Wie Fackeln im Sturm
Hinterteil ihm verdeutlichte, dass er immer noch die wunde Stelle hatte. Die ganze Aufregung um Willa und das wiederholte Aufstehen und Zubettgehen während der Nacht hatten seine Schmerzen nicht gelindert. Er war völlig erschöpft und litt nicht nur an einer Erkältung, sondern auch an einem wunden Po. Fürwahr, er war am Ende seiner Kräfte, wie er sich eingestehen musste, als er vorsichtig die Bettdecken zur Seite schlug. Vielleicht hatte er es mit all den Pelzdecken übertrieben, aber der Winter kündigte sich an, und die Nächte waren kühl. Jetzt hob er eine Decke nach der anderen an und rechnete fest damit, seine Gemahlin schlafend vorzufinden, musste aber überrascht feststellen, dass sie gar nicht mehr im Bett lag!
Hugh scherte sich nicht um die Schmerzen in seinem Gesäß und schlug die Bettdecken zur Seite. Willa hatte das Schlaf gemach verlassen. Er konnte nicht glauben, dass sie nach all den Strapazen schon wieder so weit bei Kräften war. Ebenso wenig konnte er nachvollziehen, dass sie nach all den Dingen, die sie ihm zugefügt hatte, die Frechheit besaß, sich einfach so aus dem Gemach zu stehlen. In all den Jahren hatte Hugh viel Blut und viele Wunden gesehen; ein Mann konnte nicht in die Schlacht ziehen, ohne sich schuldig zu machen, aber gütiger Himmel, noch nie hatte er so etwas wie letzte Nacht erlebt.
Mit einem Fluch griff er nach der Kleidung, die er abends zuvor getragen hatte, und hob sie bereits von dem Bündel Leinen hoch, als ihm einfiel, warum seine Wäsche dort lag: Alles, was er am Leib getragen hatte, war verschmutzt, ebenso Willas Hochzeitsgewand.
Er warf die schmutzige Wäsche wieder zur Seite, biss die Zähne zusammen, als sein Hinterteil sich erneut bemerkbar machte, und humpelte zu der Truhe, die seine Kleidung enthielt. Er wühlte so lange darin herum, bis er eine frische Hose und eine Tunika fand. Hugh zog das Oberteil an, während er zur Tür schritt, und hüpfte dann von einem Fuß auf den anderen, als er die Hose überstreifte. Gereizt riss er die Tür so weit auf, dass sie mit einem Knall gegen die Wand schlug, und ging Augenblicke später die Stufen hinunter in die Große Halle. Das laute Geräusch der Zimmertür hatte wie das Krähen des Hahns gewirkt: Die meisten Müßiggänger in der Halle erwachten nun. Die anderen wurden von den Bewegungen geweckt und hoben verschlafen die Köpfe. Als Hugh die untersten Stufen nahm, waren sämtliche Burgbewohner auf den Beinen und stolperten eilig aneinander vorbei, doch der Burgherr achtete gar nicht auf seine Leute. Sein Blick ruhte allein auf der alten Vettel, die gelassen an der Tafel saß. Unverzüglich ging Hugh auf sie zu.
„Wo ist sie?“ fragte er ohne Umschweife und blieb unmittelbar neben ihr stehen.
„Sie macht einen Spaziergang.“
„Allein?“ Der Zorn und die Angst in seiner Stimme waren nicht zu überhören.
„Sie ist in Sicherheit“, beteuerte die Alte ruhig. „Sie ist bei Wolfy und Fen besser aufgehoben als anderswo.“
Hugh nahm den Tadel in ihren Worten sehr wohl wahr. Er hatte nicht verhindern können, dass auf Willa ein Giftanschlag verübt worden war. Sie war seiner Obhut anvertraut worden, und er hatte versagt. Fluchend wandte er sich ab, hielt dann inne und drehte sich um. „Ist sie zu Fuß unterwegs, oder hat sie ihr Pferd genommen?“
„Sie hat die Burg zu Fuß verlassen, aber das ist schon eine Weile her. Vielleicht eine Stunde“, erwiderte Eada.
Nickend verließ Hugh den Burgfried. Willa hatte einen beträchtlichen Vorsprung, und daher musste er sie rasch finden. Jemand hatte versucht, seine Gemahlin zu töten, ehe die Ehe hatte vollzogen werden können. Wie sich herausstellte, waren Onkel Richards Sorgen und Ängste leider durchaus berechtigt. Willas Leben war bedroht, und Hugh konnte sich nicht erklären, warum.
Missmutig kniff er den Mund zusammen, als er auf die Stallungen zuging. Er wollte seine Frau schnell finden und unverzüglich zurück zur Burg bringen, denn nun war es offenkundig, dass sie nicht sicher war. Obendrein verstand Hugh nicht, warum die Hexe sie allein hatte gehen lassen, Wölfe hin oder her.
„Mylord!“
Hugh verlangsamte seine Schritte und schaute sich um. Als er sah, dass Pater Brennan eilig auf ihn zukam, blieb er stehen und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Verzögerung verdross. „Guten Morgen, Pater.“
Der Geistliche war ein wenig außer Atem, als er Hugh erreichte, aber er strahlte über das ganze Gesicht. „Guten Morgen,
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