Wie Fackeln im Sturm
Stimme. Willa senkte den Blick, denn nun sah er sie an.
„ Jollivet behauptete, Frauen mögen es, wenn Männer ihnen Blumen bringen.“ Ihr fiel auf, dass er sich bemüßigt fühlte, sich für die Blumen zu rechtfertigen, und daher nickte sie rasch, um ihm zu verstehen zu geben, dass Jollivet Recht hatte. Sie war sich nicht sicher, aber er schien sich ein wenig zu entspannen. Dann vernahm sie einen Seufzer der Erleichterung.
„Das Werben liegt mir nicht sonderlich“, gestand er ihr. „Ich habe mehr Zeit auf den Schlachtfeldern als am Hof zugebracht.“
Willa nickte wieder nur, vergrub ihr Gesicht in den schlaffen Kräutern und verzog bei dem sonderbaren Geruch unbemerkt die Nase.
„Jollivet“, fuhr er fort, „verbringt sein ganzes Leben bei Hofe. Zweifelsohne weiß er, was Ihr gern hören würdet … oder was Euer Wächter gern hört, da Jollivet eher Männern als Frauen zugetan ist.“
Willa schaute bei diesem Nachsatz ruckartig auf. Hughs Blick war wieder auf das Wasser gerichtet, aber jetzt rümpfte er mit einem Mal die Nase.
„Was ist das für ein Geruch?“ Plötzlich entdeckte er das Fleisch, das sie in zwei Portionen aufgeteilt hatte. Einen Moment lang wirkte er verblüfft, doch dann hatte er begriffen. „Oh, für Eure Wölfe. Ich nehme an …“
Er richtete sich so abrupt auf, dass Willa besorgt zusammenzuckte. Dann zog er sie hoch. „Kommt, ich muss Euch zurück zur Hütte bringen.“
„Zurück zur Hütte?“ wiederholte Willa verdutzt, als er sie auch schon zu seinem Pferd führte. Mit einem Griff hob er sie in den Sattel.
„Ja. Ich muss unbedingt etwas erledigen und …“ Er hielt inne, die Zügel in den Händen, und runzelte die Stirn. „Aber ich habe gelobt, Euch zu bewachen, bis …“ Er schüttelte den Kopf. „Baldulf wird kurz meinen Platz einnehmen, aber ich werde so schnell wie möglich zurückkehren, um wieder über Euch zu wachen, wenn meine Aufgabe erledigt ist“, versicherte er ihr, als ob sie sich deswegen Sorgen gemacht hätte. Dann schwang er sich hinter ihr in den Sattel und lenkte sein Pferd über den Pfad bis zur Hütte.
Willa war während des Ritts verwirrt. Seine plötzliche Unruhe erstaunte sie ebenso wie die Reaktionen ihres Körpers auf die Nähe dieses Mannes. Sie verspürte die unaussprechliche Sehnsucht, sich eng an ihn zu schmiegen und in seinen Armen dahinzuschmelzen. Es lag nur an ihrer Selbstbeherrschung, dass sie ihrem Verlangen nicht nachgab. Doch der Anblick seiner großen Hände unmittelbar vor ihrem Bauch beschleunigte ihren Atem. Sie hielten die Zügel und streiften hin und wieder unabsichtlich ihre Brüste. Jede dieser Berührungen löste einen Strudel ungeahnter Empfindungen in ihr aus. Für Willa war es eine große Erleichterung, als sie die Lichtung erreichten, Hugh vom Pferd sprang und ihr beim Absteigen behilflich war. Er entfernte sich nicht sogleich von ihr, sondern geleitete sie zur Hütte und drückte die Tür auf.
Eada hatte den neuen schwarzen Stoff auf dem Tisch ausgebreitet, und Baldulf schärfte sein Schwert beim Feuer. Beide schauten überrascht auf, als Hugh und Willa eintraten. Die Überraschung nahm noch zu, als Hugh Willa bedeutete, am Tisch Platz zu nehmen, und Baldulf auftrug, ein Auge auf sie zu haben. Dann drehte er sich um und verließ die Hütte so schnell, wie er sie betreten hatte.
Einen Augenblick lang starrten die drei ihm verwundert nach; dann kündigte das Prasseln auf dem Dach neuen Regen an. Baldulf zuckte die Schultern und widmete sich wieder dem Schärfen der Schwertklinge. Eada beugte sich erneut über den Stoff und nahm Maß. Voller Zuneigung sah Willa von einem zum anderen, bevor sie sich erhob, um Eada bei dem Gewand zu helfen.
Während der Regen in Strömen fiel, gelang es den Frauen, den Stoff zuzuschneiden. Willa hätte Eada auch beim Nähen geholfen, aber sie hatte sich schon vor Jahren ungeschickt mit der Nadel angestellt; daher scheuchte Eada sie mit einer Handbewegung fort. Da sie nichts zu tun hatte, begann Willa auf und ab zu gehen. Es war für alle eine Erleichterung, als der Regen endlich aufhörte und Baldulf vorschlug, sie auf einem Spaziergang zu begleiten. Willa legte sich einen Umhang um die Schultern, holte noch ein wenig Fressen für Wolfy und Fen und wartete an der Tür. Baldulfs Gelenke schmerzten immer bei Regenwetter, und daher bewegte er sich langsamer als sonst. Sie bemerkte, dass er zusammenzuckte, als er versuchte, seine Stiefel anzuziehen. Mit gerunzelter Stirn schaute sie
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