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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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mitgenommen hatte. Vermutlich wollte sie verhindern, dass er vor lauter Unwillen das Weite suchte. Als ob er das je tun würde! Er hatte keine Angst vor der Hexe. Es behagte ihm nur nicht, dass sie sein Hinterteil untersuchen würde, wie Willa es getan hatte. Allein die Vorstellung, wie die Alte mit ihren warzigen, runzeligen Händen die entzündete Stelle berührte, ließ ihn zusammenzucken. Aber da er nun einmal Hilfe benötigte, musste er auch diese Tortur über sich ergehen lassen. Er wäre verflucht, wenn eines Tages auf seinem Grabstein stehen würde: „Hingestreckt durch einen großen Karbunkel!“
    Seufzend vergrub Hugh sein Gesicht in der Armbeuge. Er kam sich wie ein Narr vor. Einen Moment lang badete er in Selbstmitleid, dann hob er den Kopf, stützte sich auf den Armen ab, drehte den Kopf, so weit es ging, nach hinten und versuchte, die wunde Stelle zu sehen. Natürlich war ihm das nicht möglich. Das verfluchte Ding war nicht zu entdecken, sosehr er sich auch verrenken mochte.
    Die Tür ging auf, und Hughs Miene verfinsterte sich, als seine Gemahlin mit der alten Hexe eintrat. Allerdings hatte sein Gesichtsausdruck keinen Einfluss auf die beiden Frauen. Sie würdigten ihn nicht einmal eines Blickes, sondern unterhielten sich angeregt, als sie die Tür schlossen und ans Bett traten. Er ließ den Kopf wieder auf seine Armbeuge sinken und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, als die Alte mit ihrer Untersuchung begann.
    Eine kalte Hand berührte sein Gesäß, und er vernahm einige besorgte Laute, bis das alte Weib sagte: „Ihr hättet früher zu mir kommen müssen. Das sieht nicht gut aus. Ihr habt Glück, dass Euer Blut nicht bereits vergiftet ist.“
    Er spürte, wie die Matratze nachgab, und als er den Kopf hob, bemerkte Hugh, dass Willa auf der Bettkante Platz genommen hatte. Sie ergriff seine Hand, um ihn zu beruhigen. Mitgefühl stand in ihren Augen. Hugh schaute über die Schulter und entdeckte, dass die Alte zum Feuer gegangen war. Er vermochte nicht zu sagen, was sie dort tat, kam indes rasch zu dem Schluss, dass er es auch gar nicht wissen wollte.
    „Ein erwachsener Mann sollte sich eigentlich nicht mehr so benehmen“, meldete sich Eada wieder zu Wort, als sie zum Bett zurückkehrte.
    Hugh bedachte sie mit einem wütenden Blick, bevor er den Kopf erneut sinken ließ. Sein Nacken tat ihm bereits weh von den ewigen Verrenkungen. Aber das hieß noch lange nicht, dass die alte Vettel ihn zurechtweisen durfte. Es war schon schlimm genug, sich überhaupt ihrer Behandlung unterziehen zu müssen, und er wäre verdammt, wenn er sich jetzt auch noch ihren Tadel gefallen ließ. „Hört mir zu, Ihr alte … ahh!“
    Hugh schrie auf, als ein brennender Schmerz sein Gesäß durchzuckte.
    „Mylord! Was ist geschehen?“ hörte er plötzlich Baldulf rufen. Hugh hatte nicht gemerkt, dass auf sein lautes Schreien hin die Tür aufgegangen war. Leider hatte er nicht mehr genug Atem, um zu antworten. Bei dem Schmerz war ihm schier die Luft weggeblieben.
    „Es ist alles in Ordnung, Baldulf!“ rief Willa schnell. „Steck das Schwert wieder ein.“
    „Ich glaube, wir wären beruhigter, wenn wir das aus Hughs Mund hören könnten“, ließ sich eine andere Stimme vernehmen. Hugh erschrak und kam wieder zu Atem.
    „Beim Allmächtigen! Lucan, bist du das?“
    „Ja. Ich kam gerade vorbei, um Baldulf zu fragen, ob du schon wach wärst, und da hörten wir dich schreien.“
    Hugh stöhnte auf, als das Gefühl von Erniedrigung ihn für einen Moment seinen Schmerz vergessen ließ.
    „Gütiger Himmel, was habt Ihr da mit seinem Hinterteil veranstaltet!“ Lucans Stimme kam nun nicht mehr von der Tür, und Hugh konnte nur vermuten, dass er vorgetreten war, um der Alten auf die Finger zu schauen.
    „Ich habe hineingebissen!“ entgegnete Eada süffisant.
    „Sie hat nichts gemacht“, versicherte Willa den Männern. „Das hat Hugh sich selbst zugezogen.“
    „Ich habe mir nichts zugezogen“, murmelte Hugh. „Ich musste bloß so lange auf diesem verfluchten Gaul sitzen und darauf warten, dass du endlich bereit warst, meine Frau zu werden.“
    „Es ist ein Karbunkel“, warf Eada trocken ein. „Er hat ihn zu lange wachsen lassen, ohne jemandem davon zu erzählen. Nun ist die Stelle furchtbar entzündet.“
    „Das kann man wohl behaupten“, meinte Baldulf. „Mein Gott, ich habe noch nie so ein großes Geschwür gesehen. Es hat die Größe einer Kinderfaust.“
    „Furchtbar“, pflichtete Lucan ihm

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