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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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kriechen. Aber Eada meint, er wird es tun, und wenn ich nicht warte, stirbt er noch vor dem nächsten Vollmond.“
    „Hm.“ Baldulf wirkte genauso besorgt, wie Willa sich im Augenblick fühlte.
    Schweigend gingen sie weiter, bis der Pfad das seichte Flussufer erreichte. Willa suchte sich eine gemütliche Stelle und machte es sich in dem hohen Gras bequem. Sie begann, Fleisch aus dem Korb hervorzuholen, den sie mitgebracht hatte, während Baldulf sein Pferd versorgte.
    „Für Wolfy und Fen? " fragte er, als er sich auf einem Felsblock in Willas Nähe niederließ. Er nahm gemeinhin hier oben Platz, wenn die Tiere kamen, da er den Wald und den Flusslauf im Auge behalten konnte. Nie hatte Baldulf in seiner Wachsamkeit nachgelassen. Auch wenn in den zurückliegenden Jahren nichts Beunruhigendes vorgefallen war. Genau wegen dieser Wachsamkeit hatten Eada und Willa ihn lange überreden müssen, bis er sich endlich auf die Suche nach dem schwarzen Stoff gemacht hatte, den sie brauchten. Der treue Recke war erst aufgebrochen, nachdem die beiden Frauen ihm wiederholt versichert hatten, Willa würde sich nur in der Nähe der Hütte aufhalten, mochten Wolfy und Fen bei ihr sein oder nicht.
    „Was wirst du mit den Tieren machen?“ fragte er, als sie das Fleisch in zwei gleich große Stücke zerschnitt.
    Bei dieser Frage verzog Willa missmutig das Gesicht. Seit Richards Tod hatte sie sich immer wieder Gedanken über die Zukunft der Tiere gemacht. Wölfe waren Rudeltiere, die in der Gruppe jagten. Das Rudel hatte die beiden entweder ausgestoßen oder einfach im Stich gelassen, als das Männchen verletzt wurde. Nur Fen war bei ihrem Partner geblieben. Wenn sie allein auf die Jagd ging, dann konnte sie die größeren Tiere, wie Rehe, nicht erlegen, und sah sich gezwungen, mit Hasen oder kleineren Tieren vorlieb zu nehmen. Da Willa wusste, dass ein einzelner Wolf es schwer hatte, sich selbst und obendrein den verletzten Partner mit ausreichend Nahrung zu versorgen, hatte sie begonnen, die Tiere mit Fleisch zu füttern. In den ersten Nächten hatte sie Wolfy in die Hütte geholt und etwas Nahrung auf die Lichtung gebracht, damit auch die Wölfin genug zu fressen hatte. Zuerst hatte sie das Tier überhaupt nicht gesehen. Gleichwohl hatte Willa gewusst, dass sie da war, weil sie gegen Abend ihr Geheul anstimmte. Am Morgen war das Fressen immer fort gewesen.
    Sobald Wolfy wieder so weit zu Kräften gekommen war, dass er ein großes Verlangen an den Tag legte, ins Freie zu gelangen, hatte Willa ihn ziehen lassen. Dennoch, stets hatte sie Fressen am Waldrand hinterlegt. Die beiden Wölfe waren in der Nähe geblieben und hatten die Nahrung angenommen, während Wolfys Pfote weiter verheilte. Eigentlich war Willa davon ausgegangen, dass die Tiere die Gegend verlassen würden, sobald das männliche Tier ganz genesen war, aber sie waren geblieben. Das Paar hatte sich ihr immer öfter gezeigt, bis Willa eines Tages an dieser Stelle am Flussufer eingeschlafen war, und als sie erwacht war, hatte Wolfy in ihrer Nähe gelegen und Fen weiter unten am Fluss Wasser getrunken. Als sie sich bewegt hatte, waren beide Tiere im Wald verschwunden. Aber sie waren wiedergekommen, hatten sich näher an sie herangewagt und sie immer stärker akzeptiert, bis sie Willa gleichsam in ihre kleine Gemeinschaft aufgenommen hatten.
    Mochten die Tiere inzwischen auch so zutraulich wie Hunde geworden sein, Willa beging nie den Fehler zu vergessen, dass es wilde Tiere waren. Und genau das bereitete ihr nun Kopfzerbrechen. Als Lady Hillcrest würde sie nicht mehr in der Hütte leben, die ihr so viele Jahre ein Zuhause gewesen war. Aber sie konnte unmöglich die Tiere mit auf die Burg nehmen. Sie durfte das Risiko nicht eingehen, dass den Tieren oder den Burgbewohnern etwas zustieß.
    Auf der anderen Seite waren die Tiere mittlerweile ein Teil ihres Lebens geworden und beschützten sie genauso, wie sie über die Tiere wachte. Willa befürchtete sogar, dass sie ihr zur Burg folgen würden, um zu versuchen, in der Nähe einen Bau anzulegen, doch dann würden sie womöglich Jägern in die Hände fallen.
    „Du kannst sie nicht mitnehmen“, sagte Baldulf.
    Obwohl Willa genau denselben Gedanken gehabt hatte, setzte sie eine finstere Miene auf.
    „Vielleicht sollte ich Eada jetzt den Stoff bringen und dann mein Pferd versorgen.“
    Willa schaute erstaunt zu Baldulf auf, als er sich erhob und zu seinem Ross ging. Abgesehen von der letzten Besorgung war dieser Mann noch nie

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