Wie Fackeln im Sturm
Miene wissen. „Was ist da?“
„Eine große Eiterbeule, Hugh“, erwiderte Willa verblüfft, während sie die arg geschwollene, wunde Stelle an seinem Gesäß in Augenschein nahm. Doch sie verbesserte sich sogleich: „Nein, keine Eiterbeule. Ein Karbunkel. Es ist zu groß für eine Eiterbeule.“
Dann schaute sie in sein Gesicht. Er war furchtbar rot geworden, da es ihm ohne Zweifel sehr unangenehm war. Willa verdrehte die Augen und richtete sich auf. „Geh wieder ins Bett.“
„Ich gehe nicht wieder ins Bett.“ Er straffte die Schultern und versuchte seiner Haltung wieder mehr Würde zu verleihen, da Willa sich nicht mehr länger über sein wundes Hinterteil beugte.
„Hugh, jemand muss sich darum kümmern. Leg dich wieder hin“, drängte Willa.
„Dafür habe ich keine Zeit. Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Ich bin ein Earl.“ Die letzten Worte sprach er mit stolz geschwellter Brust, doch Willa lächelte ihn nachsichtig an.
„Du bist ein Earl mit einem Karbunkel am Hintern. Ich bitte dich, lass dich versorgen.“ Allmählich schien er nachzugeben, und Willa versuchte, die Gelegenheit auszunutzen, indem sie schnell hinzufügte: „So etwas hat Ilbert das Leben gekostet.“
Endlich fand sie bei ihm Gehör; erschrocken blickte er sie an. „Ilbert, der dritte Mann, der dich im Wald beschützt hat?“
Willa nickte sehr ernst. „Ja. Er hatte einen … dort.“ Vage deutete sie auf seine Lendengegend. „Zwischen den Beinen. Er wurde krank und bekam Fieber. Sein Blut war vergiftet.
Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass der Karbunkel der Auslöser des Fiebers war. Als er schließlich mit den Beschwerden zu Eada ging, konnte sie nicht mehr viel für ihn tun.“
„Gütiger Gott“, stöhnte Hugh mit beklommener Miene. „Tod durch eine Entzündung.“ Er erschauerte bei dem Gedanken, auf so schändliche Weise den Tod zu finden, drehte sich dann um und legte sich mit dem Gesicht nach unten wieder aufs Bett. „Also gut. Untersuch die Stelle.“
Willa schüttelte nur den Kopf und begann sich anzuziehen. Sie hatte bereits ihr Kleid an und suchte seine Kleidungsstücke zusammen, als er den Kopf zu ihr drehte, um festzustellen, warum sie nicht an das Bett trat. Sie bemerkte seine gerunzelte Stirn, als er sie bekleidet neben dem Bett stehen sah.
„Wohin gehst du? Ich dachte, du wolltest …“
„Ich werde Eada holen.“
„O nein!“ Er stützte sich auf Händen und Knien ab. „Ich werde diese Hexe nicht an mein Hinterteil lassen!“
„Das musst du aber, Hugh“, erwiderte Willa geduldig. Mit einem Finger übte sie einen leichten Druck auf die wunde Stelle aus. Es überraschte sie nicht im Mindesten, als er vor Schmerzen aufstöhnte und sich wieder auf den Bauch fallen ließ. Willa wunderte sich, wie der Karbunkel nur so groß hatte werden können, ohne dass Hugh sich etwas hatte anmerken lassen.
„Wie lange hast du das schon?“ fragte sie. Er murmelte etwas in seine Armbeuge, was sie nicht verstand. „Was hast du gesagt, Hugh?“
„Es fing an, als ich vor der Waldhütte Wache hielt, aber das Bad, das ich vor der Hochzeit nahm, tat gut. Die Stelle hat mir kaum noch Beschwerden gemacht, bis ich heute Morgen aufgewacht bin. Jetzt fühlt es sich zehnmal schlimmer an als zu Anfang.“
„War das Badewasser heiß?“
„Ja. Ich denke, die Bediensteten haben sich wohl von ihrer besten Seite zeigen wollen.“
Willa nickte. „Das heiße Wasser hat zunächst den Schmerz gelindert und entzündungshemmend gewirkt. Doch nun ist es wieder schlimmer geworden.“
Bei dieser unnötigen Feststellung gab Hugh einen unwirschen Laut von sich. „Kannst du die Stelle nicht selbst versorgen?“
Willa schaute ihren Gemahl voller Mitleid an. Sie konnte ihm sein Unbehagen nicht verübeln. Dies war ein furchtbar unangenehmes Leiden, und Eada würde ihn auch noch dafür schelten, dass er sie nicht schon eher um Hilfe gebeten hatte. „Ich fürchte nein. Vielleicht hätte ich mich selbst darum kümmern können, wenn du mir früher davon erzählt hättest. Unglücklicherweise übersteigt es nun meine Fähigkeiten. Wir brauchen Eada.“
Sie schritt zur Tür, hielt dann aber inne, sammelte seine Kleidungsstücke vom Boden auf und nahm sie mit – für den Fall, dass er die Flucht ergriff. Manchmal benehmen Männer sich wie kleine Kinder, dachte sie und schloss die Tür hinter sich.
Hugh blickte seiner Gemahlin missmutig nach, als sie den Raum verließ. Ihm war nicht entgangen, dass sie seine Kleidung
Weitere Kostenlose Bücher