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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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merkwürdig, dass er an die Tiere gedacht hatte. „Das ist sehr aufmerksam von Euch, Mylord. Ich … es lebt ja noch!“
    Er nickte eifrig. „Ja. Und Ihr könnt Euch kaum vorstellen, wie schwer es war, das Kaninchen zu fangen. Ich habe schon früher gejagt, aber noch nie mit der Maßgabe, das Wild lebend mitzubringen.“
    „Aber …“ Sie musterte ihn entsetzt. „Wieso lebendig?“
    Die Frage schien ihn zu überraschen. „Warum? Weil Wolfy und Fen bei der Jagd Freude haben werden. Als ich das Fleisch gesehen habe, das Ihr den Tieren hingelegt hattet, ist mir die Idee gekommen. Sie werden die Aufregung und den Kitzel bei der Jagd vermisst haben.“
    Willa schüttelte entschieden den Kopf. „Entschuldigt, Mylord, aber wollt Ihr damit andeuten, dass Ihr die Absicht habt, die Wölfe auf dieses arme Geschöpf zu hetzen?“
    Als Hugh merkte, dass sie sich nicht über das Mitbringsel freute, runzelte er die Stirn. „Aber das ist doch, was Wölfe tun, sie jagen. Sie hetzen ihre Beute und erlegen sie gemeinsam.“
    „Wenn es nötig ist, ja“, stimmte Willa ihm zu. „Aber ich füttere sie. Ich …“
    „Die Jagd entspricht ihrer Natur.“ Er schüttelte den Beutel leicht, und schon begann das Kaninchen sich aufgeregt zu bewegen. „Vermutlich vermissen sie den Kitzel der Jagd.“
    Willa fragte sich, ob sie Wolfy und Fen vielleicht verhätschelte, indem sie den Tieren ihren Drang zur Jagd vorenthielt. Sie hatte begonnen, die Tiere aus der Not heraus zu füttern, und hatte es weiterhin so gehandhabt, weil … nun, sie nahm an, dass sie die Wölfe wie Haustiere behandelte, obwohl sie genau wusste, dass es wilde Tiere waren. Und genau das stellte sie jetzt vor Schwierigkeiten, denn sie würde bald in der Burg wohnen und die Tiere wohl oder übel zurücklassen müssen. Dann fiel ihr Blick wieder auf den Beutel, als das Kaninchen sich erneut heftig zu bewegen begann.
    Mochte sie die Tiere verhätschelt haben oder nicht, Willa brachte es nicht fertig, mit anzusehen, wie Wolfy und Fen dieses arme kleine Geschöpf in Stücke rissen. Ihnen rohes Fleisch zu bringen, das Baldulf irgendwo hinter der Hütte nach der Schlachtung zur Seite gelegt hatte, war eine Sache, aber Zeuge zu werden, wie die Wölfe ein lebendes Kaninchen zerfleischten, eine andere.
    „Ruft Wolfy und Fen“, schlug Hugh vor, und Willa sog geräuschvoll die Luft ein.
    „Nein!“ rief sie. Dann entriss Willa dem verdutzten Hugh plötzlich den Beutel und rannte in den Wald.
    Sie hörte sein überraschtes Rufen und einen Fluch und ahnte, dass er sie im nächsten Augenblick auf seinem Pferd verfolgen würde, aber es kümmerte sie nicht. Sie kannte die Wälder hier genau. Daher wäre es ihr ein Leichtes, ihn abzuhängen.
    Als Wolfy und Fen sich einmal mehr zu ihr gesellten, hatte sie die Gewissheit, dass sie Hugh entkommen war. Doch nun stand sie vor einem neuen Problem: Sie konnte wohl kaum das Kaninchen aus dem Beutel lassen. Nach kurzem Zögern schlug sie den Weg zur Hütte ein und erreichte nach einigen Umwegen ihr Zuhause. Wohlweislich betrat sie die Lichtung hinter dem Stall und nicht vor der Kate, falls Hugh bereits auf sie warten sollte.
    Sehr zu Willas Erleichterung machten Wolf y und Fen sich nicht viel aus dem Beutel, den sie trug. Sie gaben sich damit zufrieden zurückzubleiben, als sie den Wald verließ. Willa schritt geradewegs auf den Stall zu. Rasch schlüpfte sie hinein und ließ die Tür offen, damit sie sehen konnte, wohin sie trat. Gerade setzte sie das Kaninchen in ein kleines Gehege, als jemand im Türrahmen erschien und sich ins Licht stellte.
    Es überraschte Willa nicht sonderlich, als sie sich umdrehte und entdeckte, dass Hugh sie wütend anstarrte.
    „Ihr …“, begann er, hielt indes sogleich inne, als seine Augen sich an die Dunkelheit im Stall gewöhnt hatten. Tatsächlich war der frei stehende Stall größer als die Hütte. Die vordere Hälfte nahmen vier Boxen ein, zwei auf jeder Seite. In dreien standen Pferde: Willas, Baldulfs und ein drittes Tier, das gebraucht wurde, wenn der Karren bewegt werden musste. Die vierte Box wies kein Gatter auf, um ein Pferd unterzustellen. Dort befanden sich ein Stuhl, ein Strohlager und Baldulfs wenige Habseligkeiten. Willa bemerkte, wie überrascht Hugh war, als er das Innere des Stalls wahrnahm. Ihm schien aufzugehen, dass der alte Recke den beiden Frauen wahrlich treu ergeben war.
    Willa war beinahe erleichtert, als Hughs Blick schließlich auf den hinteren Bereich des Stalls fiel. Für

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