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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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wir zusammen arbeiten. Das ist alles.“
    „ Wenn du es sagst.“
    „ Außerdem ist es unfein, Leute heimlich zu beobachten.“
    „ Das stimmt. Tut mir schrecklich leid.“ Sein Grinsen ließ keinen Zweifel an der Unehrlichkeit seiner Worte aufkommen. Es war so entwaffnend, dass auch Anne sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte, obwohl sie eigentlich streng bleiben wollte.
    „ Puh, sie lacht wieder! Da bin ich aber erleichtert. Frieden?“ Er streckte ihr die Hand hin.
    „ Also schön. Frieden.“
    Nachdem Anne eingeschlagen hatte, gab er ihre Hand nicht mehr frei, sondern verschränkte seine Finger mit den ihren und zog sie hinter sich her zurück ins Haus.
    „Du dachtest nicht wirklich, du könntest dich heimlich aus dem Staub machen, oder?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, steuerte er auf die große Freitreppe zu. „Nun kommen wir doch noch zu unserer Führung durch Thornhill Hall. Lass uns ganz oben beginnen und dann arbeiten wir uns nach unten durch. Wenn es dir zu viel wird, können wir jederzeit eine Champagnerpause machen.“
    Doch das war gar nicht notwendig. Der Rundgang durch das Anwesen war so faszinierend, dass Anne aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Mit großer Stilsicherheit waren die ehemaligen Zimmerfluchten in Funktionsräume für den Inner Circle umgebaut worden, die wirklich keine Wünsche offen ließen. Auf einer Etage befanden sich sogar eine Reihe von Apartments und Suiten für auswärtige Gäste, die hier wohnen konnten anstatt in ein unpersönliches Hotel zu gehen.
    Viel mehr als die modernen Annehmlichkeiten interessierten Anne aber die Geschichten aus vergangenen Zeiten.
    Jamie war ein charmanter Erzähler, der sich offenbar eingehend mit Thornhill Hall beschäftigt hatte.
    Der Kern des Hauses war sehr alt. Er stammte aus der Zeit der Rosenkriege, also aus dem fünfzehnten Jahrhundert – Jamie war überrascht als Anne ihm sogar die genauen Daten der Fehde zwischen den Familien Lancaster und York nennen konnte. Im Laufe der Jahrhunderte hatte man das Gebäude ständig umgebaut und erweitert, bis der letzte wohlhabende Besitzer Mitte des neunzehnten Jahrhunderts schließlich für eine imposante Fassade gesorgt hatte. Seine Nachkommen verfügten nicht mehr über entsprechende Mittel, um das Anwesen zu unterhalten, so dass es in einen jämmerlichen Zustand verfiel, bis Jamie es schließlich kaufte.
    Was von außen einheitlich wirkte, war innen ein Sammelsurium verschiedener Stilrichtungen.
    „Ein wenig wie Hogwarts“, fand Anne, als sie gerade ein steiles Treppenhaus hinabstiegen, dessen Wände über und über mit Ölbildern dekoriert waren, „Nur eben auf dem Niveau eines Luxushotels.“
    James lachte, „Das hat noch nie jemand über unser Clubhaus gesagt! Aber du hast Recht. Nur leider bilden wir hier keine Zauberer aus.“
    Sie gelangten in einen kleinen Salon, dessen Wände mit blassgrüner Seide bespannt waren.
    „ Was hältst du davon, wenn wir uns etwas zu trinken bringen lassen und hier Pause machen?“
    Anne schauderte. Sie trat an eines der zahlreichen schmalen Fenster, die die Längsseite des Raumes durchbrachen und sah hinaus auf die gekieste Zufahrt.
    „Nein danke.“
    „ Was hast du denn? Geht es dir nicht gut? Du bist ganz blass.“ Er trat neben sie.
    „ Lass uns lieber noch etwas weiter gehen, bitte. Ich möchte hier nicht bleiben. Weißt du, ich hasse grüne Räume.“ Sie zuckte leichthin die Schultern. “Wir haben eben alle irgendeinen Tick.“
    Jetzt war sie es, die nach seiner Hand griff und ihn aus dem Raum zog, was er auch gerne geschehen ließ – obwohl er spürte, dass der Grund für Annes Aversion gegen Grün schlimmer sein musste, als sie zugab.
    „Also gut. Dann zeige ich dir etwas ganz besonderes. Einen kleinen Tick von mir, könnte man sagen.“ Draußen auf dem Gang drückte er auf eine Holzleiste der Wandvertäfelung und eine versteckte Tür sprang auf.
    „ Das ist mein Geheimversteck“, flüsterte er in gespieltem Ernst.
    Aber Anne war ohnehin fasziniert. „Ein geheimes Zimmer! Wie herrlich!“ Sie betraten einen kleinen Raum, in dem es taghell war, obwohl sich in den Wänden keinerlei Fenster befanden. Grund dafür war ein gläsernes Dach, dessen Scheiben von grün lackierten Stahlstreben getragen wurden.
    „Von außen ist es nicht zu sehen, weil die umliegenden Wände höher sind und von den anderen Zimmern gibt es keine Fenster in diese Richtung. Man hat diesen Raum nur zufällig wiedergefunden, weil einer der Arbeiter bei der

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