Wie Fackeln im Sturm
nach draußen und war augenblicklich erleichtert, als sie feststellte, dass Hugh wieder auf der Lichtung erschien.
„Lass nur, Baldulf“, sagte sie, als sie beobachtete, dass Hughs Gefährte Lucan auf ihn zukam und ihn grüßte. „Hugh ist zurück, und da er gelobt hat, mich zu bewachen, brauchst du dir keine Umstände zu machen.“
„Es hätte mir nichts ausgemacht“, entgegnete der ältere Mann, doch Willa wusste, dass er seine Gehbeschwerden einmal mehr verharmloste. Daher war sie froh, dass er es sich weiterhin am Feuer gemütlich machen konnte, um sein Knochenleiden ein wenig zu mildern. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, öffnete die Tür und schlüpfte hinaus.
Hugh wendete sein Ross in der Mitte der Lichtung und wartete ein wenig ungeduldig auf seinen Gefährten. Die letzten beiden Stunden hatte er abermals in strömendem Regen verbracht und war sogar durch den aufgeweichten Boden gekrochen, um die Sache zu finden, die jetzt in dem Sack von seinem Sattel herabhing. Er konnte es kaum abwarten, ob Willa die Überraschung gefiel.
„Was gibt es?“ fragte er, sobald Lucan sein Pferd neben ihm zum Stehen gebracht hatte. „Sind die Männer etwa schon von Claymorgan zurückgekehrt?“
Lucan schüttelte verneinend den Kopf. „Ich rechne nicht vor heute Abend mit ihnen. Wenn sie früher zurückkommen, würde ich mich wahrlich fragen, ob sie überhaupt genug Zeit hatten, all die Erkundigungen einzuziehen, die wir erwarten.“
Hugh stimmte ihm mit einem Nicken zu und zog eine Braue hoch. „Was führt dich dann in den Wald?“
Lucan löste einen Beutel von seinem Sattel und reichte ihn seinem Freund. „Es ließ mir keine Ruhe, daher habe ich dir noch mehr Essen mitgebracht. Du hast deine Frühmahlzeit nicht beendet.“
„Hab Dank, Lucan.“ Hugh nahm den Beutel und öffnete ihn gespannt. Es war ihm noch gar nicht richtig bewusst geworden, aber er starb fast vor Hunger. Der Duft gebratenen Fleischs stieg ihm in die Nase und machte ihn ganz schwindelig.
„Du hast obendrein keine Gelegenheit gehabt, die alte Vettel an diesem Morgen zu fragen, was Willa gefallen könnte“, fuhr Lucan fort, während Hugh einen Hühnerknochen abnagte. „Also habe ich das für dich gemacht.“
Hugh hielt im Kauen inne und schaute erstaunt auf. „Du hast mit ihr gesprochen?“
„Ja.“ Lucan schien sehr zufrieden mit sich zu sein. „Und sie schlug vor, dass man Willa schon glücklich machen kann, wenn man denjenigen eine Freude bereitet, die sie liebt. Zunächst dachte ich, die Alte spräche von sich selbst, aber sie betonte, dass sie die Wölfe meinte. Ich glaube, sie unterschätzt ihren eigenen Platz in Willas Herzen. Das Mädchen hat die alte Frau offensichtlich sehr gern, und wenn man der alten Vettel eine Freude machte, würde das Willa gewiss gutheißen. Aber genauso gut könnte man auch etwas für die Tiere tun, denke ich. Warum lächelst du?“
Hugh schüttelte den Kopf, aber sein Lächeln vertiefte sich noch. „Weil mir genau das eingefallen ist, als ich mit Willa unten am Flussufer saß.“
„Was genau ist dir eingefallen?“
„Dass es ihr gefallen müsste, wenn man den Wölfen eine Freude macht. Und ich habe die Überraschung hier bei mir.“ Zufrieden tätschelte er den Beutel, der von seinem Sattelknauf herabhing, biss dann wieder herzhaft in das Fleisch und kaute genüsslich.
„Was hast du …?“ begann Lucan, verstummte dann aber. Er kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn, als etwas hinter Hugh seine Aufmerksamkeit erregte. „Du solltest vielleicht …“
Hugh schaute in die Richtung, in die Lucan mit einem Finger deutete, und sah gerade noch, dass Willa hinter der Hütte im Wald verschwand. Allein. Fluchend reichte er seinem Gefährten ein weiteres Mal die angefangene Mahlzeit und ergriff die Zügel, um der jungen Frau zu folgen.
Willa wusste, dass Lucan sie bemerkt hatte und Hugh ohne Zweifel auf ihr Verschwinden aufmerksam machen würde. Sie rechnete fest damit, dass er ihr nachreiten würde. Sie wünschte es sich sogar, denn Baldulf und Eada sollten sich keine Sorgen machen. Allerdings hegte sie im Augenblick nicht die Absicht, mehr Zeit mit Hugh zu verbringen, denn seine Nähe empfand sie gelinde gesagt als beunruhigend. Um seine aufwühlende Gesellschaft zu meiden, begann sie zu laufen, als sie den Wald betrat, und kletterte dann geschickt auf den erstbesten Baum. Gerade hatte sie es sich in den oberen Ästen bequem gemacht, als Hugh unter ihr über den Pfad preschte. Sie
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