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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Pech. Schlaf jetzt.“
    Willa blinzelte verblüfft, als der kurzen Erklärung diese knappe Aufforderung folgte. Er hatte die Augen noch immer geschlossen. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und zog dann einen Arm unter der Decke hervor, um ihn anzustupsen. „Was geschah dann?“ fragte sie, als er die Augen endlich öffnete.
    „Wann?“
    „Nun, nachdem du Claymorgan verlassen hast.“
    „Ich sagte ja schon, dass mein Vater sein Glück als Ritter suchte. Er hatte keinen Erfolg.“
    „Warum nicht?“
    „Er war ein hervorragender Kämpfer, vielleicht der beste seiner Zeit, aber er hatte zu lange Claymorgan verwaltet.
    Daher war er an Annehmlichkeiten gewöhnt, die einem Ritter nicht zustanden.“
    „Was wurde aus dir?“
    „Wie meinst du das?“
    „Wo warst du, und hast du eigentlich Brüder und Schwestern?“ Du lieber Himmel, sie konnte es einfach nicht glauben, dass sie sich erst jetzt genauer nach seiner Familie erkundigte.
    „Nein, ich war das einzige Kind. Meine Mutter nannte mich das Wunderkind. Sie war viele Male guter Hoffnung, aber ich war ihr einziges Kind, das die Geburt überlebte.“
    Willa konnte nur stumm nicken und fragte weiter: „Wo warst du, und wo war deine Mutter, als dein Vater versuchte, sich seinen Lebensunterhalt als Ritter zu verdienen?“
    „Wir sind mit ihm gezogen.“
    Willa ließ sich von dem kühlen und nüchternen Tonfall nicht täuschen. Sie wusste, dass es ein hartes, einsames Leben gewesen sein musste. „Wo sind deine Eltern jetzt?“
    „Sie sind tot.“ Die Worte klangen hohl und tonlos. „Mein Vater starb, als ich noch ein Kind war. Meine Mutter folgte ihm kurze Zeit später ins Grab.“
    „Dann bist du allein – wie ich.“
    Hugh fasste sie scharf ins Auge und nickte nur. „Ja.“
    „Abgesehen von Jollivet und Lucan“, fügte sie hinzu und sah, dass ihr Gemahl missvergnügt das Gesicht verzog. Ihr war aufgefallen, dass er offenbar immer so reagierte, sobald sein kecker Vetter erwähnt wurde.
    „Fürwahr. Jollivet ist der Sohn der Schwester meines Vaters. Seine Mutter war eine Zofe der Königin. Er hat viele Jahre in London und am Hof verbracht, seit er sich die ersten Sporen verdiente. Sehr zu seinem Nachteil, im Übrigen.“
    „Und Lucan?“ fragte Willa. „Er scheint ein sehr guter Freund von dir zu sein.“
    „Das ist er. Wir sind zusammen aufgewachsen. Er ist wie ein Bruder für mich. Wir hatten beide schlechte Aussichten, als wir heranwuchsen. Er ist der Zweitgeborene, und ich war der Erstgeborene eines Zweitgeborenen. Wenn Onkel Richard Kinder gehabt hätte …“ Er zuckte die Achseln und verstummte.
    „Es tut mir Leid, dass du keine Gelegenheit hattest, Lord Hillcrest näher kennen zu lernen. Ich weiß, dass du zornig bist, da er dich gezwungen hat, mich zu heiraten, aber er war ein guter Mensch.“
    Hugh sagte lange kein Wort, so dass Willa schon glaubte, er würde gar nichts mehr erwidern. Dann verkündete er beinahe feierlich: „Ja, er war ein guter Mann. Ich glaube nicht, dass er wusste, wo ich mich aufhielt oder was ich gerade tat, aber an dem Tag, als ich mir meine ersten Sporen verdiente, traf ein Bote ein und brachte das schönste Pferd mit, das ich je gesehen hatte. Der Hengst trug Dinge, von denen ich zuvor nur hatte träumen können: ein fein gearbeitetes Kettenhemd und ein langes Schwert. Es war auch ein Brief für mich dabei. Lord Hillcrest hatte meinen Werdegang sehr wohl mitverfolgt, er war stolz auf seinen Neffen, und das war sein Geschenk für mich.“
    Willa spürte, dass ihr Tränen in die Augen traten. „Ja. Das war Papas Art. Er war sehr zuvorkommend und großzügig. Er muss dich sehr geliebt haben.“
    „Stimmt.“ Hugh schien ein wenig unbehaglich zu Mute zu sein; dann wurde seine Miene ernst. „Schlaf jetzt.“
    Er schloss die Augen wieder. Willa überlegte, ob sie ihn noch etwas fragen sollte, denn es gab noch einige Dinge, die sie über ihn wissen wollte, aber sie hatte ihm schon mehr Sätze entlockt als in all den Tagen seit ihrer ersten Begegnung. Sie hatte beileibe nicht die Absicht, es zu übertreiben. Außerdem waren ihr gewiss noch viele Tage vergönnt, um Antworten zu erhalten. Im Übrigen fühlte auch sie sich sehr erschöpft.
    Sie gähnte und merkte, dass Hugh bereits tief und gleichmäßig atmete. Offenbar war er wieder fest eingeschlafen. Aber er schnarchte nicht mehr. Willa betrachtete ihren schlafenden Gemahl. Ihre Lider wurden immer schwerer und fielen allmählich zu. Dann suchte sie sich eine bequemere

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