Ihr solltet Euch längst aufmachen, um sie zu bewachen.“
    „Aufmachen?“ rief Hugh erschrocken aus. „Ist sie denn nicht hier?“
    „Nein. Sie hat die Kate vor wenigen Augenblicken verlassen.“
    „Wie bitte?“ donnerte er und blickte dann in das Innere der düsteren Behausung, da er der Alten nicht glaubte. Die Frau musste doch hier sein. Wie konnte sie sich fortgeschlichen haben, ohne dass er es bemerkt hatte? Er bewachte sie, um Himmels willen!
    „Ja. Oh, es geht ihr gut“, fuhr die Vettel fort, da sie seinen Schreck wahrgenommen hatte. „Baldulf hat gesehen, dass sie fortging, und folgte ihr. Aber ich muss schon sagen, wenn ich an Euren Schwur denke, erscheint es mir recht nachlässig von Euch, hier zu stehen, während sie mit Baldulf und den Tieren durch die Wälder streift.“
    Mit einem Fluchen wirbelte Hugh herum und rannte zu seinem Pferd, ohne seine Schmerzen wahrzunehmen.
    „Das ist fein, Baldulf. Mehr als fein.“ Willa rieb ihre Wange an dem weichen schwarzen Stoff, den der Ritter ihr gerade gegeben hatte. Als sie Baldulf losgeschickt hatte, um Stoff für das Trauerkleid zu suchen, war Willa davon ausgegangen, dass er ihr bloß einfachen, groben Stoff bringen würde, den sie in all den Jahren in ihrer Verkleidung als Bauernmädchen gewohnt war. Aber das Gewebe, das sie nun in Händen hielt, war feine Seide, weich und geschmeidig.
    „Es geziemt sich für eine Dame, Seide zu tragen“, verkündete der alte Mann mit rauer Stimme, als er den Stoff wieder an sich nahm. Umständlich rollte er ihn zusammen und stopfte ihn wieder in den Sack, der von seinem Sattel herabhing. Willa zuckte innerlich zusammen, als sie sah, wie grob er mit dem feinen Gewebe umging, hielt sich indes mit einer Bemerkung zurück.
    „Du musst Lord Hillcrest zu Ehren das feine schwarze Gewand einer Dame tragen“, sagte er, als der Stoff sicher verstaut war. Sie setzten den Weg fort, und Baldulf ging neben seinem Pferd.
    Willa lächelte wehmütig, nickte aber. Sie war froh gewesen, als Eada ihr von ihrem Beobachtungsposten an der Tür mitgeteilt hatte, dass Baldulf zurückgekehrt sei. Nachdem sie sich angekleidet hatte, hatte Willa selbst nach draußen gespäht und gesehen, dass der Ritter mit Hugh sprach. Da der neue Burgherr mit dem Rücken zu ihr gestanden hatte, war es ihr ein Leichtes gewesen, aus der Tür zu schlüpfen, dem älteren Mann kurz zuzunicken und hinter der Hütte zwischen den Bäumen zu verschwinden. Sie wusste, dass Baldulf ihr folgen würde, ehe sie tief im Wald war. Sie war sich nur nicht sicher gewesen, ob er womöglich Hugh mitbringen würde. Willa war erleichtert gewesen, als Baldulf schließlich allein gekommen und vom Pferd gestiegen war.
    „Er hat mich gefragt, wie er dir einen Gefallen tun könne.“
    „Hat er das?“
    „Ja. Er möchte dein Herz erweichen, damit du seine Frau wirst.“
    „Was hast du ihm geantwortet?“
    Baldulf zuckte die Schultern. „Dass du nicht wie die anderen Frauen bist, dass meine Frau sich jedoch stets über Schmuck gefreut hat.“
    Willa lächelte kaum merklich und erklärte dann: „Eada sagt, er muss auf dem Bauch angekrochen kommen, bevor ich einwillige und ihn heirate, sonst wird er sterben.“
    Sie schaute ihn an und bemerkte den Zweifel in seiner Miene.
    „Ich habe noch nie erlebt, dass Eada sich geirrt hat. Aber ich muss gestehen, ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Dulonget vor irgendjemandem kriecht“, entgegnete er.
    „Ja.“ Eine steile Falte zeichnete sich zwischen ihren Brauen ab. „Er ist zu stolz, um zu

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